Von Flamingos und Fantasieblüten erzählt die "Retrospektive 1" in der Stadtbücherei
Die Stadtbücherei hat Geburtstag und erinnert aus diesem Anlass mit einer Retrospektive auch an Kunstausstellungen dieser Zeit.
Gisela Müller, Leiterin der Stadtbücherei Mörfelden-Walldorf, hat zum 50-jährigen Bestehen der Stadtbücherei die Bilderausstellung „Retrospektive 1“ eröffnet. Die Bücherei im Kulturhaus Mörfelden ist damit Veranstalterin und öffentliche Galerie von aktuell 19 Kunstwerken. „Seit 20 Jahren veranstalten wir regelmäßig Ausstellungen hier bei uns im Treppenhaus“, sagt Gisela Müller bei der Vernissage.
Sie habe über 30 Künstler angeschrieben, die schon früher im Kulturhaus ausgestellt hatten. „Es gab ein großes Feedback, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte“, fügt sie hinzu. Nahezu alle hätten geantwortet und dürften nun ausstellen: zehn Künstler bei der jetzigen Ausstellung und 15 bei der folgenden. Von den ersten zehn haben neun Künstler jeweils zwei Werke zur Verfügung gestellt, eine Künstlerin ist mit einem Werk vertreten.
Petra Wohlfahrt war auch schon mehrfach mit dabei. Von ihr hängen zwei Kunstwerke nebeneinander im Flur. „Bei der abstrakten Fantasieblume, einem floralen Motiv, habe ich einfach so vor mich hin gespachtelt und mit dem Werkstoff Bitumen gespielt“, erklärt sie. Die Farbenpracht solle Stimmung erzeugen. Und die runden Muster habe sie mit Hilfe einer Schablone aufgesprüht. „Ich baue Bilder und male sie nicht“, erläutert sie.
Risse mit dem Fön
Bei ihrem anderen Ausstellungsstück „Leinwand auf Leinwand“ sei Steinpaste mit Farbe und Paperdecoration zum Einsatz gekommen. „Jetzt ist es nicht nur dreidimensional, sondern auch versteinert“, schildert die Künstlerin und demonstriert dies, indem sie auf das Bild klopft. Ins Braun-Rostige der Fläche habe sie dann noch mit einem heißen Fön Risse eingebracht. „Für jedes verkaufte Bild spende ich die Hälfte des Erlöses ans Kinderhilfswerk“, sagt Petra Wohlfahrt.
Siggi Liersch hat aus seiner „Serie von 100 mit Titel Voices“ zwei Collagen für die Ausstellung ausgewählt. „Jedes einzelne dieser 100 erzählt eine eigene Geschichte“, erklärt Liersch. Er habe früher viel Comics konsumiert und erst danach habe sich sein Interesse an Büchern entwickelt. Für die Collagen mussten viele seiner gesammelten Comichefte dran glauben. Bei der ausgestellten Collage mit Titel „Das Phantom“ habe der Künstler die Sprechblasen sogar selbst formuliert. „Ich würde sagen, das ist ein Stück weit Grenzen überwinden. Am Ende wirke es „wie ein Zusammenschluss von Prosa und Liedern, nur eben mit anderen Mitteln“.
Auch die Walldorferin Petra Olejnik hat zwei ihrer Gemälde beigesteuert. Eines zeigt in leuchtenden Farben einen Teil des Antelope-Canyons, einem sogenannten „Slot Canyon“, der in Arizona zu finden ist. „Man kann dort direkt in dieses Felsmassiv hineinfahren. Das ist quasi unter der Erde, und dieses grandiose Farbenspiel hat mich sehr fasziniert“, erklärt sie. Insgesamt gebe es eine Reihe von sieben Canyon-Bildern, die auf Fotografien basieren. „Von den Aufnahmen habe ich mich inspirieren lassen“, sagt Olejnik.
Manche erschrecken
Ein weiteres Bild von ihr sticht in der aktuellen Ausstellung besonders hervor. Es heißt „Die drei pinken Grazien“ und befindet sich ganz oben im Flur direkt am Treppengeländer. Für die Wand sei es eben ein bisschen zu groß gewesen, aber so komme es gut zur Geltung. Mancher Besucher habe sich gar erschreckt vor den drei übergroßen Flamingoköpfen. „Ich liebe die Farbe Pink über alles“, sagt die Künstlerin, die das Bild bereits 2010 fertiggestellt hatte. „Das war noch vor dem momentanen Flamingo-Boom“, betont sie.
Verschiedene Malstile und -techniken zeigen auch die Werke von Ingrid Beller, Werner Froelich, Sina Gerstner, Ingeborg Gohlke, Lea Maurer, Harika Schirmer und Douglas Burress in der Treppenhausgalerie, und zwar noch bis zum 5. Oktober. Vom 28. Oktober bis 31. Dezember ist der zweite Teil der Ausstellung „Retrospektive“ geplant.