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Unbekannte zünden Infotafel auf dem Historischen Lehrpfad an

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Die Infotafel 14 auf dem Historischen Lehrpfad rund um das Horváth-Zentrum war angezündet worden. In einer bewegenden Veranstaltung wurde die Tafel erneuert und ein Schild aufgestellt.

„Wer zündet eine Infotafel an, auf der eine Frau darüber spricht, dass sie als 16-jähriges Mädchen im KZ Bergen-Belsen tagelang Leichen in ein Massengrab werfen musste?“ Diese Frage stellt ein neues Schild gegenüber der Tafel 14 auf dem Historischen Lehrpfad rund um das Horváth-Zentrum in Walldorf, auf die vor rund zwei Wochen ein Brandanschlag verübt worden war. Die Tafel 14 wurde schnell erneuert und zusätzlich das neue Schild aufgestellt. Zur emotional berührenden Veranstaltung waren etwa 50 Menschen gekommen, die somit auch ein Zeichen für die historische Aufarbeitung und gegen Rechtsextremismus setzten.

Cornelia Rühlig, die Vorstandsvorsitzende der Margit-Horváth-Stiftung, eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Ansprache, bevor sie das Wort an Birgit Schüller, Gründungsmitglied der Stiftung, übergab: „Ich möchte meiner Empörung Ausdruck verleihen. Ich finde es unmöglich, unglaublich, empörend, wenn Menschen eine solche Tat begehen.“ Sowohl Rühlig als auch Schüller halten es für wichtig, dass die Gesellschaft als Ganzes gegen solche Taten Stellung bezieht. Das erwartet Schüller nicht nur, aber im Besonderen auch von der Politik: „Ich wünsche und erwarte, dass die Vertreter aller Parteien unserer Stadt laut und öffentlich Stellung beziehen. Wir alle, die wir hier leben, müssen den Mund aufmachen!“

An die Opfer erinnern

Während der halbstündigen Veranstaltung meldeten sich auch Jugendliche zu Wort, darunter zwei Austauschschüler aus Ecuador, die auch das neue Schild enthüllten. Sie sind derzeit an der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich, einem engen Kooperationspartner der Stiftung. Für die Fachschaft Geschichte der Schule sagte Lehrer Jens Stephan: „Die mutwillige Inbrandsetzung einer Infotafel am Historischen Lehrpfad in Walldorf ist nicht nur sehr traurig und bestürzend, sie zeigt einmal mehr, wie wichtig unsere Arbeit in der Bildung – ob schulisch oder außerschulisch – ist.“ Die Abiturientin Lea Anthes von der Dreieich-Schule in Langen sagte: „Als ich in einer Zeitung von diesem Feuer las, war ich entsetzt. Ich schrieb sogleich Frau Rühlig, um mehr zu erfahren. Doch wie reagiert man auf solch eine Tat? Ich denke, dass wir alle hier sind, um darauf aufmerksam zu machen. Das ist das Beste, was man tun kann. Es ist und bleibt wichtig, immer wieder an die Opfer der inhumanen Methoden der Nationalsozialisten zu erinnern.“

Engagement verstärken

Die Bertha-von-Suttner-Schule aus Mörfelden-Walldorf arbeitet ebenfalls sehr eng mit der Stiftung zusammen. Christian Friedrich, Sprecher für die Fachschaft Geschichte, betonte: „Dieser gezielte Anschlag auf ein zentrales Element unserer Erinnerungskultur kann für uns als Fachschaft Geschichte nur bedeuten, unser Engagement mit und für unsere Schülerinnen und Schüler am KZ-Lehrpfad und am Margit-Horváth-Zentrum aufrechtzuerhalten und zu verstärken – gegen das Vergessen.“ Auch Oberstufenkoordinator Björn Hamburger bezog im Namen der Schulleitung Position: „Doch verstärkt und bestärkt gerade diese menschenverachtende Tat den Auftrag der Stiftung und den Auftrag an die Gesellschaft: Aufklärung und Bildung – gegen das Vergessen.“ Cornelia Rühlig erinnerte daran, dass der Bildungsauftrag der Stiftung aktueller denn je sei: „Wir werden in Kürze zahlreiche Vorträge zum Thema Rechtspopulismus anbieten. Dieser findet nicht nur bei uns, sondern derzeit leider in vielen europäischen Ländern statt.“

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