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Viele Menschen kommen zur Kundgebung gegen Rechts

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Vor dem Bürgerhaus Mörfelden fand eine überaus fröhliche und bunte Versammlung statt, die sich gegen die AfD wandte. Die Initiatoren von „Blues gegen Rechts“ freuten sich über den großen Zuspruch.

Wie fröhlich und bunt die Doppelstadt ist, das war kürzlich nicht nur auf dem Fest der Vielfalt zu erleben, sondern nun auch vor dem Bürgerhaus Mörfelden. Am Dienstagabend versammelte sich dort eine sehr große Menschenmenge, um auf friedliche Weise gegen eine Veranstaltung zu protestieren, die zeitgleich innerhalb des Bürgerhauses stattfand: Die AfD-Kreistagsfraktion im Landkreis Groß-Gerau hatte zu einer „Bürgerstunde mit Diskussionsrunde“ unter dem Titel „Wer sind die Ahmadiyya und was sind ihre Aktivitäten im Kreis Groß-Gerau?“ eingeladen. Hauptredner war der hessische AfD-Landesvorsitzende Robert Lambrou. An der Veranstaltung nahmen auch Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde teil, die mit Lambrou kontrovers diskutierten.

Vor dem Bürgerhaus hatten die Initiatoren von „Blues gegen Rechts“ zu einem stimmungsvollen Konzert samt einer überparteilichen politischen Aktion eingeladen. Versammlungsleiter Ralf Baitinger, der zwar im Beruf der städtische Sport- und Kulturamtsleiter ist, aber die Veranstaltung ausdrücklich als Privatperson angemeldet hatte, setzte in seiner Eröffnungsrede den Ton: „Dies ist eine überparteiliche Aktion, wie man an der bunten Mischung der Teilnehmer sehen kann, die unterstreicht: Mörfelden-Walldorf ist und bleibt bunt!“ Zudem machte Baitinger sofort deutlich, dass es sich um eine durchgehend friedliche Protestveranstaltung handelt, woran sich die Teilnehmer auch hielten.

Bunte Luftballons

An der Veranstaltung nahmen neben einer sehr großen Anzahl von Bürgern auch das städtische Integrationsbüro, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Doris Schöneberger, das Evangelische Zentrum für Interkulturelle Bildung sowie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes mit Infoständen teil.

Darüber hinaus waren diverse politische Gruppierungen auf der Veranstaltung präsent. Die Jusos ließen um 19 Uhr, als die AfD-Veranstaltung im Bürgerhaus begann, in einer mit den Organisatoren abgestimmten Aktion bunte Luftballons als Symbol für die Vielfalt in der Gesellschaft in den Himmel steigen. Auch zahlreiche Vereine oder Organisationen waren ebenfalls vor Ort, beispielsweise die „Omas gegen Rechts“: „Wir sind aktiv und laut für Demokratie und gegen Rassismus“, so Dr. Ingeborg Lickteig von den „Omas gegen Rechts“. Zudem waren zahlreiche ehrenamtliche und hauptamtliche Politiker anwesend, beispielsweise Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD), der Erste Stadtrat Burkhard Ziegler (Freie Wähler), Bürger- und Ordnungsdezernent Steffen Seinsche (FDP), Landrat Thomas Will (SPD) oder der Bundestagsabgeordnete Jörg Cezanne (Linke). Da die Veranstalter aber großen Wert auf Überparteilichkeit legten, ergriff keiner von ihnen das Wort.

Redner der Veranstaltung waren ausschließlich Musiker und Künstler aus Mörfelden-Walldorf und der näheren Umgebung, nämlich Sigi Liersch, Jürgen Leber, Bodo Kolbe und Ralf Baitinger. Letzterer führte auch als Moderator durch den Abend, wobei er mit Humor und Lokalkolorit für eine ausgesprochen lockere Atmosphäre sorgte. Die Polizei hatte daher einen ruhigen Abend. Die gefühlvollen Blues-Songs der Musiker, die teilweise alleine, im Duo oder alle zusammen auftraten, trafen sowohl musikalisch als auch mit ihren politischen Botschaften den Nerv des Publikums.

Rund 700 Menschen

Bei der lebendigen Veranstaltung herrschte ein lockeres Kommen und Gehen, was es schwer macht, die Teilnehmerzahl zu schätzen. Doch ist eine Größenordnung von etwa 700 Personen vor dem Bürgerhaus gegenüber wohl rund 70 anwesenden Personen einschließlich der AfD-Kritiker im Bürgerhaus wohl eine realistische Schätzung. Unbestreitbar ist Baitingers Aussage: „Wir sind deutlich mehr.“ Baitinger ging in seiner Rede auch darauf ein, dass die Verwaltung im Februar der AfD das Recht auf Anmietung des Bürgerhauses versagt hatte, was aber rechtlich angreifbar war. Daraus schloss die Stadt, der AfD könne das Bürgerhaus als Tagungsort nicht verwehrt werden. Baitinger wollte aber als Privatperson wenigstens vor dem Bürgerhaus ein deutliches Zeichen gegen die Partei setzen. Der friedliche und fröhliche Verlauf von „Blues gegen Rechts“ und die große Resonanz der Bürger der Doppelstadt und der Umgebung lassen den Schluss zu, dass genau dies den Initiatoren auch gelungen ist: „Und es berührt uns Organisatoren sehr, dass so viele unserem Aufruf gefolgt sind und hier mit uns stehen!“, so Baitinger abschließend.

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