Votum für zentralen Feuerwehrstandort in der Doppelstadt

Die Diskussion um den oder die Feuerwehrstandorte in der Doppelstadt tritt in die heiße Phase. Der Magistrat hat für die kommende Stadtverordnetenversammlung am 19. Juni eine zentrale Lösung empfohlen.
In der nächsten Stadtverordnetenversammlung am Dienstag, 19. Juni, soll die wichtige Grundsatzentscheidung getroffen werden, ob die Doppelstadt langfristig an zwei Einsatzabteilungen, einer in Mörfelden und einer in Walldorf, und analog an zwei Feuerwehrgerätehäusern festhalten will. In der jüngsten Magistratssitzung ist hierzu mit Mehrheitsvotum eine Vorentscheidung gefallen: Das Gremium hat den Stadtverordneten einen Neubau für ein zentral gelegenes Feuerwehrgerätehaus zwischen beiden Stadtteilen empfohlen. Dieses soll nördlich der Wageninger Straße und westlich der B 44 gebaut werden. Südlich der Wageninger Straße und ebenfalls westlich der B 44 sollen zudem Gebäude für den Bauhof und das Deutsche Rote Kreuz Walldorf errichtet werden.
Der wichtigste Aspekt ist zweifellos die Hilfsfrist, die in Hessen zehn Minuten beträgt. Innerhalb dieser Zeitspanne müssen von der Alarmierung der Feuerwehr an mindestens sechs Kräfte am Einsatzort sein. Die Zeit setzt sich aus der Fahrt der Feuerwehrleute zum Gerätehaus, dem Umziehen und Besetzen der Fahrzeuge und der Fahrt zur Einsatzstelle zusammen. Laut aktueller Magistratsvorlage wurden zwischen Mai 2016 und Dezember 2017 bei 253 Einsätzen die Hilfsfristen in gut 90 Prozent der Fälle eingehalten. „Das ist ein sehr guter Wert, die Einsatzabteilungen leisten tolle Arbeit“, lobt Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD).
Verkehrsgünstig gelegen
Der Rathauschef geht allerdings davon aus, dass die Hilfsfrist auch bei einem verkehrsgünstig gelegenen zentralen Standort eingehalten würde. „Es würde lediglich zu Verschiebungen kommen. Manche Wohnquartiere wären für die Feuerwehr schneller erreichbar, bei anderen käme es zu Verschlechterungen.“ Langfristig spricht nach Meinung Beckers mehr für einen zentralen Feuerwehrstandort, weshalb er auch die Magistratsvorlage mit einer solchen Empfehlung eingebracht habe: „Brandschutz ist eine städtische Aufgabe. Ein neues und verkehrsgünstig gelegenes Feuerwehrgerätehaus ist auf Dauer für die Stadt die beste Lösung.“ Zwar sei der Personalstand derzeit bei beiden Einsatzabteilungen gut, jedoch sei mit Blick auf die demografische Entwicklung Vorsicht geboten.
Becker verwies zudem darauf, dass an den beiden bisherigen Feuerwehrstandorten neuer Wohnraum entstehen könne. Roger Manger, Abteilungsleiter im Stadtplanungs- und Bauamt, erläuterte weitere Vorteile eines Neubaus an zentraler Stelle: „Hier gibt es Erweiterungsmöglichkeiten. Die bestehenden Standorte sind räumlich beengt. Zudem sind Sanierungen mit größeren Risiken behaftet als ein Neubau, der zudem niedrigere Instandhaltungskosten verursacht.“ Manger wies aber auch auf einen Schwachpunkt einer zentralen Lösung hin, der in der Magistratsvorlage ebenfalls aufgeführt wird, nämlich dass es zurzeit noch kein Planungsrecht gibt, dass einen Neubau zwischen beiden Stadtteilen ermöglichen würde.
Massiver Widerstand
Die Wehrführungen der Einsatzabteilungen in Mörfelden und Walldorf befürworten klar die Beibehaltung von zwei Standorten, ebenso der Kreisbrandinspektor. Laut aktueller Magistratsvorlage hat sich auch die Brandschutzkommission mit deutlicher Mehrheit für diese Variante und damit gegen einen zentralen Standort ausgesprochen. Magistrat und Brandschutzkommission haben den Stadtverordneten somit gegenteilige Empfehlungen abgegeben. Derzeit scheint sich abzuzeichnen, dass die drei Regierungsfraktionen aus SPD, Freien Wählern und FDP gegen die massive Kritik der Wehrführungen und der Opposition aus CDU, Grünen und DKP/Linke Liste am 19. Juni eine Grundsatzentscheidung für einen zentralen Feuerwehrstandort treffen werden.
„Ich habe Verständnis dafür, dass man gerne nach rund 50 Jahren am gewohnten Standort bleiben möchte. Aber wir müssen alle Faktoren im Blick haben“, so Becker, der auch der zuständige Dezernent für den Brandschutz ist. Er will sich dafür einsetzen, dass sich möglichst keine ehrenamtlichen Kräfte aus Frust zurückziehen. Ein Problem hierbei sei, dass deutlich mehr Feuerwehrleute aus Mörfelden an einem zentralen Gerätehaus wohnen würden. Viele Feuerwehrleute aus Walldorf hätten daher bei einer zentralen Lösung wohl keine realistische Chance mehr, bei den ersten sechs Einsatzkräften im ersten Auto dabei zu sein.