Welche Wechselwirkungen entstehen zwischen Flughafen und Kommunen?

Henrik Gasmus vom Umwelt- und Nachbarschaftshaus Kelsterbach berichtete über die Studie, in der die Einflüsse des Flughafens auf seine Nachbarn unter die Lupe genommen werde. Start der Studie ist am 1. Dezember.
Über die geplante Studie zum Sozialmonitoring des Einflusses des Frankfurter Flughafens auf die umliegenden Kommunen informierte Diplom-Geograph Henrik Gasmus, der Koordinator der Untersuchung am Umwelt- und Nachbarschaftshaus Kelsterbach. Vor etwa 40 Besuchern referierte er im Sitzungssaal des Walldorfer Rathauses über die Planungen für die 18-monatige Untersuchung, die am 1. Dezember beginnen soll.
Dabei werden die Effekte der Sozialentwicklung in den Kommunen aufgrund des Flughafeneinflusses unter die Lupe genommen. Um diese Effekte feststellen zu können, soll untersucht werden, wie viele Mitarbeiter des Flughafens oder von mit dem Flughafen verbundenen Unternehmen in den Kommunen tätig sind und die Zahlen um diese Quoten bereinigen.
Spontaner Applaus
Unterschiedlich fielen die Reaktionen auf das Vorhaben aus. Während in der Studie lediglich die kommenden 18 Monate verfolgt werden, geht dies den Flughafenkritikern nicht weit genug. So kam der Hinweis auf den Bau der Nordwest-Landebahn und die damit verbundene Schließung und Umsiedlung der Chemiefabrik Ticona.
Dies sorgte in Kelsterbach für einen sofortigen Rückgang der Steuereinnahmen um zehn Millionen Euro, was der Stadt nun nach sechs Jahren bereits einen blauen Brief aus Wiesbaden aufgrund der desolaten Haushaltslage einbrachte. Auch andere Unternehmen wie DB-Schenker hätten mittlerweile nachgezogen und die Lage verschlimmert. Dass diese Ursache in der Untersuchung der kommenden 18 Monate genauso wenig zum tragen kommt wie die Kerosin geschwängerte Luft in Kelsterbach, brachte dem Kritiker spontanen zustimmenden Applaus im Saal ein. Ebenso die Anmerkung, dass die Einwohner der Stadt Kelsterbach die Kosten für dies alles tragen, nicht der Verursacher.
Öffnung für Billigflieger
Gasmus erklärte, dass es beim Sozialmonitoring darum gehe, die Verflechtung des Arbeitsmarkts der Kommunen untereinander und mit dem Flughafen anhand von Pendleranalysen zu untersuchen. Gemeinsam mit der Fraport werde dann eine Erhebung der verschiedenen Arbeitsstätten vorgenommen, anschließend sozialökonomische Effekte in den Kommunen untersucht und eine soziodemographische Studie erstellt. Ebenso soll untersuchen werden, ob es Einflüsse des Fluglärms auf die Wohnqualität gebe, die auch berücksichtigt werden müssen.
Die Studie war bereits während einer Auftaktveranstaltung mit den betroffenen Kommunen am 26. Januar dieses Jahres in Dietzenbach beschlossen worden. Das sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut Göttingen an der Ernst-August Universität zeichnet für dieses Sozialmonitoring verantwortlich, das einen Millionenbetrag kosten wird. Am 1. Dezember soll die Studie starten, am 18. Januar ist in Dietzenbach erstmals ein Treffen mit den betroffenen Kommunen vorgesehen. Nach zwölf Monaten sollen die ersten Ergebnisse feststehen und festgestellt werden, in welchen Kommunen sechs Monate lang genauer untersucht werden muss.
Kritisch setzte sich auch Norbert Schaffner aus Riedstadt von der Fluglärmkommission mit dem Flughafen auseinander. Er verwies auf den Hinweis des Betreibers den Flughafen für Billigflieger öffnen zu wollen. „Das geht nur, wenn die Kosten gesenkt werden. Dies kann nur geschehen, wenn die Dienstleister neue Gesellschaften gründen und die Löhne der Mitarbeiter sinken. Wen die Effekte dieses Vorgehens treffen, das kann sich jeder denken“, sagte Schaffner unter dem Applaus der Anwesenden.