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Feuerwehr fordert personelle Unterstützung

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Für die Gemeinde und den Brandschutz leisten Feuerwehrchef Christian Hartmann (rechts) und sein Stellvertreter Daniel Becker jährlich jeweils mehrere Hundert Stunden ehrenamtlichen Dienst. Sie hoffen auf Verstärkung durch die Verwaltung.
Für die Gemeinde und den Brandschutz leisten Feuerwehrchef Christian Hartmann (rechts) und sein Stellvertreter Daniel Becker jährlich jeweils mehrere Hundert Stunden ehrenamtlichen Dienst. Sie hoffen auf Verstärkung durch die Verwaltung. © rabe

Die Zahl der Einsätze hat zuletzt zugenommen. Allein ehrenamtliche Kräfte reichen daher nicht mehr aus, um den gewachsenen Anforderungen gerecht zu werden.

Nauheim -Eine kontroverse Debatte über den neuen Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) der Freiwilligen Feuerwehr hat sich vor wenigen Wochen daran entzündet, dass die Gemeinde ein voraussichtlich 700 000 Euro teures Drehleiterfahrzeug kaufen will. In den Plänen für die Zeit bis 2030 werden darüber hinaus auch Lösungen für die Personalprobleme und die Überlastung ehrenamtlicher Helfer gefordert.

Aufgabenfeld ist gewachsen

Der BEP stelle umfassend und begründet dar, was die Feuerwehr in den nächsten zehn Jahren benötige, um ihre Aufgabe zu erfüllen, heißt es. Dabei gehe es um Personal, Gebäude, Fahrzeuge und Geräte. Das alles sei abhängig von Gefahrenpotenzialen in der Gemeinde. Diese seien analytisch zu erfassen, um den Brandschutz sicherzustellen. Um eine Akzeptanz zu erreichen, sei ein politischer Beschluss notwendig. Den traf die Gemeindevertretung trotz Kritik am Drehleiterfahrzeug für den gesamten BEP.

Bürgermeister Jan Fisher (CDU) nutzte die Gelegenheit, um den Aspekt des Ehrenamts zu betonen. Allerdings ging dieser in der kontroversen Diskussion eher unter. Der BEP bekräftigt, dass die Feuerwehr ihren Dienst "freiwillig und ehrenamtlich im Dienst der Gemeinde" verrichte. Daher sei es eine Aufgabe der Kommune, "die ehrenamtliche Tätigkeit zu fördern und abzusichern" sowie die Ausbildung der Jugendwehr voranzubringen.

Ausführlich geht die Einsatzstatistik darauf ein, wie sich das Aufgabenfeld der Feuerwehr verändert hat, darunter deutlich mehr Einsätze aufgrund von Stürmen. Unter Mitgliedern freiwilliger Feuerwehren werde hessenweit "eine geringer werdende Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement" festgestellt. Es werde immer schwieriger, Führungspositionen zu besetzen. "Aufgrund des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels hat bereits jetzt ein schleichender Mitgliederschwund eingesetzt", heißt es. Junge Menschen, die früh zur Jugendwehr stießen, verließen sie oftmals wieder im Alter zwischen 16 und 18 Jahren. Es wird außerdem davor gewarnt, dass Ausbilder personell überlastet würden.

Grenze der Belastbarkeit

Gemeindebrandinspektor Christian Hartmann bringe pro Jahr etwa 600 Stunden ehrenamtlich auf - oftmals während seiner normalen Arbeitszeit. Es sei nicht davon auszugehen, dass Arbeitgeber dies weiterhin positiv unterstützten. "Diese Zeit kann in Zukunft nicht mehr rein ehrenamtlich geleistet werden", lautet eine Forderung. Daher wünscht sich die Wehr eine personelle Unterstützung durch die Verwaltung. Die Grenze bei den Einsatzzahlen und den vielen geleisteten Stunden sei erreicht. Als eine angemessene Lösung diene unter anderem ein Rentenmodell aus Baden-Württemberg, das eine an Dienst- und Einsatzstunden gekoppelte Leistung im Rahmen einer Altersvorsorge vorsehe. Auch über Entschädigungsleistungen müsse gesprochen werden. Ferner seien "dringend Maßnahmen zur Personalgewinnung einzuleiten". Eine 2019 eingerichtete Vollzeitstelle für einen hauptamtlichen Gerätewart reiche nicht. Um das Pensum zu bewältigen, seien weitere ehrenamtliche Gerätewarte nötig.

Darüber hinaus geht es im BEP um kleine und große Erfordernisse, angefangen von einem nicht mehr funktionierenden Löschbrunnen in der Industriestraße über die Funktion von Sirenen, die auf digitale Technik umzurüsten seien bis zu wachsenden Gefahren im Straßenverkehr. Die Gewerbegebiet im Umland und der geplante Gewerbepark Süd in Nauheim würden "die Situation nicht weiter verbessern".

In diesem Kontext wird auf Risiken durch Gewerbetriebe hingewiesen, darunter ein Lager mit fast 30 000 Autoreifen, Busbetriebe, Speditionen mit Lagerflächen, Handwerker und ein Pharmaunternehmen. Nicht zu vergessen die örtlichen Supermärkte und einige bewohnte Objekte, vom Seniorenhaus bis zu den beiden Hochhäusern in der Thomas-Mann-Straße mit jeweils 15 Geschossen. Rainer Beutel

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