Hegbach gehört zu den "Prio-Bächen"

Ein Schutzprogramm der Landgesellschaft renaturiert Gewässer in Hessen. Der Zeitplan ist wegen Corona allerdings ins Stocken geraten.
Nauheim -Im März 2020 startete das hessische Gewässerschutz-Programm "100 Wilde Bäche für Hessen". Seitdem ist es still um die Renaturierungmaßnahme geworden. Doch hinter den Kulissen arbeitet die Hessische Landgesellschaft (HLG) unter Corona-Bedingungen weiter daran, dass der Hegbach und weitere 99 Gewässer durch ein natürliches Bachbett laufen. Aufgabe der Landgesellschaft ist es, die unterhaltspflichtigen Kommunen und Wasserverbände zu unterstützen. Die HLG kümmert sich um das Flächenmanagement, die Projektsteuerung und -planung sowie die organisatorische Abwicklung der Maßnahmen vom Förderantrag bis zur Bauabnahme.
"Wir versuchen, die verschiedenen Kommunen an einen Tisch zu bekommen, um die Maßnahmen mit ihnen abzustimmen", informiert Patrick Steinmetz, Leiter der Ökoagentur für Hessen bei der HLG. Das sind im Fall des Hegbachs drei Landkreisbehörden.
Der rund 28 Kilometer lange Hegbach entspringt aus einer Quelle bei Urberach. Er passiert die Gemarkungen der Anliegerkommunen Rödermark, Messel, Langen, Dreieich, Erzhausen, Darmstadt, Egelsbach, Mörfelden-Walldorf, Groß-Gerau und speist den Hegbachsee bei Nauheim, um zwei Kilometer weiter in den Schwarzbach zu münden. Mit eingebunden werden außerdem der Wasserverband Schwarzbachgebiet-Ried sowie das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) als Obere Naturschutzbehörde.
Begehungen abgesagt
Um auch die breite Öffentlichkeit mit ins Boot zu holen, biete die HLG Bachbegehungen und Informationsveranstaltungen an. "Unsere Dienstleistungen sind für die Kommunen kostenfrei", betont Steinmetz die Vorteile des Programms. Doch mit Ausbruch der Corona-Pandemie sei dies nicht umsetzbar.
Die HLG habe bereits mit den einzelnen Kommunen und zuständigen Wasserverbänden Gespräche geführt, erläutert Steinmetz den Prozess. Außerdem habe man sich zu einer konzeptionellen Planungsbesprechung mit dem RP und einem Planungsbüro getroffen. "Der nächste Schritt ist die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange bei sogenannten Runden Tischen. Zu diesen zählen, neben den zuständigen Behörden, besonders die Personen, Gruppen und Verbände, die zur Entwicklung des Gewässers beitragen wollen und können oder möglicherweise betroffen sind."
"Im Zeitplan sind wir ein wenig ins Stocken geraten", räumt Steinmetz ein. Die Runden Tische könnten zwar digital abgehalten werden. Die Verständigung sei dennoch schwierig, und viele von ihnen seien aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden. "Aber wir arbeiten mit Vollgas weiter", versichert der Projektleiter für Südhessen.
Runde Tische werden digital
Eine Abstimmung zwischen der HLG, den Landkreisbehörden, dem RP und dem Wasserverband werde voraussichtlich im Dezember stattfinden. "Erst dann gehen wir in die Ausschreibung", so Steinmetz. Bis tatsächlich am Hegbach die Bagger rollen, können noch einige Jahre vergehen. Die Genehmigungs- und Planungsphasen dauerten in der Regel zwei bis vier Jahre.
Jedenfalls gehöre der Hegbach zu den "Prio-Bächen", wie die Projektbeteiligten die priorisierten Bäche nennen. Einen Prio-Bach zeichne aus, dass er günstige Voraussetzungen für die zügige Umsetzung der Renaturierung aufweist. Betrachtet werden die Fließgeschwindigkeit und Lauflänge des Gewässers, die Zahl der erwarteten Einzelmaßnahmen und die Eigentumsverhältnisse. Was macht den Hegbach nun zu einem Prio-Bach? "Zum einen ist der Hegbach in Abschnitten ein hessisches Referenzgewässer, also für den Artenschutz relevant", erklärt Steinmetz. Zum anderen seien große Teile des Bachs öffentliches Eigentum, was die Abstimmung erleichtere.
Der Hegbach werde abschnittweise renaturiert. Etwa 50 Maßnahmen seien pro Bach geplant. Die Zahl der Maßnahmen nehme beim Hegbach im Verlauf von der Quelle zur Mündung zu, erläutert Steinmetz. "Bei Egelsbach ist noch wenig zu tun, im Ried nehmen die Querbauwerke zu." Querbauwerke können Wehre, Dämme oder Rampen sein. "An manchen stellen wird der Bach sogar im Wald kanalisiert", macht Steinmetz auf das Ausmaß menschlicher Eingriffe in den natürlichen Bachlauf aufmerksam. Sind solche Bauten einmal beseitigt, könne das Gewässer wieder frei fließen, was für die im und am Wasser lebenden Tiere und Insekten sehr wichtig sei. Geschützte Arten wie die Groppe, das Bachneunauge oder die grüne Flussjungfer sind dort zu Hause. Sie fühlten sich in einem natürlichen Bachbett mit breiten und unberührten Ufern am wohlsten, beschreibt das Hessische Umweltministerium die Ziele des Programms.
Dorothea Ittmann
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.wildebaechehessen.de