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Ansteckungsgefahr für Zahnärzte ist besonders groß

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Zahnärzte sind bei der Behandlung der Patienten durchaus durch eine Ansteckung mit Corona gefährdet. Zahnarzt Stephan Jourdan, Zahnärztin Paula Schneider und Assistentin Vanessa Kollakowski (von links) simulieren eine Behandlung.
Zahnärzte sind bei der Behandlung der Patienten durchaus durch eine Ansteckung mit Corona gefährdet. Zahnarzt Stephan Jourdan, Zahnärztin Paula Schneider und Assistentin Vanessa Kollakowski (von links) simulieren eine Behandlung. © rko

Stephan Jourdan und sein Team halten die Praxis trotz der Pandemie offen. Besondere Hygienevorkehrungen sollen das Risiko minimieren.

Raunheim -Der Zahn schmerzt höllisch, schon seit Tagen. Aber die Hemmungen, sich während der Corona-Pandemie in die Behandlung eines Zahnarztes zu begeben, sind groß. Schließlich ist der Kontakt zwischen dem Patienten und dem Zahnarzt während der Behandlung sehr eng.

Dabei sind vor allem der Arzt und sein Personal gefährdet. "Die Ansteckungsgefahr liegt nicht beim Patienten, sondern beim Zahnarzt", sagt Stephan Jourdan. Auch gegenüber einem Hausarzt gebe es für Zahnärzte eine höhere Ansteckungsgefahr. Der Grund liegt auf der Hand: Der Patient kann während der Behandlung keinen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Während des ersten Lockdowns sei die Zahl der Patienten um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen, stellt Zahnarzt Jourdan fest. Er praktiziert bereits seit 2008 in Raunheim. Zunächst bis 2014 in einer gemeinsamen Praxis mit seinem Vater im alten Stadtzentrumsgebäude, dann alleine und seit 2018 in dem neuen Ärztehaus am Rathausplatz.

Keine finanzielle Unterstützung

Nach den Sommerferien habe sich die Situation gebessert. Wie auch vor den Weihnachtsferien, trotz der hohen Infektionszahlen. Zahnärzte in den Großstädten seien nicht nur von den Hemmungen der Patienten betroffen gewesen, sondern auch vom Wechsel der Berufstätigen in das Homeoffice. Denn nicht wenige Arbeitnehmer hätten ihren Zahnarzt im Umfeld des Arbeitsplatzes. Arbeiten sie zu Hause, besuchten sie nicht ihren Zahnarzt um die Ecke.

Die Weltgesundheitsorganisation habe zudem global dazu geraten, Zahnarztbesuche, die nicht dringend sind, zu verschieben. "Doch was ist nicht dringend?", fragt Jourdan.

Auch er habe Mitarbeiter in Kurzarbeit versetzen müssen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht und aus Verantwortung gegenüber seinen Patienten habe er seine Praxis jedoch weiterhin offen gehalten. Denn Zahnärzte bekämen keine finanzielle Unterstützung. Die kassenärztliche Vereinigung biete allerdings günstige Kredite an.

Aber, fragt Stephan Jourdan, wie verhalte sich ein über 60-jähriger Zahnarzt, der zur Risikogruppe gehört. Es sei fraglich, ob er kurz vor seiner Rente noch einen Kredit aufnehmen wolle.

Jourdan hält in seiner Praxis die Hygienestandards ein. Er reduzierte die Patientenzahl. Maximal darf der Patient von einer Person begleitet werden. Im Wartezimmer ist das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes Pflicht. Die Türen der Behandlungszimmer bleiben nach der Behandlung geschlossen, die Fenster werden zum Lüften geöffnet. Die Patienten werden aufgefordert, sich nach Betreten der Praxis die Hände zu waschen. "Hygiene in allen Bereichen der Praxis hatte bei uns schon immer einen hohen Stellenwert", betont Jourdan.

Patienten mit Erkältungssymptomen sagten von sich aus den Behandlungstermin ab. Aber das sollten sie auch machen, wenn es keine Pandemie gebe, so Jourdan.

Zwei Masken übereinander

Einige seiner Mitarbeiter hätten durchaus Angst vor einer Ansteckung gehabt. Er selbst habe dieses Gefühl nicht verspürt, räume aber ein, dass es einen 100-prozentigen Schutz nicht gebe. Natürlich stehe nicht nur sein eigener, sondern auch der Schutz der Patienten im Vordergrund. "Ich möchte nicht, dass sich hier Patienten anstecken", unterstreicht Jourdan.

Problematisch sind bei der Behandlung aus dem Rachenraum austretende Aerosole, wenn sich beim Bohren und Reinigen durch die Wasserspülung feiner Sprühnebel bildet. Ein Sauger verhindert indessen das Austreten des Sprühnebels.

Jourdan trägt während der Behandlung eine FFP2-Maske und darüber noch eine OP-Maske. Diese Methode steht auch mit der Knappheit der Masken im Frühjahr im Zusammenhang. Der Wechsel der FFP2-Maske nach der Behandlung eines jeden Patienten könne damit vermieden werden, meint der Zahnarzt. Seine Lupenbrille ist mit einem Seitenvisier ausgestattet. Außerdem hat er noch ein großes Visier als Alternative.

Für seine angestellte Zahnärztin Paula Schneider gehört die Behandlung der Patienten trotz Corona zum Berufsrisiko. "Wir müssen die Versorgung aufrecht erhalten", sagt sie. Sie habe keine Angst vor einer Ansteckung, ihr sei gleichwohl die Gefahr bewusst. Sie sagt aber auch, dass die Arbeit der Zahnärzte zu wenig wertgeschätzt werde. Es werde zwischen den Ärzten und den Zahnärzten differenziert. Rüdiger Koslowski

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