Beim 25. Internationalen Festival "Starke Stücke" wird es experimentell

25 Jahre Internationales Theaterfestival "Starke Stücke" - das wird auch in Rüsselsheim gefeiert. Wir haben Milena Wolf als Verantwortliche in Rüsselsheim gefragt, was das Festival für Kinder und Jugendliche so besonders macht.
Rüsselsheim - Ein Klumpen Ton. Vier Hände. Viel Fantasie. Dass das reicht, um ein grandioses Theatererlebnis zu garantieren, davon ist Milena Wolf, bei Kultur 123 verantwortlich für junge Formate, überzeugt.
Das Stück „NaoNao“, in dem aus Ton live auf der Bühne der Protagonist geformt wird und das ohne viel Gerede, aber sehr plastisch seine Geschichte erzählt, wird im März am Rüsselsheimer Theater gespielt. Es ist Teil des Internationalen Theaterfestivals „Starke Stücke“, das in diesem Jahr Jubiläum feiert.
Vorteil durch Teamarbeit
Etabliert wurde es 1994, 25 Jahre später ist es mit mehr als 100 Vorstellungen auf rund 30 Bühnen im ganzen Rhein-Main-Gebiet präsent. Dabei ist das Rüsselsheimer Theater seit über 20 Jahren mit von der Partie. Die Spielstätten, die sich beteiligen, bilden ein großes Netzwerk von Theatermachern: „Das ist vor allem bei den Kosten und bei der Tourplanung ein großer Vorteil“, erzählt Milena Wolf. Aber auch die Expertise der Netzwerker hilft weiter.
Begleitprogramm
Mindestens zwei Mitglieder sichten die jeweils potenziellen Stücke verschiedenster Kompanien – wenn nicht live, dann als Video. „Durch die Praxiserfahrung kann man sich auf hohem Niveau über die Qualität austauschen“, erläutert sie den Auswahlprozess. Die internationale Ausrichtung des Festivals ermögliche eine hohe kreative Bandbreite, auch an außergewöhnlichen Produktionen. „Das ist richtig toll, dass teilweise Stücke aus Afrika oder Israel mit dabei sind“, sagt sie und strahlt.

Dass seit der Federführungsübernahme des Projekts durch Kulturregion Rhein-Main mehr Mittel für das Begleitprogramm verfügbar sind, begrüßt Wolf. „Die Stücke sind ja nur ein kleiner Teil des Festivals“, sagt sie.
Einerseits gibt es subventionierte Theaterworkshops, die von Schulen und Kitas dazu gebucht werden können. Eine weitere tragende Säule sind die sogenannten „Theater-Experten“, die an mehreren Standorten in der Region – in Rüsselsheim an der Alexander-von-Humboldt-Schule – aktiv sind.
„Hier wird die AG von unserer Theaterpädagogin Heike Mayer-Netscher betreut“, erzählt Wolf. Seit drei Jahren können die jetzigen Neuntklässler während des Festivals durch die Region reisen und alle Stücke ansehen – von der Schule werden sie dafür freigestellt.
„Die Schüler geben uns Feedback. Wir brauchen die Meinung von Kindern und Jugendlichen“, so Wolf. Auch die Vorauswahl tragen sie mit, beispielsweise wenn sich Netzwerk-Mitglieder bei einer Entscheidung uneins sind. „Das ist so ein wichtiges Element – die Schüler kriegen dadurch unfassbar viel Erfahrung.“
Die dritte Komponente ist der „next generation workspace“. Das Projekt fördert angehende Theaterschaffende aus dem gesamten Frankfurter Raum, indem es ihnen eine Plattform in Form von „Tryouts“ bietet: Stückentwürfe können vor einem Testpublikum ausprobiert werden.
„Wie eine Werkschau“ müsse man sich das vorstellen, erklärt Wolf. Für das nächste Jahr ist so eine Schau unter anderem an der Max-Planck-Schule geplant, aus deren Theater-AG unter Leitung von Hergen Schulz immer wieder junge Talente ins Junge Ensemble wandern. „Man lässt sich als Schule quasi darauf ein, etwas Unfertiges anzuschauen“, so Wolf.
Die Nachwuchs-Regisseure bekommen wertvolles Feedback, die Schüler lernen, kritisch zu rezipieren. „Theater gucken ist auch eine Kunst – da hat sich einiges entwickelt“, sagt Wolf.
Derzeit beginnen schon die Planungen für das nächste Festival 2020. Gewöhnlich wird das Programm mit Sicherheit nicht, das weiß Milena Wolf jetzt schon. Überhaupt: Unabhängig von der Altersempfehlung eines Stückes ist ein Besuch für alle bereichernd.
„Das berührt dich, das nimmt dich mit – und es hat immer eine abgefahrene Ästhetik“, so Wolf.