Eltern sehen Existenzen bedroht
Für die Kinder von fast drei Dutzend Eltern fehlen Schulkindbetreuungsplätze. Sie hatten über eine Facebook-Gruppe angekündigt, im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) ihrem Unmut Luft zu machen und auf Lösungen zu drängen. Noch gibt es keine.
Ein Mangel von 35 Plätzen für die Schulkindbetreuung bringt Eltern in Bedrängnis – finanziell und beruflich. Sie erwarten von der Gemeinde Planungs- sicherheit. Jetzt soll im März gemeinsam ein Weg gefunden werden.
Nauheim bietet mit seiner freiwillig organisierten Betreuungseinrichtung in der Grundschule 100 Eltern die Möglichkeit, ihr Kind nach dem regulären Unterricht von Fachkräften nachmittags betreuen zu lassen. Der starke Zuzug von Einwohnern und geburtenstarke Jahrgänge haben, wie berichtet, dazu geführt, dass die Kapazitäten nicht reichen.
Für Rosalia Radosti ist es höchste Eisenbahn, dass sich die Kommune bewege. Sie spricht von „vielen betroffenen Eltern“, die „große Probleme“ hätten, wenn sie nachmittags keinen Betreuungsplatz bekämen. Ihre berufliche Situation sei davon abhängig, letztlich sogar Existenzen.
Auf Plätze angewiesen
„Wir wollen Planungssicherheit haben“, bekräftigt Radosti. Auf die Ganztagsschule, deren Bau im Sommer beginnen soll, könnten die Eltern nicht warten. „Wir können nicht drei Jahren pausieren und dann wieder unsere Jobs aufnehmen. Wir sind auf die Plätze angewiesen“, sagt die junge Mutter.
Nina Büttner sieht das genauso. Auch ihre Familie sei von dem Engpass betroffen, sie kennt aber auch die Schwierigkeiten von anderen. Ein großer Teil von Müttern sei teilzeitbeschäftigt, also nicht fünf Tage die Woche. Sie könnten nur für die volle Zeit einen Betreuungsplatz buchen. Die Gemeinde möge mal prüfen, „ob Kinder tageweise angemeldet werden können“, regt sie an. Dann müssten mehr Kapazitäten entstehen. Entsprechende Modelle gebe es in vielen Gemeinden.
Bürgermeister Jan Fischer (CDU) signalisiert, dass über sogenannte Splittingplätze gesprochen werden könne. Wenn Eltern sich einen Betreuungsplatz für ihr Kind teilten, erhöhe das jedoch nicht die Kapazität. Denn mehr als eine Betreuung von 100 Kindern gebe die Betriebserlaubnis für die Schulkindbetreuung gar nicht her. Die individuelle Förderung werde nicht besser, wenn ein Platz geteilt werde. „Es soll doch nicht nur eine Verwahreinrichtung sein. Ein Platz für fünf Kinder? Dann können sie ein Kind nicht mehr fördern“, sagt Fischer. Letztlich könne auch nicht einfach mehr Personal eingestellt werden. Es fehlten auf dem Stellenmarkt Betreuungskräfte.
Eine Mutter signalisiert, dass sie Abstriche bei der Betreuungsqualität hinnähme, wenn sie für ihr Kind nur einen Platz bekäme. Vater Stefan Linz erwartet, dass die Gemeinde zeitnah eine Lösung finde. „Die Familien sind in Zeitdruck und haben Angst. Zu Schulzeiten gibt es keinen Arbeitgeber, der Stellen vergibt“, sagt der Mann. Der Verwaltungschef bietet daraufhin an, in einer Art Arbeitsgruppe gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wer möchte, könne darin mitarbeiten. Über die Kindergärten wolle die Gemeinde einladen.
Vergabe nach Satzung
Der Mangel von 35 Plätzen ergebe sich rechnerisch nach 50 weiteren Anmeldungen, führt Fischer aus. Von den 100 Kindern, die schon einen Platz hätten, verließen nur 15 planmäßig die Schulkindbetreuung. Also müsse die Gemeinde die wenigen, frei werdenden Plätze gemäß ihrer Satzung vergeben. Das empfehle der Sozialausschuss, und das sei die Handlungsmaxime für die Verwaltung. Es sei denn, das Ortsparlament beschließe anders.
Maßgeblich für die Platzvergabe seien Faktoren wie der soziale Bedarf, eine Vorgabe des Kinder- und Jugendamts oder ob jemand alleinerziehend sei, schließlich auch die Berufstätigkeit von Mann und Frau in einer Familie. Erste Bescheide seien im April zu erwarten. Fischer geht davon aus, dass am Ende keine 35 Eltern übrig blieben, sondern „viele noch abspringen“.