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460 000 Euro für die Kläranlage

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Der Schein stiller Ruhe trügt: 2018 wird an der Kläranlage einiges umgebaut und erneuert.
Der Schein stiller Ruhe trügt: 2018 wird an der Kläranlage einiges umgebaut und erneuert. © (Rainer Beutel )

In die seit Jahren fortschreitende Kläranlagensanierung investiert die Gemeinde 2018 fast 460 000 Euro. Für zwei Aufträge haben die Parlamentarier grünes Licht gegeben – und viele Fragen gestellt.

Eine Firma aus Hannover soll einen Gasbehälter auf der Kläranlage instand setzen. Dafür entstehen der Kommune Ausgaben von knapp 78 000 Euro. Die Arbeiten, die 2018 erledigt werden sollen, hätten wesentlich teurer werden können.

Um was geht es? Bei der Klärschlammverwertung auf der Kläranlage entsteht in einem rund 200 Kubikmeter großen Gasbehälter Faulgas, das zu 65 Prozent aus Methan bestehe, erklärt Planer Lutz Härtel (Darmstadt). Der Stahlbehälter auf einem Betonfundament roste durch. Daher drohe ein Gasaustritt.

Neue Membran

Der Behälter benötige neben einem neuen Außen- auch einen Innenanstrich, ferner seien die Gasmembran zu erneuern und Schieber einzubauen, um die Explosionsgefahr noch mehr als gesetzlich nötig zu verringern.

Der Gemeinde lag von einer Firma aus Hannover ein Angebot über knapp 78 000 Euro vor. Das Unternehmen erhielt vom Bauausschuss den Zuschlag. Doch die Fraktionen wirkten nicht zufrieden. Reihenweise Nachfragen verzögerten den Beschluss. Den Gemeindevertretern war aufgefallen, dass es wesentlich teurere Offerten gab. Der zweitgünstigste Bieter sei rund 50 000 Euro teurer, das höchste Angebot für die gleichen Arbeiten habe sich auf 210 000 Euro belaufen, bestätigt Härtel.

Wie kommt es zu den Preisdifferenzen? Die Märkte seien „so heiß, dass es fast keine Auftragnehmer mehr gibt“. Der günstigste Anbieter habe seine Preise bestätigt, versichert der Planer. Es sei also alles so weit geprüft, wie es vor einer Auftragsvergabe möglich sei. Allerdings bestehe immer die Gefahr von Nachforderungen oder eine Firma gehe pleite. Das beauftragte Unternehmen habe seit 40 Jahren Erfahrung im Faulgasbehälterbau, beruhigt der Fachmann. Der Neubau eines Gasbehälters hätte 250 000 Euro gekostet.

Das zweite Projekt kostet die Gemeinde 380 000 Euro. Benötigt werden sogenannte Pre- rotationspumpen im Pumpwerk Wolfsberg, für die es nur einen Hersteller gebe.

Für was gibt die Gemeinde so viel Geld aus? Die 40 Jahre alte Pumpstation bringt einfließendes Wasser aus einem tiefer gelegenen Kanal auf das Niveau der Kläranlage. Das Pumpwerk ist nach einem Wohngebiet benannt, befindet sich aber auf der Kläranlage und ist in einem unscheinbaren Zweckbau untergebracht. Zu sehen ist von den Pumpen äußerlich nichts.

2600 l Wasser pro Sekunde

Die Pumpen seien unverzichtbar, heißt es. Sie könnten 2600 Liter Wasser pro Sekunden fördern. Ein Großteil des Gemeindegebiets hänge an diesem Kanal. Eine Reparatur der Pumpen sei unmöglich, weil diese nicht mehr hergestellt würden. Nicht mal Ersatzteile gebe es noch. Sie müssten extra für Nauheim angefertigt werden.

Was wird gemacht? Zunächst ist an den Austausch von zwei der vier vorhandenen Pumpen gedacht. Bautechnisch müsse nichts angepasst werden, selbst die Steuerungstechnik könne bleiben, erklärt Härtel. Der Austausch dauere 14 Tage, die Lieferzeit allerdings 40 Wochen. Eine der beiden weiteren Pumpen sei 2006 überholt worden, die vierte sei zur Reserve.

Könnte ein neues Pumpwerk gebaut werden? Möglich wäre das laut Härtel schon, dann müssten zusätzlich Zulaufkanäle und Schaltanlage geändert werden, was zu neuen Kosten führe. „Ein neues Pumpwerk mit der gleichen Leistung würde einen siebenstelligen Betrag erfordern“, schätzt der Planer.

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