Große Pläne für das Opel-Altwerk

Das Opel-Altwerk soll zum Besuchermagneten mit Strahlkraft weit über Rüsselsheim hinaus werden. Wie das funktionieren soll, erklärt der neue Mehrheitseigentümer. Die Umsetzung seiner Pläne wird wohl einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Andreas Dünkels Augen beginnen zu strahlen. „Das ist hier ein Eldorado für uns“, sagt der Projektentwickler und spricht von den Möglichkeiten, die das Opel-Altwerk biete. „Es gibt viele Vorhaben, die wir gerne realisieren möchten“, erklärt er und beginnt mit einer ziemlich langen Aufzählung: Wohnungsbau, eine Oldtimer-Ausstellung, Büroflächen, eine Eventhalle, Gastronomie, Hotellerie, ein Boardinghouse, Einzelhandel und gute Handwerksbetriebe – etwa ein Sattler, Barbier oder auch Tatöwierer. „Alles mit hohem Anspruch, eher in Richtung Manufaktur und künstlerisches Handwerk.“
Dreistelliges Investment
Es ist möglicherweise der große Wurf, den Andreas Dünkel in knappen Worten skizziert – für das Altwerk, für die Stadt Rüsselsheim. Die Revitalisierung von nicht weniger als 65 000 Quadratmetern Grundstücksfläche mitsamt der zahlreichen historischen Hallen und Räume auf dem Altwerksareal. „Wir haben hier etwa 100 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zur Verfügung“, sagt Dünkel. Gelingen die Pläne, bekommt die Rüsselsheimer Innenstadt ein gänzlich neues Gesicht. Wie viel er dafür bereit ist zu investieren? „Ein dreistelliger Millionenbetrag wird’s am Ende wohl werden“, sagt Dünkel.
Und es sind mehr als nur Luftschlösser, die der Entwickler in den Himmel über der Opelstadt zaubert. Immerhin sind die ersten Schritte in Richtung Revitalisierung der historischen Bausubstanz bereits gegangen. Mitte Dezember wurde bekannt, dass der Immobilienentwickler mit seinen Gesellschaften die Mehrheit der Anteile am Altwerk erworben hat. Die bisherigen Eigentümer, die HKS Verwaltungs GmbH mit Sitz in Rüsselsheim, ist zwar noch mit im Boot, aber nicht mehr am Ruder. Und auch eine Geschäftsführerin für das, was da entstehen soll, gibt es bereits. Im „neuen Altwerk“ wird federführend Simone Adamek die Zügel in den Händen halten.
600 000 Besucher
„Wir wollen Raum für automobile Leidenschaft schaffen“, erklärt Dünkel das Gesamtkonzept, welches wie eine Blaupause über das Altwerk gelegt werden soll. Entstehen soll ein Besuchermagnet für Freunde klassischer Automobile und Sportwagen. Aber auch für Messen, große Tagungen oder Konzerte soll Platz geschaffen werden.
Mit so etwas kennt sich Dünkel aus. Unter seiner Regie verwandelte sich bereits der ehemalige baden-württembergische Landesflughafen in die „Motorworld Böblingen“, die rund 600 000 Besuche jedes Jahr anlockt. „Diesen Anspruch haben wir auch hier in Rüsselsheim“, sagt Dünkel. Eintritt sollen sie nicht zahlen müssen, aber Kaufkraft nach Rüsselsheim ziehen. „Die hat die Stadt in den vergangenen Jahren gegenüber der Konkurrenz verloren. Wir wollen sie zurückholen.“
Das Altwerk soll frei zugänglich und mit der Innenstadt verzahnt werden. „Schranken hoch, Menschen rein“, laute das Motto. In Höhe der Ludwigstraße könnte eine zweite Zufahrt entstehen. Ob dann am Ende in Rüsselsheim wie in Böblingen ein „Motorworld“-Schriftzug leuchten wird,
ist hingegen noch nicht klar. Einen endgültigen Namen hat das Kind noch nicht, das in den kommenden Jahren wachsen soll.
Geschichte bewahren
Die Altwerk-Vergangenheit, die historische Bedeutung für die Stadt, soll bei all diesen Veränderungen sichtbar werden. Etwa, indem die Besucher immer wieder über alte Opel-Räder, Werbeschilder aus früheren Zeiten, Nähmaschinen oder sonstige Zeitdokumente stolpern. Die historische Bausubstanz solle „maximal“ erhalten werden. „Wäre hier nicht schon alles alt, müssten wir es ja auf alt trimmen“, sagt Dünkel. Bauliche Veränderungen werde es natürlich dennoch geben. Eine Idee sei etwa, den Adamsplatz zu überdachen.
Das erste Mal konkret mit dem Altwerk beschäftigt habe er sich vor rund einem Jahr, erzählt Andreas Dünkel. Der Kontakt sei über Dr. Lutz Krauss zustande gekommen. Krauss, Teil von HKS, und Dünkel teilen eine Leidenschaft für alte Autos. Darüber sei man ins Gespräch gekommen. Interessenten für das Altwerk habe es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, berichtet Krauss. Doch es sei schwierig gewesen den Passenden zu finden, der auch noch eine umfassende Strategie zur Revitalisierung des Geländes mitbringt. Das sei erst mit Andreas Dünkel gelungen. Der wiederum verrät, dass die konkrete Beschäftigung mit dem Altwerk zwar erst vor gut einem Jahr begonnen habe, er aber durchaus auch in der Vergangenheit die Entwicklung verfolgte. „Aus der Entfernung.“
Offene Fragen
So konkret die grundsätzliche Idee für die Zukunft der historischen Gebäude auch ist, an vielen Details wird noch gefeilt. Auf konkrete Nachfragen – wohin soll das Hotel, wohin die Wohnungen und wie viele genau davon? – reagiert der Projektentwickler freundlich und zuvorkommend, aber ein wenig ausweichend.
Das zeigt, in welch frühem Stadium sich das gesamte Projekt noch befindet, wie viel Abstimmungsbedarf noch vorhanden ist. Dass Dünkel dennoch an die Öffentlichkeit geht, zeigt aber auch, dass er überzeugt davon ist, Hürden aus dem Weg räumen zu können. Und es zeigt, wie viele Möglichkeiten die schiere Größe des Altwerks eröffnet. „Die Gebäude haben wir auf mögliche Nutzungen hin überprüft. Wir sind da sehr flexibel.“ Einzelne Standorte für Teile des gesamten Puzzles müssten dann auch immer mit den künftigen Betreibern abgestimmt werden.
Ähnlich vage bleibt Andreas Dünkel auch hinsichtlich des weiteren Zeitplans. Auf ein Enddatum lässt er sich ebenso wenig festlegen, wie auf Zwischenziele. „Aber anfangen würden wir lieber heute als morgen“, versichert er.
Eine erste offizielle Vorstellung der Pläne gab es bereits beim heutigen Neujahrsempfang des Gewerbevereins. In den nächsten Wochen soll unweit des Hauptportals ein Showroom eingerichtet werden.