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Neue Solidarität auf dem Acker

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Gärtnerin Anne Leonhard (links) und den ?SoLaWi?-Initiatoren Toni Groß, Sandra Wolf, Richard Eisenblätter und Madeleine Reckmann (von links) ist die Freude ins Gesicht geschrieben.
Gärtnerin Anne Leonhard (links) und den ?SoLaWi?-Initiatoren Toni Groß, Sandra Wolf, Richard Eisenblätter und Madeleine Reckmann (von links) ist die Freude ins Gesicht geschrieben. © (Stella Lorenz)

Die Vereinsgründung der ersten Rüsselsheimer solidarischen Landwirtschaft ist beschlossene Sache: Ab nächstem Jahr werden die Mitglieder lokal, saisonal und in Bio-Qualität mit Obst und Gemüse versorgt.

Um 21.24 Uhr ist es so weit: Einstimmig wird beschlossen, dass der Verein „Bio SoLaWi Auf dem Acker“ gegründet werden soll. Knappe 20 Minuten später ist der Vorstand gewählt, die Korken knallen. Nach den vielen Stunden der Vorbereitung fällt von Sandra Wolf, der gerade ernannten ersten Vorsitzenden, die Anspannung ab. „Klar war ich aufgeregt“, sagt sie lachend. „Man hat vor so etwas schon auch schlaflose Nächte und zweifelt an allem.“

Gut gegangen ist trotzdem alles, und das sogar ziemlich schnell: Vor nicht einmal einem halben Jahr beschließen Wolf und ihre Mitstreiter Toni Groß, Richard Eisenblätter und Madeleine Reckmann, eine solidarische Landwirtschaft in Rüsselsheim zu etablieren. Mit dem Bioland-Hof von Werner und Heike Muster im Königstädter Feld ist der ideale Ort gefunden. Jetzt ist der Weg frei, der Verein darf beim Vereinsregister angemeldet werden.

Volles Haus

Zu Beginn der Gründungsversammlung im Haus der Vereine in Trebur tröpfeln die Interessierten nach und nach durch die Tür, man begrüßt sich herzlich. Die Atmosphäre ist eine familiäre, dabei ist der Verein noch gar nicht gegründet. Um kurz nach 20 Uhr ist das Haus voll. Toni Groß stellt im Detail die Vereinssatzung vor. Fragen dürfen gestellt werden, schließlich sind Transparenz und Offenheit Grundprinzipien der solidarischen Landwirtschaft.

30 Ernteanteile soll es geben, ein Anteil reicht für einen 2,5-Personen-Haushalt. „Mehr können wir derzeit nicht stemmen“, erklärt Groß. Doch die solidarische Landwirtschaft soll wachsen. In Zukunft sollen aber bis zu 100 Anteile möglich sein; auch die Sortenvielfalt soll noch angehoben werden. Hier haben die Mitglieder genauso ein Mitspracherecht, wie auch über den Mitgliedsbeitrag, der für die Teilnahme fällig wird.

„Die jährliche Bieterrunde steht für das solidarische Prinzip“, erklärt Groß. Jeder gibt, was er kann und möchte. „Wir wollen kein exklusiver Verein sein“, ergänzt Wolf. Ziel der solidarischen Landwirtschaft ist es, einen kleinen Wirtschaftskreislauf zu etablieren, bei dem die erzeugten Waren nicht auf dem Markt landen, sondern direkt bei jenen, die ihre Produktion ermöglichen. Die Vereinsmitglieder finanzieren die Lebensmittelproduktion und bekommen dafür einen Anteil der Ernte ausgezahlt. In ganz Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche solche Initiativen gegründet.

Jeder erhält seinen Anteil

Die Finanzplanung und der Anbauplan der Rüsselsheimer solidarischen Landwirtschaft für 2018 wird im Januar vorgestellt, dann wird auch der monatliche Beitrag bekannt gegeben. Wer bei der ersten Bieterrunde nicht dabei ist, könne dem Verein erst wieder im Folgejahr beitreten, stellt Groß klar. Die 30 Ernteanteile für die kommende Saison seien dann ja schon verteilt.

Nach gut zwei Stunden sind alle Fragen bei der Gründungsversammlung geklärt, jetzt wird es spannend: Mindestens sieben Personen müssen die Satzung unterschreiben, um die Gründung des neuen Vereins zu beschließen. Viel mehr der Anwesenden zücken den Stift. Auch zahlreiche Mitgliedschaftsanträge werden bereits ausgefüllt, der Tatendrang ist spürbar.

Bis zum Schluss heben sich die Initiatoren eine große Nachricht auf: In der jungen Pfälzerin Anne Leonhard hat die „SoLaWi“ eine Gärtnerin gefunden, die das Land in Zukunft bewirtschaften wird. „Ich möchte hier meinem nachhaltigen Idealismus treu bleiben“, sagt sie. Dann spricht sie aus, worauf viele später anstoßen werden: „Ich freue mich auf eine tolle Gemeinschaft!“

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