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Ohne Bauland keine neuen Wohnungen

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Bebauung auf dem letzten freien Grundstück in der Bernhard-Adelung-Straße: Hier entstehen zunächst zwei Wohnblöcke. © Rüdiger Koslowski

Es herrscht ein Mangel an Sozialwohnungen und an Wohnungen im niedrigen Preissegment. Die Baugenossenschaft kann dem nur schwer entgegenwirken.

Bundesweit sind im vergangenen Jahr 349 000 Wohnungen gebaut worden, informierte vom Vorstand Uwe Menges bei der Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Rüsselsheim. In den Jahren 2015 bis 2020 müssten indessen jährlich 500 000 neue Wohnungen entstehen, um dem Bedarf gerecht zu werden. Davon würden rund 80 000 Sozialwohnungen und 60 000 Wohnungen im günstigen Preissegment benötigt.

Warum aber werden keine Wohnungen gebaut? „Es gibt kein Bauland“, stellte Menges in einem Gespräch mit dem Echo fest. Der Flächennutzungsplan weise kein Bauland mehr aus. In Rüsselsheim stehe beispielsweise nur noch die Eselswiese in Bauschheim zur Verfügung.

Die wenigen Flächen, die von den Kommunen in den Verkauf gehen, würden im Höchstpreisverfahren verkauft. Private Investoren würden mitunter das Drei- bis Vierfache des aktuellen Bodenrichtwertes bezahlen. Denn anschließend würden sie die Häuser und Wohnungen ohnehin wieder verkaufen.

Gestiegene Kosten

Die klassischen Vermieter, wie kommunale Gesellschaften und Wohnungsbaugenossenschaften, könnten hingegen die hohen Preise nicht bezahlen, weil sie die Wohnungen zu vertretbaren Mietpreisen anbieten wollen. Hinzu kämen die zwischen 2010 und 2017 um 55 Prozent gestiegenen Baukosten. „Deshalb steigen die Mieten“, so Menges.

Die Baugenossenschaft habe keine Bauflächen zur Verfügung. Auf ihrem letzten freien Grundstück in der Bernhard-Adelung-Straße entstehen zwei dreigeschossige Wohnblöcke mit jeweils neun Wohnungen. Die Baugenossenschaft hätte gerne ein viertes Stockwerk gebaut, was der Bebauungsplan aber nicht zulasse, so Menges. Ob ein dritter Block realisiert werde, sei noch offen.

Wo es bei Bestandsgebäuden baulich möglich war, habe die Baugenossenschaft Wohnblöcke aufgestockt, berichtete Menges. So entstanden bei drei Gebäuden zwölf weitere Wohnungen. Auch die Möglichkeit der Nachverdichtung habe die Baugenossenschaft genutzt. In Königstädten entstand auf einem Parkplatz ein Wohnblock mit ebenfalls zwölf Wohnungen.

Die Baugenossenschaft möchte gerne weitere Wohnungen bauen, betonte Menges. Deshalb sei sie an Baugrund auf der Eselswiese interessiert. Dort würden private Eigentümer Grundstücke zur Preisen verkaufen, die sie festlegen. Die Baugenossenschaft könne aber auch ihnen nur einen Kaufpreis bezahlen, der hinterher in bezahlbaren Mietpreis umsetzbar sei. Denn die Genossenschaft sei ihren Mitgliedern verpflichtet und biete Wohnraum zu angemessenen Mieten an.

Unter dem Durchschnitt

Wohnungen für Großfamilien bereitzuhalten, sei für die Genossenschaft aus Gründen von bezahlbaren Mietpreisen nur schwer möglich. Zudem habe sie in ihrem Bestand neben den Ein- bis Vierzimmerwohnungen nur elf Fünfzimmerwohnungen.

Es sei auch nicht möglich, bei den heutigen Baupreisen eine Wohnung mit 100 Quadratmetern unter zehn Euro pro Quadratmeter zu bauen. Dann liege die Miete bei 1000 Euro plus Betriebskosten. „Da sind Bund und Länder gefragt, sie müssen Förderprogramme auflegen“, meint Menges.

Um eine Wohnung bei der Baugenossenschaft zu mieten, ist eine Mitgliedschaft notwendig. Dies solle aber kein Hindernis sein. Denn statt der üblichen dreimonatigen Kaution, betrage die Eintrittsgebühr etwa zwei Monatsmieten, so Menges. Die Kaltmiete liege mit durchschnittlich 5,30 Euro pro Quadratmeter unter dem Bundesdurchschnitt (60 bis 80 Quadratmeter für 7 Euro pro Quadratmeter bundesweit, 9 Euro hessenweit, Quelle immowelt.de). „Die Genossenschaften garantieren die niedrigen Mieten“, unterstreicht Menges.

Rüdiger Koslowski

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