Projekttag soll Humboldt-Schüler Religionen näher bringen
Wie beten man im Judentum? Welche Essensvorschriften gibt es im Islam? Und welche Bedeutung hat die Grabeskirche für das Christentum? Diese und viele andere Fragen klärten Schüler der 7. Klassen an der Alexander-von-Humboldt-Schule beim interreligiösen Tag.
Die Vorbereitungen für den interreligiösen Tag seien schon anstrengend gewesen, berichtet Tatjana. Obwohl sie nicht getauft ist, besucht die Schülerin den evangelischen Religionsunterricht der Jahrgangsstufe 8 an der Alexander-von-Humboldt-Schule. Gemeinsam mit den Schülern des katholischen Religionsunterrichts ihres Jahrgangs hat Tatjana den interreligiösen Tag vorbereitet.
Dabei haben die Jugendlichen im Konferenzraum der Schule vier Stationen aufgebaut. Eine Station für das Judentum, eine Station für das Christentum, eine Station für den Islam und eine letzte Station, an der die Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Weltreligionen dargestellt sind.
Rituale verstehen
„Ich habe mit meiner Gruppe den Islam vorbereitet. Das hat wirklich Spaß gemacht, und ich habe sehr viel dabei gelernt“, erzählt Tatjana. Sie habe ihr Verständnis für die Menschen aus diesem Kulturkreis weiter ausgebaut.
„Ich verstehe jetzt einige Rituale besser“, räumt sie ein. Zudem habe sie herausgefunden, wie viel die drei Religionen untereinander verbindet. „Die Religionen haben viele Gemeinsamkeiten. Bei allen drei Religionen gibt es zum Beispiel Kelche oder Gebetsketten“, sagt die Schülerin auf.
Über den interreligiösen Tag berichtet Lehrerin Esther Ludwig: „Im Fokus stehen vor allem die Gebäude in Jerusalem, die sich den einzelnen Religionen zuordnen lassen. Für das Judentum ist das die Klagemauer. Für das Christentum die Grabeskirche und für den Islam ist das die Al Aqsa-Moschee.“
An den Stationen informieren die Schüler mit Hilfe von Pinnwänden über die Gebäude und ihre Standorte in Jerusalem. Die Achtklässler haben aufgeschrieben, wie und in welcher Kleidung man diese Bauwerke betreten darf. Auf den Pinnwänden ist zudem zu lesen, welche Essensvorschriften es gibt und wie oft die Gläubigen beten. Vor den Aufstellern haben die Jugendlichen Tische gestellt, auf denen sich typische Devotionalien der jeweiligen Religion befinden.
Im Laufe der Vormittags kommen alle 7. Klassen der Schule in den Konferenzraum und sehen sich die Informationen der Achtklässler an. Dabei dürfen sie Fragen stellen, die ihnen auf der Seele brennen, die Devotionalien anfassen, ausprobieren und anprobieren.
Vorurteile abbauen
Samanta und Anca an der Station Judentum helfen gerade Diyar beim Anlegen einer Kippa, des Gebetsriemens und des Talit. „Das tragen jüdische Männer zum Beispiel beim Gebet an der Klagemauer“, weiß Samanta. Ein wenig komisch fühle er sich in dem religiösen Outfit schon, sagt Diyar. Dennoch sei es interessant, das Gewand einmal anlegen zu können.
Es gehe bei dem interreligiösen Tag, der bereits zum sechsten Mal veranstaltet wird, vor allem darum, dass die Schüler Berührungsängste ablegten, sagt Esther Ludwig. „Wir wollen den Jugendlichen die Möglichkeit geben herauszufinden, wie sich eine Religion anfühlt und was die Gemeinsamkeiten sind. So können Vorurteile abgebaut und gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden.“
Daniela Hamann