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Rüsselsheim: "Das Rind"wird umgebaut - Ein Blick hinter die Kulissen

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Die Bühne des "Rind" ähnelt derzeit eher einem Ablageraum, während auch die Lagerräume renoviert werden. Foto: Alexander Seipp
Die Bühne des "Rind" ähnelt derzeit eher einem Ablageraum, während auch die Lagerräume renoviert werden. Foto: Alexander Seipp © Alexander Seipp

Im Kulturzentrum "Das Rind" in Rüsselsheim laufen die Renovierungsarbeiten. Große Veränderungen stehen an.

Rüsselsheim - Die Gastronomie ist geschlossen, Kulturveranstaltungen dürfen nicht stattfinden. Doch heißt das, dass gar nichts mehr passiert?

Nein! Im Kulturzentrum "Das Rind" tut sich derzeit sogar einiges, das ist bereits von der Straße aus zu sehen. Junge Leute gehen ein und aus, schleppen Farbeimer und Technikzubehör in die Kult-Kneipe. Denn das "Rind"-Team nutzt die freie Zeit und hat zu einer Generalrenovierung angesetzt, möglich gemacht dank einer überaus erfolgreichen Spendenkampagne im Internet.

Doch nur, weil das Geld da ist, heißt es nicht, dass plötzlich alles ganz einfach wird. "Am Anfang war es schon schwierig, der Großteil hatte überhaupt keine Ahnung, wie man renoviert, vor allem nicht ein so altes Haus wie das ,Rind'", sagt Franzi Höcker. Einige hätten sogar noch nie einen Pinsel angefasst. "Das kann ja heiter werden, dachten wir uns am Anfang", erinnert sich Höcker heute lachend.

Kollegen schnell angelernt

Zum Glück gab es aber doch ein paar mit Erfahrung - zum Beispiel Tom Herzberg, der schnell seine Kollegen anlernen musste. "Ich war überrascht, wie schnell das ging", sagt er. "Relativ fix hatte jeder etwas gefunden, wo er helfen kann." Interessant sei auch gewesen, dass einige ein neues Talent für sich entdeckt hätten. "Bei manchen hätte ich das gar nicht erwartet. Das ist aber gut so, denn es gibt genug zu tun."

Im "Rind" gibt es nicht nur eine Baustelle, sondern gleich mehrere. "Es ist ein fließender Prozess", lacht Höcker. So genau weiß niemand, wie viele Stunden bereits in das Kulturzentrum gesteckt wurden.

"Das größte Problem ist sicherlich die Bausubstanz", sagt Herzberg. Die Mauern des Gebäudes sind an manchen Stellen marode, es wird schnell feucht. Die letzte große Renovierungsaktion liegt zehn Jahre zurück, seitdem ist vieles in die Jahre gekommen. "Spachtelmasse ist hier das A und O, aber das hilft auch nicht immer. Dann müssen wir komplett neu bauen."

Gut zu erkennen ist das im Raucherbereich im ersten Stock. Hier soll eine komplett neue Lounge, inklusive Bar mit Zapfhahn entstehen. Der gesamte Raum steht derzeit leer. Farbkleckse in unterschiedlichen Grüntönen sind an der Wand zu sehen. "Da haben wir mal unterschiedliche ausprobiert, welche es am Ende wird, verrate ich nicht", sagt Höcker. In einer Ecke montieren gerade zwei Mitarbeiter alte Rohre ab. Stinkendes Wasser läuft auf den Boden. "Das stand da seit der Schließung drin", sagt einer der jungen Männer und hält sich die Nase zu, während der Kollege den Wischmopp holt.

Während es im Raucherbereich noch nach Bruchbude aussieht, strahlt es andernorts schon. Der Backstage-Bereich ist kaum wieder zu erkennen. "Wir haben am Montag acht Stunden neues Laminat verlegt, keiner von uns hatte das zuvor gemacht, aber das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen", ist Herzberg überzeugt, und Höcker stimmt ihm zu. "Geplant sind ein neuer Tresen und neue, bequeme Sofas. Die Alten waren irgendwann schon sehr durchgesessen." Nun müssen nur noch die Seitenleisten angebracht werden, damit der Boden endlich versiegelt werden kann. "Dann fällt uns allen ein Stein vom Herzen."

Auch unter dem Backstage-Bereich im Saal hat sich einiges getan. Dies ist das Reich von Niklas Zeiß, dem Technikchef. "Die Traversen sind komplett neu, die mussten einfach nur zusammengesteckt werden", erklärt Zeiß die neue Metallkonstruktion, die nun den gesamten Raum überspannt. Nur zwei Stunden habe das gedauert.

"An denen werden wir dann die neuen Lautsprecher installieren", sagt Zeiß. Auch diese waren dringend nötig, die alten waren in die Jahre gekommen. "Das Sounderlebnis wird besser - und das bei gleichem Stromverbrauch!"

Doch nur, weil sich auch dieses Projekt dem Ende zuneigt, heißt das nicht, dass es dem Team langweilig wird. Ganz im Gegenteil: "Man fängt ein Projekt an, dann denken wir uns: Könnte man das andere nicht auch noch erledigen?", sagt Höcker.

Immer neue Ideen

Ständig gebe es neue Ideen, ein paar Wochen hätten sie also definitiv noch zu tun. Bereits jetzt machen sich einige aus dem Team Gedanken, ob man nicht das Erdgeschoss der Kult-Kneipe doch noch mal renovieren solle. Schließlich könne ja nicht alles bis auf den Eingangsbereich erneuert werden. "Wie sähe das denn bitte aus?"

Diese Renovierungswut der jungen Leute hat das Projekt zu einem Selbstläufer gemacht. "Was ich gut finde, ist, dass Florian Haupt uns da nicht Befehle von oben gibt, sondern uns mit einbezieht und wir viel selbst entscheiden können", sagt Herzberg. Das passe zum Charakter des Kulturzentrums. Alle seien stolz auf ihre Leistung.

Zu viel vorpreschen will das Team aber auch nicht: "Am Ende können wir doch bald wieder öffnen, und hier ist eine riesige Baustelle", sagt Höcker und schmunzelt. "Daher müssen wir uns da selbst oft etwas zügeln!"

Von alexander seipp

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