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Rüsselsheimer Bauern sind von der schlechten Erntebilanz in diesem Jahr kaum betroffen

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Kartoffelberge auf dem Markt: Am Stand von Helmut Schad gibt es keine Ausfälle, alles ist aus eigener Ernte. © Stella Lorenz

Zu wenig, zu fleckig, zu klein: Viele Kartoffelbauern haben bei der Ernte in diesem Jahr besonders mit den Folgen der Dürre zu kämpfen. Die Rüsselsheimer Kollegen dagegen haben großteils Glück gehabt.

Rundlich, zahlreich und hie und da mit etwas Erde überzogen: So liegen sie da, die Kartoffeln in der Auslage auf dem Rüsselsheimer Wochenmarkt. Von Flecken oder Ernteausfällen ist erst einmal nichts zu bemerken.

Viele deutsche Landwirte sind durch die Dürre von Einbußen betroffen, auch sei die Qualität unterdurchschnittlich. Das berichtete jüngst der Agrarmarkt-Informationsdienst (AMI) in Bonn.

„Das kann man hier nicht so sagen“, sagt Herbert Schad. Damit der Ertrag gesichert ist, hätten man das Feld durchgehend berieselt. „Optisch gibt es vereinzelt ein paar Mängel“, so der Bauschheimer Landwirt weiter. Geschmacklich äußere sich das aber kaum, höchstens die Lagerdauer sei etwas verkürzt. „Wir sind froh, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind.“

Kaum Preiserhöhung

Alexandra Jung am Nachbarstand hat vom deutschlandweiten Problem gehört, sie und ihr Mann Herbert hätten allerdings auch beregnet und daher keine eklatanten Ernteeinbußen. „Es sind etwas weniger als im letzten Jahr“, sagt sie. Ohne Wasser, das sei klar, wäre es nicht gegangen. Viel sei beim Preis allerdings nicht draufgeschlagen worden.

Die Preise an den einzelnen Martkständen decken sich, insgesamt sind die Kartoffeln in diesem Winter etwa 20 Prozent teurer – aber nicht annähernd spiegele die Preissteigerung die tatsächlichen Mehrausgaben durch Spritkosten für die Berieselung wider. „Man kann sagen, dass wir einfach teurer produzieren mussten“, sagt Alexandra Jung schmunzelnd.

Der Verkauf an sich gehe gut voran, versichert Herbert Jung. „Das Erntejahr für die Kartoffeln war durchschnittlich. Wenn ein Unwetter über den Pflanzen gewütet hätte, sähe das ganz anders aus“, meint er.

Was im Direktvertrieb Landwirt und Kunden kaum beeinträchtigt, ist im Industriebereich deutlicher zu spüren. „Außervertraglich sind die Kartoffelpreise doppelt so hoch“, weiß Herbert Jung. Letztes Jahr sei der Preis auf einem historischen Tiefstand gewesen.

Handel kauft im Ausland

Was zuerst positiv für die Landwirte klingt, entpuppt sich beim genaueren Hinschauen trotzdem oft als Enttäuschung: „Der Großhandel bestimmt die Preise“, sagt Helmut Schad bestimmt. „Wenn es etwas hier nicht günstig gibt, holen sie es eben aus dem Ausland.“

Dem kann Jung nur zustimmen. „In Polen und Rumänien soll die Ernte zum Beispiel sehr gut gewesen sein. Da reagieren die Supermärkte natürlich und kaufen einfach dort.“ Trotzdem, berichtet der AMI, zahlten Verbraucher derzeit auch in den Supermärkten rund 52 Prozent mehr als im Vorjahr.

In der Pommes-Produktion gebe es darüberhinaus auch meist im Voraus abgeschlossene Verträge. „Da gibt es dann nicht mehr Geld für den Bauern, ganz gleich, wie die Ernte ausfällt“, weiß Jung.

Ein weiteres Problem könnte laut AMI sein, dass die Saatkartoffeln für die Ernte im nächsten Jahr knapp wird. „Wir müssen jetzt schon für die Spätkartoffeln 2019 bestellen“, erzählt Schad. Normalerweise sei das regulär erst im späten Januar nötig gewesen.

Dass die Setzkartoffeln teurer werden, sei so oder so zu erwarten. „Da gibt es jedes Jahr ein anderes Argument, warum der Preis jetzt wieder gestiegen ist“, sagt Herbert Jung.

Dafür sei allerdings die Qualität dieses Mal sehr gut: Durch die Hitze habe es wenig Viren- und Schädlingsbefall gegeben. Ins Unermessliche könnten die Preise bei Kartoffeln ohnehin nicht wachsen, schließt Jung. „Es gibt eine Grenze – wenn es zu teuer wird, macht der Verbraucher einfach Nudeln oder Reis.“

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