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So teuer war der Hessentag in Rüsselsheim wirklich

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Es war Sommer: Peter Maffay legte sich beim Hessentag mächtig ins Zeug. Trotzdem war sein Konzert nicht ausverkauft.
Es war Sommer: Peter Maffay legte sich beim Hessentag mächtig ins Zeug. Trotzdem war sein Konzert nicht ausverkauft. © Maik Reuß

Die Töne sind längst verklungen, ein kleiner Kater bleibt eineinhalb Jahre nach dem Hessentag zurück: Die Rechnung weist ein Millionen-Defizit aus, wie es sich zusammensetzt, zeigt jetzt eine detaillierte Aufstellung.

Ticketverkäufe, die hinter den Erwartungen zurückblieben, hohe Gagen für nationale und internationale Künstler sowie ein erhöhtes Sicherheitskonzept haben den Hessentag teurer werden lassen, als ursprünglich angenommen. Das wird durch die vorläufige Endabrechnung bestätigt, die der Magistrat der Stadt Rüsselsheim nun vorgelegt hat.

Das Defizit, mit dem man das einwöchige Landesfest vom 9. bis 18. Juni 2017 abschließt, ist in seiner Gesamthöhe von 4,614 Millionen Euro seit Ende September bekannt. Wie sich die Summe aber im Einzelnen zusammensetzt, geht nun aus der an die Stadtverordnetenversammlung nachgereichten Vorlage hervor. 

Fünf Millionen an Gagen

Daraus geht hervor, dass das Veranstaltungsmanagement, dazu zählen die Konzerte berühmter Künstler oder das Landesprogramm, 8,167 Millionen Euro verschlungen hat.

Enthalten sind hier beispielsweise auch die Gagen für Musikstars wie Peter Maffay, die Band Silbermond, Kings of Leon oder die Scorpions auf der Arena-Bühne, im Theater oder der Musikhall K 48. Allein dafür wurden insgesamt fünf Millionen Euro aufgewendet. Auf der Einnahmenseite dieser Großveranstaltungen, vor allem durch den Ticketverkauf, sind allerdings nur 4,663 Millionen Euro zu verzeichnen.

Ordentlich zu Buche geschlagen haben auch die Sicherheitskosten für die zehn Tage, an deren Ende in der Summe 1,4 Millionen Besucher gezählt wurden, die den Weg nach Rüsselsheim fanden. Der Mehraufwand über rund 1,9 Millionen Euro wird mit der veränderten Gefahrenlage begründet. Angriffe wie bei den Anschlägen in Nizza, Berlin oder London hätten berücksichtigt werden müssen. Aufgrund weiterer Ereignisse in Ansbach, dann in Manchester oder in Stockholm sei es erforderlich gewesen, etwa sämtliche Verkehrsschleusen für Rüsselsheim 24 Stunden überwachen zu lassen. 

Die Becher-Pleite

So weist der Posten „Bewachung/Security“ laut Vorlage 600 000 Euro aus. Die Bereitstellung der Infrastruktur in Sachen Sicherheit durch Absperrgitter oder mobile Verkehrslenkungsanlagen wird mit 250 000 Euro angegeben. Höhere Kosten seien auch durch einen zusätzlichen Shuttleaufwand „im Opel-Bereich“ entstanden. Der stadtinterne Pendelbus hat 130 000 Euro gekostet. Noch einmal Schwarz auf Weiß ist auch die Becher-Pleite vor Augen geführt. 700 000 Euro hatte man sich durch den Verkauf des Merchandise-Artikels mit dem Hessentags-Emblem erhofft. Am Ende wurden es 88.589,36 Euro. 

Alles noch brutto

Bekannt ist auch, dass das Land Hessen weitere 900 000 Euro für die Sicherheitskosten hinzusteuern wird. Diese sind in der vorläufigen Endabrechnung noch nicht berücksichtigt. Ebenso wenig, dass es sich bei allen Werten um Bruttowerte handelt. Mit einer hohen Umsatzsteuerrechnung ist also noch zu rechnen. Die Endabrechnung mit dem Finanzamt sei derzeit in Vorbereitung.

Die Fraktionen im Rüsselsheimer Stadtparlament werteten die vorliegende Aufstellung unterschiedlich. War es das wert? Rüsselsheims CDU-Chef antwortet mit einem entschiedenen Ja. Bei 1,4 Millionen Besuchern komme man lediglich auf 2,60 Euro Defizit pro Gast, rechnet er vor. Den hohen Ausgaben hält er auch Investitionen in die städtische Infrastruktur, Steuermehreinnahmen aus dieser Zeit durch ein angekurbeltes Hotel- und Gastronomiegeschäft sowie die positive Imagepflege für die Stadt.

Von Anfang an zu groß geplant

Anders sieht es Joachim Walczuch von „Wir sind Rüsselsheim“ (WsR). Für ihn war der Hessentag von Anfang vom damaligen Oberbürgermeister Patrick Burkhardt (CDU) zu groß geplant worden. Das Defizit sei deshalb erwartbar gewesen.

Auch für Heinz-Jürgen Krug von den Linken seien vor allem die Großkonzerte überdimensioniert gewesen. Unbedingt hätten die Stadtverantwortlichen damals Rekordzahlen bei den Besuchern einholen wollen. „Man wollte unbedingt Oberursel übertreffen“, so Krug.

Auch für die SPD sei von Anfang an befürchtet worden, dass es keinen kostenneutralen Hessentag gibt. Die Grünen im Stadtparlament konnten sich noch nicht zu der vorläufigen Endabrechnung äußern. Sie wollen am kommenden Montag darüber reden.

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