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Dramatische Entwicklung: Backpacker in Neuseeland gestrandet

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Von: Dr. Daniela Hamann

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Da war die Welt noch in Ordnung und noch keine Ausgangssperre in Kraft. Nico springt auf dem Mount Maunganui in die Höhe. In der gleichnamigen Stadt im Tal wohnt er mittlerweile seit Oktober.	Fotos: privat
Da war die Welt noch in Ordnung und noch keine Ausgangssperre in Kraft. Nico springt auf dem Mount Maunganui in die Höhe. In der gleichnamigen Stadt im Tal wohnt er mittlerweile seit Oktober. © privat

Die Weltreise von Nico und Steffi aus Rüsselsheim hat eine dramatische Wende genommen. Während Steffi aufgrund eines Trauerfalls zurück nach Deutschland konnte, sitzt Nico auf Neuseeland fest.

Rüsselsheim - Seit gut eineinhalb Jahren begleitet diese Zeitung die beiden Weltreisenden Nico aus Rüsselsheim und Steffi aus Kelsterbach bei ihren Abenteuern. Zunächst haben beide ein knappes Jahr lang fast den gesamten südamerikanischen Kontinent erkundet. Seit Oktober lebten sie in Neuseeland.

Doch seit einer Woche haben sich die Ereignisse für die beiden Hessen auf dramatische Weise überschlagen. Dabei hatten Steffi und Nico geplant, in ein paar Monaten gemeinsam eine letzte Reise zu den pazifischen Inseln zu unternehmen und damit ihrem Abenteuer den gebührenden Abschluss zu geben. Nun ist alles anders. Steffi ist seit kurzem wieder in Kelsterbach. Sie hatte eine schlimme Nachricht bekommen. Ein naher Verwandter ist unerwartet gestorben. Gerade so hat es die junge Weltreisende in der Corona-Krise noch geschafft, zurück nach Deutschland zu reisen.

Für Nico sieht die Situation anders aus. Er sitzt in Neuseeland fest und probiert gerade alles, um doch nach Hause zu kommen. Doch der Reihe nach.

Arbeiten in der Glasfabrik

Im Herbst sind Steffi und Nico aus Südamerika nach Neuseeland weitergereist. "Hier haben wir ein Work & Travel-Visum erhalten. Das war auch wichtig, denn wir mussten unbedingt Geld verdienen. Unsere Reisekasse und Rücklagen waren nach den Monaten in Süd-Amerika aufgebraucht", erinnert sich Nico. Die beiden ließen sich in Mount Maunganui, etwa drei Stunden von Oakland entfernt, nieder und fanden Jobs und Unterkünfte. Steffi arbeitete vor allem in der Gastronomie. Nico verdingte sich in einer Glasfabrik.

Steffi unterwegs mit dem Fahrrad nach Wellington. Mittlerweile ist sie wieder in Deutschland.
Steffi unterwegs mit dem Fahrrad nach Wellington. Mittlerweile ist sie wieder in Deutschland. © privat

Nach Besuchen von Familie - Nicos Eltern waren über Weihnachten nach Neuseeland gekommen - und gemeinsamen Reisen durch das Land, kehrte Nico an seine Arbeitsstelle zurück. Steffi zog es in das neun Stunden entfernte Wellington - die Hauptstadt des Landes.

Nico erzählt: "Steffi wollte noch einmal etwas Neues kennenlernen und erleben. Sie wollte ursprünglich die 550 Kilometer von Mount Maunganui nach Neuseeland mit dem Fahrrad fahren, musste dann jedoch wegen Kniebeschwerden abbrechen. Als sie in Wellington ankam, hat sie relativ schnell eine WG am Hafen und einen Job gefunden. Sie hat in ihrer Freizeit Tanzkurse besucht und war dort sehr glücklich. Bis sie den Anruf mit der schrecklichen Nachricht bekam."

Noch am gleichen Tag ist es der jungen Frau gelungen, einen Flug zu buchen. "Als Steffi gerade in Hongkong in das Flugzeug nach Deutschland eingestiegen ist, hat Neuseeland die ersten Maßnahmen im Kampf gegen das Virus beschlossen und seine Grenzen dicht gemacht", berichtet Nico.

Der Rüsselsheimer hat dann auch einen Flug gebucht, der aber inzwischen von der Fluggesellschaft storniert wurde. "Ich finde keine Flüge mehr. Neuseeland lässt niemanden mehr herein oder heraus. Zudem haben die meisten Airlines, die das Land bisher angeflogen haben, beschlossen, ihre Flüge bis zum Beginn des Sommers völlig auszusetzen."

Neuseeland hat bereits den Notstand ausgerufen, in dem Versuch, die Pandemie noch früher als die Länder in Europa und Asien einzudämmen. "Es gibt bereits eine Ausgangssperre."

Das bedeutet für Nico auch, dass er keine Einnahmequelle mehr hat, da die Firma, für die er bislang gearbeitet hat, nicht als systemrelevant gilt und geschlossen wurde. "Ich habe mich schnell in die Listen der Bundesregierung für das Rückholprogramm eingetragen. Seitdem beobachte ich die Chats und Kommunikationskanäle ganz genau. Angeblich soll ein Flieger der Bundesregierung Gestrandete aus Neuseeland abholen. Bisher wurde ich noch nicht benachrichtigt", berichtet der Rüsselsheimer.

Er gibt die Hoffnung nicht auf

Es seien noch viele Deutsche - Backpacker, Studierende und auch ältere Reisende - in dem Land und auch in Australien. Das habe er in den Foren gelesen, so Nico. Die Hoffnung wolle er nicht aufgeben, obwohl er der Verzweiflung sehr nahe gewesen sei, als seine Reiseversicherung ihm mitteilte, dass sein Versicherungsschutz aufgrund der Krise erloschen sei. Die Versicherung habe inzwischen eingelenkt. Bis Ende November bleibt der Versicherungsschutz des Deutschen bestehen.

Nachdenklich sagt der junge Mann: "Wir haben die Entwicklungen in Europa ja die ganze Zeit mitverfolgt. Bisher war aber hier in Neuseeland alles noch relativ ruhig. Doch dann wird man plötzlich in wenigen Tagen von den Ereignissen erschlagen. Natürlich könnte ich hier noch eine Weile überleben. Aber die Grenzschließungen machen mich wirklich nervös. Ich wäre jetzt lieber so schnell wie möglich wieder zu Hause."

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