Ortstermine, Dämmerschoppen, Privatbesuche: Was tut ein Bürgermeisterkandidat nicht alles vor der Wahl?

Bei Hausbesuchen will der Bürgermeisterkandidat Oliver Görlich aus Riedstadt die Bürger der Gemeinde Trebur besser kennenlernen - ob an der Tür oder am Fenster.
Wer Bürgermeister in Trebur werden will, der muss nicht nur gut reden können, sondern auch sportlich sein. SPD-Kandidat Oliver Görlich bricht nach seiner Briefkastenaktion im Sommer, in der er persönlich Ideen-Postkarten an alle Haushalte verteilt hatte, zu einer weiteren Aktion auf – die „Aktion der 1000 Türen“. Am Freitag müssen es wohl mehr als 1000 Türen gewesen sein, überlegt Görlich. Er ist seit vier Wochen in den Straßen der vier Ortschaften Trebur, Astheim, Geinsheim und Hessenaue unterwegs.
An dem Nachmittag startet Görlich in der Bischofsheimer Straße. Dieses Mal lädt er zum Dämmerschoppen am 3. Dezember um 19.30 Uhr im Ast-heimer Sportcasino ein. Sein lächelndes Gesicht ist auf jedem Flyer abgedruckt: „In lockerer Atmosphäre Oliver Görlich kennen lernen und über Ideen und Anregungen sprechen“, heißt es darauf. Bisher seien die Gespräche überaus positiv verlaufen, so Görlich. Ab und zu hätten ihm die Bewohner auch Fragen zu seiner Person und seinen politischen Zielen gestellt.
Bei seinen Hausbesuchen hat der SPD-Kandidat auch schon einiges erlebt. Eine Anekdote fällt ihm ein: „Ich habe geklingelt und wurde gleich hereingebeten. Das hat mich gewundert. Es hat sich dann herausgestellt, dass der Bewohner dachte, ich sei gekommen, um den Stromzähler abzulesen“, erinnert sich Görlich schmunzelnd. Diese Verwechslung sei ihm an dem Tag mehrmals passiert, bis er schließlich dem Servicemitarbeiter der Stadtwerke persönlich auf der Straße begegnet war. „Ich habe ihm dann vorgeschlagen, dass wir zusammen die Straßen ablaufen könnten“ – doch ohne Erfolg.
Görlich ist an der ersten Haustür angekommen. Er klingelt, wartet. Die Tür geht auf. Eine Frau Mitte 40 streckt den Kopf heraus. Der Kandidat bleibt am Gartentor stehen und stellt sich kurz vor, drückt der Bewohnerin dann einen Flyer in die Hand. „Ich hätte jetzt noch drei bis vier Stunden Zeit für Fragen“, scherzt er. Aber die Astheimerin winkt ab. Die Nachbarn reagieren ähnlich. „Ich kenne Sie aus der Zeitung“, sagen die besser informierten Bürger oder „Ich weiß, dass bald Wahlen sind“. Reden wollen sie aber nicht. Doch vielleicht kommt der ein oder andere zum Dämmerschoppen, hofft Görlich. Wer nicht zu Hause ist, dem wirft er einen Flyer in den Briefkasten.
Zuruf aus dem Fenster
Obwohl die Füße einen von Tür zu Tür tragen, werden bei vier Grad Celsius schnell die Finger und Fußspitzen kalt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum manche Bürger nicht die Tür öffnen, sondern lieber das Fenster. „Hallo?“, ruft eine Frau aus dem Dachfenster ihrer Wohnung herab. Sie ist positiv überrascht von dem Besuch. Görlich wirft ihr einen Flyer in den Briefkasten. „Ich drück’ Ihnen die Daumen!“, ruft sie ihm hinterher.
Bei Familie Opiz öffnen sich gleich zwei Türen. Lothar Opiz und seine Nachbarin lassen sich gerne einladen. „Sie werden gewählt, wenn sie den Erziehern eine Lohnerhöhung versprechen“, sagt er augenzwinkernd; denn seine Nachbarin arbeitet als Kindergärtnerin. Görlich erklärt, dass die Gemeinde mit effizienteren Verwaltungsstrukturen sicherlich Geld sparen und es an anderer Stelle wieder investieren könnte. „Sie gewinnen die Wahl, wenn Sie sagen, dass sie dort mal aufräumen“, erwidert Opiz ernst. Die beiden unterhalten sich noch ein paar Minuten am Briefkasten, bevor sich Görlich verabschiedet.
Merkwürdige Begegnung
Das letzte Haus in der Straße: Ein Fenster öffnet sich, ein Mann schaut heraus: „SPD? Ne, ist nichts für mich“, er schüttelt den Kopf und schließt abrupt das Fenster. „So was ist mir auch noch nicht passiert“, sagt Görlich verwundert. Das hält ihn aber nicht davon ab, weiter von Haus zu Haus zu gehen. Der Tag hat noch ein paar Stunden und die Haustüren werden ihm sicherlich nicht ausgehen.