Wenn die Laster nicht die Kurve kriegen

Schäden an Hausfassaden, Grundstücksmauern und Zäunen: Die Situation am Alten Rathaus bleibt kritisch. Kommune und Hessen-Mobil arbeiten weiter an einer Lösung.
Trebur -Seit Jahrhunderten steht das Alte Rathaus von Geinsheim auf seinem Platz. Zusammen mit der in unmittelbarer Nähe gebauten kleinen Kirche bildete es einst den Mittelpunkt des Dorfes, um den sich Fachwerkhäuser scharten. Doch dieser Dorfmittelpunkt, der mit Sicherheit einmal zu den Schmuckstücken der Region zählte, kann als solcher nicht mehr bezeichnet werden.
Der Grund sind durchfahrende Laster. Die sorgen - zusammen mit Motorrädern und hochtourig gefahrenen Autos - für eine eigentlich nicht mehr akzeptable Lärmbelastung für die Anwohner. Nicht selten bekommen die großen Laster an dem Verkehrsnadelöhr nicht die Kurve. Das Ergebnis: Schäden an Hausfassaden, an Grundstücksmauern und Zäunen. "Bei den Anwohnern liegen die Nerven längst blank", weiß Bürgermeister Jochen Engel (Freie Wähler) aus zahlreichen Rückmeldungen und Beschwerden.
Politiker sind verantwortlich
Engel stellt eines klar: "Das ist eindeutig das Ergebnis von Beschlüssen aus der jüngsten Vergangenheit." Der Bürgermeister verweist damit darauf, dass die Mehrheit der Politik nicht nur den Ausbau von Geinsheim als Logistikstandort gutgeheißen hat, sondern auch die Wiederverfüllung des bei Geinsheim gelegenen Kiebertsees, wenngleich diese bekanntlich zum Ende des Jahres der Vergangenheit angehören soll. Damit sollte zumindest die Zahl der Lasterfahrten deutlich zurückgehen.
Ob Auto, Kleintransporter, Linienbus, Müllauto oder Laster - der Bereich in Geinsheim, wo Borngasse, Leeheimer Straße und Oppenheimer Straße das Alte Rathaus einrahmen, stellt für jeden Fahrer eine Herausforderung dar. Die Straßen sind eng, die Kreuzungsbereiche schwer einsehbar. An Fassaden angebrachte Spiegel sorgen nur bedingt für eine Entschärfung. "Wenn hier einer der überdimensionalen Logistiklaster durchfährt oder rangieren muss, gibt es immer wieder Probleme", erläutert Bürgermeister Engel. Im besten Fall bildet sich ein Rückstau. Im schlimmsten Fall müssen Fußgänger um Gesundheit und Leben fürchten.
Wie Bürgermeister Engel aus alten Unterlagen weiß, habe es vor gut 20 Jahren schon einmal Bemühungen um Lösungen gegeben. Aber erst mit der Entwicklung des Logistik-Centers und der Verfüllung des Kiebertsees habe das Thema an Dringlichkeit deutlich zugenommen. "Es muss unbedingt eine Lösung her, wenngleich jetzt schon klar ist, dass es die optimale Lösung wohl nicht geben wird." Wie Bürgermeister Engel bei einem Vor-Ort-Termin erläuterte, arbeiten die Kommune und der Landesbetrieb Hessen-Mobil in dieser Angelegenheit Hand in Hand. Auch ein externer Verkehrsplaner ist mit im Boot.
Eine Verkehrszählung vom Frühherbst habe ergeben, dass täglich rund um das Alte Rathaus allein rund 250 Laster, Linienbusse und Müllautos unterwegs sind. Zehn Laster, so die Beobachtung, fahren so, dass sie haarscharf an Wänden und Mauern herumkommen oder eben nicht. "Es sind vielleicht nur einzelne Laster, aber die richten nun einmal diese Schäden an."
Einbahnregelung denkbar
Bürgermeister Engel meint damit nicht nur die Häuser, sondern auch die deutlich in Mitleidenschaft gezogene "Nase" vor dem Alten Rathaus. Als relativ problemlose Möglichkeit böte sich die Verkürzung dieser "Nase" an. "Oder wir versuchen es erst einmal mit Einbahnregelungen und der entsprechenden Beschilderung." Schnelle Lösungen werde es auf keinen Fall geben, da auch eine Landesstraße betroffen ist. "In solchen Fällen muss man ein paar Monate mehr einplanen", dämpft der Bürgermeister schon einmal entsprechende Erwartungen.
Wie auch immer die Lösung für das Problem aussehen könnte oder aussehen wird - eines schließt Bürgermeister Engel von vornherein aus: "Über eine Ortsumgehung Geinsheim brauchen wir uns gar nicht erst zu unterhalten."
Ralph Keim