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„Die Situation ist dramatisch“: Buchhändlerin aus Trebur fürchtet um ihr Geschäft

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Von: Dr. Daniela Hamann

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Die Not macht erfinderisch: Nach der Schließung ihrer Buchhandlung "Literaturladen" bietet Anja Münker-Nanke einen Lieferservice für ihre Kunden an.
Die Not macht erfinderisch: Nach der Schließung ihrer Buchhandlung "Literaturladen" bietet Anja Münker-Nanke einen Lieferservice für ihre Kunden an. © Patrik Hennebold

Kleine und mittelständische Unternehmen treffen die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus besonders hart. Auch Buchhändlerin Anja Münker-Nanke aus Trebur fürchtet um ihr Geschäft. Um ihren Buchladen zukünftig weiter betreiben zu können, beliefert sie ihre Kunden mit Büchern.

Trebur - Wegen der Ladenschließungen, die in allen Teilen Hessens in Kraft getreten sind, fürchten nun viele kleine und mittelständische Unternehmen um ihre Existenz. In der Großgemeinde Trebur ist es nicht anders. Anja Münker-Nanke, Inhaberin der Buchhandlung "Literaturladen" an Treburs Hauptstraße, ist schlichtweg verzweifelt. "Die Situation ist dramatisch. Ich musste meinen Buchladen schließen. So wie es aussieht, reden wir dabei nicht von zwei oder drei Wochen, sondern eher von Monaten. Dieses Ereignis hat mich einfach überrollt."

Sie habe sich bereits mit anderen Einzelhändlern der Großgemeinde ausgetauscht. Dort sei die Stimmung ähnlich erschrocken. Niemand wisse so genau, wie sich die finanzielle Situation auf Dauer zuspitze. "Ich kann die Entscheidung der Regierung nachvollziehen. Vor allem bei meinen älteren Kunden war die Verunsicherung ohnehin schon sehr groß. Ich hätte ihnen auch nicht zumuten wollen, mit anderen Kunden in meinem Ladengeschäft zu sein", sagt Münker-Nanke aufgeräumt.

Dennoch hätte sie sich eine Ausnahmeregelung zumindest für Buchläden gewünscht. Diese gibt es zwar, doch das betrifft Läden, die vor allem aktuelle Medien wie Tageszeitungen verkaufen. Sie dürfen weiterhin öffnen. Der Laden von Anja Münker-Nanke gehört nicht dazu. Sie wurde vom Dachverband, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, angewiesen zu schließen. Dennoch gibt sie zu bedenken: "Die Menschen, Erwachsene und Kinder, sind zu Hause. Jeglicher Sozialkontakt außer mit engen Familienmitgliedern soll vermieden werden. Die Kinder sollen zu Hause lernen und lesen. Wie sollen sie nun an das nötige Material kommen?" Münker-Nanke hatte zudem die Premierenlesung eines neuen Jugendbuchs in der Mittelpunktschule absagen müssen, genauso wie zwei weitere Lesungen für Erwachsene.

Die Rechnungen stapeln sich

"Ich habe laufenden Kosten. Neben der Miete handelt es sich dabei um Rechnungen meiner Lieferanten. Ich habe viel für die anstehenden Kommunions- und Konfirmationsfeiern und für Ostern eingekauft. Wie die Thementische dazu aussehen sollen, habe ich auch geplant. Die Ware ist bereits da oder wird in den nächsten Tagen geliefert. Damit bleibe ich auf immensen Kosten sitzen", berichtet die Ladeninhaberin. Zumal die Gewinnspanne im Buchhandel ohnehin sehr klein sei. Nicht umsonst habe sie keine Angestellten. Auch eine Feier zum einjährigen Bestehen des Ladens habe sie Ende April gestalten wollen. Das alles findet nicht mehr statt.

Dies sei eine Situation, mit der der Buchhandel noch nie konfrontiert war. Dessen ist sich Münker-Nanke sicher. Nur die großen Online-Riesen würden von den Schließungen profitieren. Kleine Bauchläden würden leiden und seien auf längere Sicht teilweise gezwungen, die Ladengeschäfte ganz aufzugeben. Ihr könne dies auch passieren, je nachdem, wie lange ihr Literaturladen geschlossen bleiben muss, sagt Münker-Nanke und seufzt.

Nun sucht die Buchhändlerin nach Alternativen, um ihre Kunden weiterhin mit Büchern beliefern zu können. Es gebe nämlich noch einige liebe Stammkunden, die ihre Lektüre nicht anonym im Internet bestellen möchten.

"Auf meiner Webseite findet sich der umfassende Buchkatalog. Ich nehme auch nach Schließung meines Ladens telefonisch, per E-Mail und über den eigenen Online-Shop Bestellungen entgegen. Ich werde die Bücher auch gerne direkt zu den Kunden nach Hause liefern. Das ist für mich selbstverständlich", beschreibt Münke-Nanke den neuen Service, mit dem sie sich versucht, so gut es eben geht, über Wasser zu halten. Auch andere Geschäfte bieten Abhol- und Bringservices an.

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