Trotz Wind treten sie in die Pedale
Junge und alte Leute, Gelegenheitsfahrradfahrer und Hobby-Radsportler waren am 1. Mai beim Volksradfahren der Sport- und Kulturgemeinde Bauschheim am Start.
Kräftige Böen wehen an der Sporthalle. Die kleineren Steinchen machen nicht viel aus, es müssen schon größere Brocken her, um die Flyer der Sport- und Kulturgemeinde zu sichern. Einen Stapel fegt ein Windstoß bereits hinunter auf den Rasen.
Wind, schlappe neun Grad: Das Wetter ist nicht gerade einladend für eine längere Radtour rund um die Mainspitze bis nach Flörsheim hinauf. Aber die Helfer der SKG Bauschheim sind dennoch gut gelaunt. Immerhin lacht die Sonne vom Himmel. Sie treffen die letzten Vorbereitungen für das Volksradfahren.
Claudia Gebhardt und ihr Sohn Justin haben ihre Drahtesel mitgebracht. Sie sind am 1. Mai die Ersten bei der Anmeldung. Die 36-Jährige und ihr achtjähriger Spross nehmen zum ersten Mal am Volksradfahren teil. Sie wohnen erst seit einem Monat in Bauschheim, zogen aus Hannover in die Rhein-Main-Region. Der Kleine ist ganz aufgeregt. Natürlich will er sich die 35 Kilometer lange Strecke vorknöpfen. „Das entscheiden wir, wenn wir auf der Strecke sind“, zeigt sich die Mama ein wenig vorsichtiger. Die 20 Kilometer-Tour tue es auch.
Sie hat die Werbung für das Volksradfahren gelesen und wollte ihren Sohn am Feiertag beschäftigen, „sonst zockt er den ganzen Tag“, erzählt Gebhardt schmunzelnd.
Sie hat kein Auto, fährt also regelmäßig Fahrrad. Justin dagegen gibt sich nur ab und an als Pedalritter. Verpflegung haben sie ausreichend im Rucksack: Drei Flaschen Wasser, belegte Brötchen und Obst, etwas Süßes darf natürlich auch nicht fehlen. Der Junge geht die Tour vorbildlich mit Helm an. Die Mutter hat Angst um ihre Frisur und verzichtet auf den Kopfschutz. An Flickzeug haben die beiden allerdings nicht gedacht. Macht nichts, sie radeln auf gut Glück.
Stefan Wendel, Beate Win-dorf und Dieter Windorf halten es dagegen wie der junge Fahrradfahrer. Der Helm verleiht ihnen ein gewisses Sicherheitsgefühl. „Besser als ohne“, stellt Wendel fest. Der 51-Jährige ist zwar ebenfalls das erste Mal Teilnehmer beim Volksradfahren, ist aber gleichwohl leidenschaftlicher Fahrradfahrer.
Er legt auf seinem Trekkingrad 100 Kilometer in der Woche zurück. „130 Kilometer sind es bei mir“, sagt Dieter Windorf, 57 Jahre alt, stolz und packt noch eine Schippe drauf. Er tritt mit einem modernen Pedelec an. Ist das gegenüber seinen Mitstreitern fair? Die Motorunterstützung sei auf 25 Stundenkilometer begrenzt, außerdem wolle er die Strecke mit eigener Muskelkraft zurücklegen, beruhigt Windorf.
Eingespieltes Team
Jörg Meier und Rudolf Kowallik geben unterdessen Meldekarten und Streckenpläne heraus. Meier macht den Job schon seit über 20 Jahren. Bei dem Wetter rechnet er, wie auch Gerhard Pogarell, der Leiter der Radsportabteilung, mit 200 Teilnehmern. Exakt diese Zahl stellt sich dann auch ein. Es seien auch schon mal 500 gewesen, weiß er. Pogarell ist angesichts der Wetterverhältnisse zufrieden mit der Zahl. Der Wind könne einigen potentiellen Teilnehmern die Tour aber vermiesen, vermutet er am frühen Vormittag.
Jürgen Wolferstädter ist von Groß-Gerau nach Bauschheim geradelt. „Es hat kräftig geblasen“, berichtet er. Dem Wind habe er mit seinem E-Bike getrotzt.
40 bis 50 Helfer aus der Tischtennis-, Turn- und Radsportabteilung der SKG haben in den vergangenen Tagen dafür gesorgt, dass heute alles glatt läuft. Auch am Veranstaltungstag selbst kümmerten sie sich um einen reibungslosen Ablauf des 35. Volksradfahrens, informiert Pogarell. Fünf Helfer haben die Strecke ausgeschildert. Die Jugendradler der Radsportabteilung seien die Tour probehalber abgefahren, erzählt er. Es sei geprüft worden, ob die Beschilderung in Ordnung ist und die Teilnehmer den Weg finden. Sonderschilder, die auf Gefahren hinweisen, seien an gefährlichen Verkehrsstellen angebracht worden.
Die Bewegung, der Spaß und die Geselligkeit in der Gruppe seien ihre Motivation, sagt die 59-jährige Beate Windorf. Sie, Dieter Windorf und Stefan Wendel lassen sich vom Wind nicht abschrecken und nehmen sich die 35-Kilometer-Distanz vor.
Eine Herausforderung? „Wir haben schon ganz andere Touren gemacht“, meint Wendel lachend.