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Picard Lederwaren stellt komplette Produktion um: Masken statt Handtaschen

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Von: Thomas Holzamer

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Zum Schutz der Mitarbeiter vor dem Coronavirus herrscht auch in der Produktion Maskenpflicht: An Nachschub aus den eigenen Nähmaschinen mangelt es dem familiengeführten Traditionsbetrieb aus Obertshausen selbstverständlich nicht.
Zum Schutz der Mitarbeiter vor dem Coronavirus herrscht auch in der Produktion Maskenpflicht: An Nachschub aus den eigenen Nähmaschinen mangelt es dem familiengeführten Traditionsbetrieb aus Obertshausen selbstverständlich nicht. © Thomas Holzamer

Masken werden in der Corona-Krise dringend gebraucht. Bei Picard Lederwaren in Obertshausen wird jetzt die Produktion umgestellt.

Obertshausen – Konzentrierte Gesichter, fließende Bewegungen und in der Luft liegt das monotone, fast schon beruhigende Surren der zahlreichen Nähmaschinen in der Produktionshalle an der Friedensstraße im Stadtteil Hausen. 

Es herrscht geschäftiges Treiben am Hauptsitz von Obertshausens Traditions-Lederwarenproduzenten Picard.

Doch wo sonst die hochwertigsten Taschen und Accessoires der Linie „Made in Germany“ produziert werden, entstehen derzeit ganz neue Produkte, die es in der Firmengeschichte bisher noch nicht gegeben hat: Nase-Mund-Masken.

Obertshausen: Picard holt Näher aus Kurzarbeit wegen Corona zurück

Um diese zu fertigen, hat das Unternehmen von Georg Picard sämtliche Näher und Feintäschner aus der Kurzarbeit zurückgeholt. Diese hatten die Obertshausener wie viele andere Betriebe auch beantragt, da mit den Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch die unternehmenseigenen Shops vorübergehend die Türen schließen mussten und die externe Nachfrage zurückgegangen war.

Mit dem Nähen des Nase-Mund-Schutzes dürfte Picard wohl einmal mehr in der langen Firmengeschichte auf das richtige Pferd gesetzt haben. Denn spätestens mit der weitreichenden Maskenpflicht, die in vielen Bundesländern ab der kommenden Woche gelten soll, dürfte die ohnehin schon hohe Nachfrage noch weiter steigen. Zwar gibt es im Netz Tipps, wie man sich den Schutz selbst machen kann, doch nähen kann nicht jeder. Und vielerorts sind zudem die nötigen Materialien nur schwer zu bekommen.

Auch beim Familienbetrieb galt es zunächst, die richtigen Lieferanten zu finden. „Wir produzieren aktuell rund 10. 000 Stück in der Woche“, berichtet Pressesprecherin Svenja Marutschke. Dank der guten Kontakte von Georg Picard war jedoch mit der Fuldaer Filzfabrik schnell ein passender Lieferant gefunden. Von dieser bezieht das Unternehmen den speziellen Polyesterfilz für einen der beiden Maskentypen.

Corona-Krise: Schutzmasken aus Obertshausen auch online zu kaufen

Der Stoff für die zweite Version, ein feines Spinnvlies aus Polypropylen wird ebenfalls in Deutschland produziert.

Für die in der Regel 12 bis 14 Mitarbeiter in der Produktion waren die neuen Produkte keine große Umstellung, wie eine der Stepperinnen bestätigt: „Lediglich das Nähen des Spinnvlieses ist ein wenig komplizierter als beim Taschenfutter, da es in gleichmäßige Falten gelegt werden muss.“ Einfacher ist dies bei der aus zwei Teilen bestehenden Filzmaske.

Zu haben sind die Masken, die bei 60 bis 90 Grad Celsius waschbar sind, jeweils im Fünferpack in Weiß (Vlies) und Grau (Filz) sowohl im Onlineshop auf picard-lederwaren.de als auch täglich von 9 bis 12 Uhr direkt in der Zentrale in Hausen. Dort werden – wie auch in der kompletten Produktion – die vorgeschriebenen Mindestabstände eingehalten. So dürfe sich stets nur ein Kunde im Geschäft aufhalten, weitere müssen draußen und auf Abstand warten, erläutert die Sprecherin.

Corona-Krise: In Obertshausen geht es familiär zu

Und weil es bei den Hausenern traditionell familiär zugeht, schlüpft für die neue Idee auch schon mal schnell der Ehemann der Marketingchefin in die Rolle des Modells und lächelt mit der frisch produzierten Filzmaske für das Foto für den Onlineshop in die Kamera. Komplimente gibt es dafür von den Kunden: „Ein schöner Mann“, kommentiert eine Nutzerin dies unter dem Bild.

Neben dem Verkauf unterstützt das Traditionsunternehmen auch soziale Einrichtungen mit seinen Masken. So gingen jeweils 500 Stück an die Caritas in Frankfurt und Offenbach sowie an die Helfer der Bahnhofsmission in Hanau.

Von Thomas Holzamer

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