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Chef der Kleingärtner muss gehen

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Von: Nicole Jost

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Das Lächeln dürfte ihm mittlerweile vergangen sein: Günter Neukirch wurde von den Kleingärtnern als Vorsitzender abgewählt.
Das Lächeln dürfte ihm mittlerweile vergangen sein: Günter Neukirch wurde von den Kleingärtnern als Vorsitzender abgewählt. © Leo F. Postl

Unstimmigkeiten in den Finanzen haben Günter Neukirch den Posten als Vorsitzender des Kleingartenvereins Sprendlingen gekostet. Darüber hinaus wurde er aus dem Verein ausgeschlossen.

Es ist ein Abend voller Vorwürfe und etwas müder Rechtfertigungsversuche im Sprendlinger Bürgerhaus. Er endet mit der Absetzung von Günter Neukirch als Vorsitzendem des Kleingartenvereins Sprendlingen und einem drastischen Ausschluss aus dem Verein.

Es ist ein unschöner Höhepunkt in bewegten Zeiten der Gärtner. Nicht nur, dass sie seit fast einem Jahr um den Erhalt ihrer Vereinsanlage an der Lettkaut kämpfen und den Bau des Sport- und Bildungscampus mit internationaler Fußballakademie und Internationaler Schule auf ihrem Areal verhindern wollen, eine Gruppe des Vereins wirft dem jetzt ausgeschiedenen Vorsitzenden Günter Neukirch Schlampigkeit oder gar Veruntreuung der Vereinsfinanzen vor.

Schon mit der Einladung zur der außerordentlichen Mitgliederversammlung stehen die Punkte Abwahl und Ausschluss des Vereinschefs auf der Tagesordnung. Das Interesse ist riesig. Offiziell sind es 165 stimmberechtigte Mitglieder, die auf den nur knapp ausreichenden Stühlen Platz nehmen. Im Saal sind es aber über 200 Menschen, die sich das Szenario anschauen wollen.

Angespannte Stimmung

Schnell ist klar, die Stimmung ist angespannt. Die beiden Kassenrevisoren, Silvia Rühl und Alexander Grimm erklären bis ins Detail, warum sie schon im Januar einen Brief an den Vorstand geschrieben haben, dass sie den Vorstand nicht entlasten können. Es ist die Rede von Unstimmigkeiten, Eigenbelegen, nicht vorhandenen Belegen zu Ausgaben und Einnahmen. Ganz deutlich wird die Kritik bei einem Versicherungsschaden in Höhe von 2800 Euro, wobei die Regulierungssumme auf das private Konto von Günter Neukirch gebucht wurde. Die Revisoren erläutern, dass die Ausgaben nicht mehr nachzuvollziehen sind. Das gleiche gilt für die Einnahmen und Ausgaben für das Stadtfest im vergangenen Oktober, auf dem die Gärtner Unterschriften zum Erhalt der Lettkaut gesammelt haben. Zudem habe der Verein Kosten für eine Privatklage Neukirchs gegen ein Vereinsmitglied getragen. Und ganz bizarr wird es, als es um Abstandszahlungen von aufgegebenen Gärten geht. „Da sind 1350 Euro in die Hände von Neukirch gegangen. Ob das Geld beim alten Pächter je angekommen ist und wenn ja in welcher Höhe, wissen wir nicht. Es gibt noch ein weiteres Beispiel in Höhe von 1200 Euro, in dem Fall ist das Geld nie in die richtigen Hände gelangt“, erklärt Silvia Rühl.

Schwache Verteidigung

Ob diese Vorwürfe stichhaltig sind, ob sich der Vorwurf der Veruntreuung beweisen lassen würde, dass ist an diesem Abend von Außenstehenden sicher nicht zu beurteilen. Klar aber ist, dass die Verteidigungsrede von Günter Neukirch recht dünn ausfällt, und die Verdachtsmomente nicht so recht entkräftet werden können.

Ein Herr steht in der Diskussionsrunde auf lobt die Kassenrevisoren für ihre gründliche Arbeit: „Mich erschreckt es, lieber Günter, dass diese lockere Handhabung von Dir sich wie ein roter Faden durch diese Geschichte zieht. Du hast jetzt versucht, Dich rauszureden, aber diese Vorwürfe hauen mich von den Socken. Und Du biegst Dir die Welt, wie sie Dir gefällt. Am meisten erbost mich, dass Du offensichtlich kein Unrechtsempfinden hast. Das ist das erschütternde daran“, sagt der Redner und erhält dafür viel Applaus. Aber es gibt auch Stimmen, die es als ungerecht erachten, dass Neukirch so behandelt wird und es erst eine richtige Anhörung des Vereinschefs und die Prüfung der Vorwürfe geben müsse.

Die Wahl zum Ausschlussverfahren verläuft dann aber deutlich gegen den umstrittenen Kleingärtner: 122 von 165 Mitglieder stimmen für die Abwahl Neukirchs als Vorsitzender, bei fünf Enthaltungen und 38 Nein-Stimmen. Beim Ausschluss aus dem Verein sind es nicht ganz so viele, das Ergebnis fällt aber immer noch mit großer Mehrheit aus: 99 von 162 Mitgliedern – drei haben die Versammlung bereits verlassen – wollen Günter Neukirch nicht mehr als Mitglied im Verein haben, 15 Mitglieder enthalten sich und 48 stimmen gegen den Rauswurf. Für Günter Neukirch schließt sich damit das Kapitel Sprendlinger Kleingärtner. Der Langener verlässt an diesem Abend sichtlich geknickt und schnell den Saal des Bürgerhauses.

Den Kampf um die Gärten an der Lettkaut wollen die Vereinsmitglieder übrigens noch nicht aufgeben. Sie beschließen nach der Abwahl des Vorsitzenden die Gründung einer fünfköpfigen Verhandlungskommission, die in Zukunft das Gespräch mit der Stadt Dreieich zur Zukunft der Gärten suchen soll.

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