Corona-App aus Dreieich: Infektionsketten per Handy verfolgen

Aktuell wird kaum etwas unversucht gelassen, um der Verbreitung des Coronavirus Herr zu werden. Eine Firma aus Dreieich im Kreis Offenbach hat nun eine App entwickelt, mit der sich Bewegungsprofile und damit Infektionsketten nachvollziehen lassen.
- Im Kampf gegen das Coronavirus* greifen Regierungen rund um den Globus zu stärkeren Maßnahmen als Ausgangsbeschränkungen oder Kontaktverboten.
- Auch Deutschland diskutiert über die Verwendung von Handydaten zur Nachverfolgung der Kontaktpersonen* von Infizierten.
- Die Firma „mainblau“ aus Dreieich (Kreis Offenbach) hat nun eine Corona-App entwickelt.
Dreieich – Im Kampf gegen das Coronavirus werden weltweit immer neue Maßnahmen entwickelt, die die Nachverfolgung von Infektionsketten erleichtern und damit die schnelle Verbreitung des neuartigen Virus bremsen sollen. In einigen Ländern werden dazu auch schon Handydaten ausgelesen und ausgewertet.
So sollen Bewegungsprofile erstellt werden, um mögliche unbewusste Kontakte mit Infizierten zu erkennen und dieses Wissen zur Eindämmung von Corona zu nutzen. Auch in Deutschland flammen bereits Diskussionen um die Nutzung von Handydaten oder Apps im Kampf gegen das Coronavirus auf. Beobachter fürchten massive Einschnitte in Privatsphäre und Datenschutz.
Firma aus Dreieich (Kreis Offenbach) entwickelt Corona-App
Die Firma „mainblau“ aus Dreieich im Kreis Offenbach hat nun eine App entwickelt, die Bewegungsprofile erstellen kann. Anonym und freiwillig. Die Corona-App soll es ermöglichen, die eigenen Bewegungsdaten mit denen anderer abzugleichen.
Normalerweise entwickelt die „mainblau“ GmbH in Dreieich Lösungen für die Publishing Industrie. Aber in der aktuellen Lage hat das Unternehmen zusammen mit seinen Partnern verschiedene Ansätze aus anderen Projekten verbunden. So entstand die Corona-App.
Corona-App aus dem Kreis Offenbach: Daten werden anonymisiert gesendet und abgeglichen
Das Prinzip ist einfach: Jeder zeichnet seinen eigenen Infektionsstatus mit dem Coronavirus und seine Bewegungsdaten (Tracking-Daten) auf. Die im Kreis Offenbach entwickelte Corona-App sendet diese einmal täglich anonymisiert an einen Server, der diese wiederum mit allen anderen Daten abgleicht. Befindet sich darunter einer oder mehrere Berührungspunkte mit Covid-19-Patienten, erfolgt eine Warnmeldung. Der Betroffene kann sich dann auf das Coronavirus testen lassen oder sich bis zum Test selbst isolieren.
Die Corona-App der Firma aus Dreieich bei Offenbach bietet außerdem eine Möglichkeit, sich zu einer Video-Sprechstunde mit einem Arzt zu verbinden oder eine Direktwahl zur 116 117, dem Ärztlichen Bereitschaftsdienst durchzuführen.
Virologe Alexander Kekulé bewertet Tracking-Apps gegen Corona kritisch
Der Datenschutz und die Privatsphäre sind kritische Punkte in der Diskussion um die Verwendung von Tracking-Daten. Auch wenn es um die Eindämmung des Coronavirus geht.
Ein entschiedener Gegner dieser Maßnahme ist daher der Virologe Alexander Kekulé. In seinem „MDR“-Podcast „Kekulés Corona-Kompass“ bemängelt er, dass eine Zustimmung der Bevölkerung quasi vorausgesetzt werde: „Mir gefällt das gar nicht.“ Ähnlich kritisch äußerten sich Experten auch zu den Ausgangsbeschränkungen* und Kontaktverboten* im Zuge der Maßnahmen gegen das Coronavirus, die dann dennoch verhängt wurden.
Dreieicher App zur Bekämpfung von Corona: Daten können nicht zurückverfolgt werden
Zudem habe er „erhebliche Bedenken“, ob die Handy-Überwachung notwendig ist. Es müsse sich doch aufgrund der auf ein Minimum beschränkten Kontakte herausfinden lassen, wen ein mit dem Coronavirus Infizierter in den vergangenen Tagen angesteckt haben könnte.
Das gestaltet sich aber beispielsweise bereits bei einem Besuch im Supermarkt oder einer Joggingrunde schwierig, wenn man mal in unfreiwillige körperliche Nähe mit einem unbekannten Mitbürger kommt. Da wäre eine Tracking-App sinnvoll. Wie sie die Firma „mainblau“ GmbH aus Dreieich (Kreis Offenbach) entwickelt hat.

Das Dreieicher Unternehmen erklärt: „Die Datensicherheit von Apple für IOS und Google für Android machen es möglich, Daten komplett anonymisiert zu versenden, ohne dass nachvollziehbar ist, woher sie gekommen sind.“ Das heißt, es wäre auch kein Rückschluss auf die absendende Telefonnummer beziehungsweise den Absender möglich.
Corona-App ermöglicht keine Echtzeit-Analyse der Umgebung
„Es braucht also niemand Angst oder Bedenken zu haben, dass seine Daten ausgelesen oder von anderen zurück personalisiert werden können. Das ist unmöglich“, versichert Florian Bläsing von „mainblau“ aus Dreieich bei Offenbach.
Auf Bluetooth-Technologie wird bei der Corona-App aus dem Kreis Offenbach gezielt verzichtet. Die Daten werden über die Ortungsdienste auf dem jeweiligen Telefon gespeichert. Die Bluetooth-Technologie sei nicht sicher und vor allem angreifbar. Besonders wenn sie permanent aktiviert ist. „Einen Echtzeit-Scan meiner Umgebung, das kann es nicht sein. Hier wird jeglichem Missbrauch Tür und Tor geöffnet, Infizierte mit dem Coronavirus werden stigmatisiert. Das kann und darf nicht erfolgen“, so Bläsing.
Corona-App aus Dreieich (Kreis Offenbach) zur anonymen Verfolgung von Infektionsketten
Die Dreieicher Firma „mainblau“ GmbH stellt die Funktionen der App am Freitag (03.04.2020) in einem Online-Termin vor und dann soll sie zeitnah auch in den jeweiligen App-Stores verfügbar sein.
In einigen anderen Staaten, zum Beispiel Österreich, Polen und Israel, wird bereits auf Handydaten zurückgegriffen, um Bewegungsprofile zu erstellen und der Verbreitung des Coronavirus Herr zu werden.
Alles wichtige zu den Auswirkungen der Corona-Krise in Dreieich, aber auch in anderen Kommunen und Kreisen rund um Offenbach, lesen Sie in unseren News-Ticker.
Die Pandemie hat im Seniorenheim Aurelius-Hof in Mainhausen (Kreis Offenbach) bereits mehrere Corona-Tote* gefordert. Inzwischen schöpft man dort neue Hoffnung.
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