1. Startseite
  2. Region
  3. Kreis Offenbach
  4. Dreieich

Mutter aus Dreieich kämpft für Entlastung von Familien in der Corona-Krise

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Homeoffice, Homeschooling und Kleinkindbetreuung: Katrin Bruns hofft, dass die Politik die Sorgen der Eltern bald erhört. Die Kinder leiden nach ihren Worten zunehmend unter der sozialen Isolation.
Homeoffice, Homeschooling und Kleinkindbetreuung: Katrin Bruns hofft, dass die Politik die Sorgen der Eltern bald erhört. Die Kinder leiden nach ihren Worten zunehmend unter der sozialen Isolation. © privat

Seit mehr als sechs Wochen bremst das Coronavirus das öffentliche Leben aus – die Schließung von Schulen und Kitas ist für Familien dabei eine besondere Herausforderung.

Dreieich – Die Dreieichenhainerin Katrin Bruns setzt sich dafür ein, dass deren Sorgen, Probleme und Nöte gehört werden. Die dreifache Mutter weiß, wovon sie spricht: Der Ehemann arbeitet im Homeoffice, der Nachwuchs, zwei, sieben und neun Jahre alt, ist rund um die Uhr zu Hause und Katrin Bruns selbst hat eine 25-Stunden-Stelle im Online-Marketing, die sie am heimischen Schreibtisch fordert.

„Der Frust ist in den vergangenen Wochen stetig gewachsen. Neben der Angst vor dem Virus hat sich bei uns eine heftige Überlastung eingestellt. Es ist an der Zeit, dass Familien endlich Unterstützung bekommen“, sagt Bruns. Es sei schlicht nicht leistbar, sich um einen Zweijährigen zu kümmern, gleichzeitig die beiden älteren Kinder bei den Hausaufgaben zu betreuen und sich auf den eigenen Job zu konzentrieren. Sie habe ein schlechtes Gefühl gegenüber ihrem Arbeitgeber und das Gefühl, den Kindern nicht gerecht zu werden, schildert sie ihre persönliche Situation. „Ich reduziere jetzt kurzfristig meine Stunden, aber wir müssen auch schauen, wie wir das finanziell stemmen mit drei Kindern“, erklärt Bruns. Die Kinder, erzählt sie, fragen vermehrt nach, wann sie endlich wieder Freunde treffen können und litten unter der sozialen Isolation. „Kinder brauchen Kinder, dabei haben unsere ja sogar noch sich.“

Mutter aus Dreieich fordert Unterstützung für Eltern in der Corona-Krise

In den Nachbarländern seien Kitas schon wieder auf dem Weg zur Öffnung. Die politische Entscheidung nach Ostern, die Kitas gar nicht in die Wiedereröffnungs-Pläne einzubeziehen, sei ein Schlag gewesen. Das Gerichtsurteil am vergangenen Freitag in Kassel, das die Öffnung der Grundschulen für die Viertklässler verhinderte, habe zusätzlichen Frust ausgelöst. Natürlich müsse man mit Vorsicht agieren, „aber Studien belegen sogar, dass Kinder bei der Infektion keine große Rolle spielen“, sagt Katrin Bruns.

Die Dreieichenhainerin bemerkt mit der wachsenden Anspannung in den Familien aber schon Veränderungen: „Ich habe das Gefühl, immer mehr Eltern fragen nach den Perspektiven. Die Lage der Familien wird mehr und mehr zum Thema. Das sollte spätestens jetzt in der Politik ankommen.“

In einer Facebookgruppe hat Bruns Gleichgesinnte gefunden. Unter Elterinitiative #elterninderkrise haben sich inzwischen mehr als 8 500 Eltern zusammengefunden, um die Probleme zu diskutieren. Erstes sichtbares Ergebnis war eine Demonstration vor dem Hessischen Landtag am Samstag; angemeldet und unter Corona-Bedingungen mit maximal 50 Leuten, Masken* und 2,50 Meter Abstand. Mit Glocken und kunterbunten Plakaten haben sich die Teilnehmer für Familien stark gemacht. Die Demonstranten bekamen viel öffentliche und mediale Aufmerksamkeit, sogar das ZDF sendete einen Beitrag.

Plakativer Protest vor dem Landtag: Kinder sehnen sich nach Spielkameraden. Fotos: privat
Plakativer Protest vor dem Landtag: Kinder sehnen sich nach Spielkameraden. © privat

Corona-Elterngeld? Mutter aus Dreieich fordert „kreative Lösungen“

„Natürlich fordern wir nicht die sofortige Öffnung der Kitas und Schulen“, macht Bruns deutlich. Diane Siegloch, am Samstag Rednerin in Wiesbaden, appelliert an die Politik, kreative Lösungen zu finden – nicht zuletzt auch zum Schutz der Kinder, denn Kindeswohlgefährdung sei in dieser angespannten Situation in mancher Familie ein großes Problem. Keiner wisse, was hinter den verschlossenen Türen passiere, wenn Kinder wochenlang in keiner Einrichtung auftauchen. „Kinder sind systemrelevant und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!“, so Siegloch. Die Demonstranten befürworten zum Beispiel die Einführung eines Corona-Elterngelds, das die finanziellen Belastungen der Familien mindert.

Es habe sich gut und richtig angefühlt, öffentlich die Stimme zu erheben, sagt Katrin Bruns. Sie hofft, dass die Eltern-Aktivisten im Landtag gehört werden und sich etwas ändert. So wie jetzt könne es nicht noch Monate weitergehen.

VON NICOLE JOST

Viele Wochen hatten auch Sportvereine in Dreieich auf ein Signal aus der Politik gewartet, das den Stillstand beendet. Am Donnerstag kam es: Für viele überraschend dürfen auch Turnhallen wieder öffnen.

Auch interessant

Kommentare