300 Narren stürmten Rathaus
Er hat sich wacker geschlagen. Doch gegen eine Überzahl von rund 300 Narren kam Bürgermeister Dieter Zimmer nicht an und ließ die Feierwütigen schließlich ins Rathaus.
Bürgermeister Dieter Zimmer war ohne einen Hauch von Chance. Obwohl er sich seinen Ersten Stadtrat Martin Burlon, Stadtverordnetenvorsteherin Bettina Schmitt und sogar die böse Hexe Trulla (Alexandra Mieth) zur Verstärkung ins Rathaus geholt hatte, wurde er von den Narren förmlich überrollt. Prinzessin Matzi mit ihrem Prinzen Volker, der guten Fee Angi und General Stefan hatten Rückendeckung von allen vier Fastnachtsvereinen.
Mit den Gardemädchen und Elferräten der Sportgemeinschaft (SG) Götzenhain, dem Sprendlinger Karneval Verein (SKV), den „Bremsern“ und den „Bimmbären“ sammelten sich rund 300 Helfer auf dem Sprendlinger Lindenplatz. Mit dem Musikzug der Feuerwehren Offenthal und Götzenhain zogen sie lautstark vor das Rathaus.
Magische Kontrahenten
Zimmer nicht bange, winkte schon als tapferer Pirat aus dem Fenster des ersten Stocks. Ihm sollte das Lachen noch vergehen. „Wie ihr seht, hat euer Mühen keinen Zweck, so schnell zerstört keiner unser Mauerwerk“, wies der Rathauschef auf die flatternde Stoffmauer vor der großen Eingangstür hin. Die Prinzessin war guten Mutes, denn schließlich haben sie die gute Fee in den eigenen Reihen, die über Zauberkräfte verfügt.
Der angewandte Spruch der guten Angi zündete allerdings noch nicht, sie hatte eine magische Gegnerin im Rathausinneren: Die böse Trulla nahm Angi die Zauberkräfte. Dieter Zimmer hatte sich nämlich gerüstet, die Schatzmeisterin des SKV erwies sich als bestechlich, für ein paar Taler aus der Stadtkasse stellte sie sich an die Feindesseite. Prinz Volker drohte mit Beschuss. Die Glitzerkanonen, die auf die Gardemädchen herab regneten, verfehlten noch ihre Wirkung.
Der imaginäre Zauberdrache von Angi sorgte dann aber für ein Feuerwerk. Die Pyrotechnik explodierte an der Rathauswand, und ein Feuerregen ging – natürlich in Sicherheitsabstand – eindrucksvoll nieder. Die Mauer aus Stoff verbrannte in einem riesigen Feuerschein unter Applaus des närrischen Volks. „Das ist net fair, ich bin jetzt e bisje sauer. Gegen solch’ ein Drache hilft ka Hex und auch ka Mauer. Ich seh’ es ein, ich hab jetzt kei Chance mehr, drum setz’ ich mich auch net mehr zur Wehr“, war Zimmer geschlagen. Gemeinsam mit Burlon ließ er den riesigen Rathausschlüssel die Mauern hinab, und das Prinzenpaar nahm das Amtshaus in Beschlag.
In Fesseln vorgeführt
Für das Rathaustrio hatte diese Einnahme nach einem gemeinsamen Sekt doch noch harte Konsequenzen. In Fesseln wurden Zimmer, Burlon und Schmitt in die Menschenmenge vors Rathaus geführt. Erst ein Bestechungsscheck vom Bürgermeister ließ die Prinzessin nachsichtig werden. Und auch Hexe Trulla wurde mit einem köstlichen Zimtler-Schnaps wieder auf die närrische Seite gezogen.
Für Prinzessin Matzi, die bei so viel Unterstützung der Vereine und der guten Stimmung ein Tränchen vor Rührung in den Augen hatte, war der Rathaussturm der bisherige Höhepunkt der Kampagne. „Aber es geht jetzt erst richtig los, und unser Terminkalender ist randvoll. Wir sind bereit“, verkündete Prinz Volker voller Vorfreude.