Schüler reisen zu den Sternen
So eine Unterrichtsstunde erleben die Weibelfeldschüler gewiss nicht alle Tage: Astrophysiker Tilo Hohenschläger war mit seinem mobilen Planetarium und einer faszinierenden 360-Grad-Projektion zu Gast an der Schule.
In der Unterstufe steht das Universum auf dem Lehrplan. Im naturwissenschaftlichen Unterricht haben die Jungen und Mädchen der sieben sechsten Klassen an der Dreieicher Weibelfeldschule in den vergangenen Wochen so einiges rund um unser Sonnensystem gelernt. Gestern kam nun das Universum zu Besuch in die Dreieicher Gesamtschule.
Astrophysiker Tilo Hohenschläger hat ein mobiles Planetarium in der Turnhalle der Schule aufgeschlagen. Geordnet marschieren die Sechstklässler in das blaue Zelt. Aufgeregt tuscheln und kichern die Kinder – aber schnell verschlägt es ihnen beim Blick in die Kuppel die Sprache. Hohenschläger nimmt die Schüler mit in seine Welt der Sterne. Auf Matten machen es sich die Schüler bequem. Auf dem Rücken liegend, verfolgen sie die 360-Grad-Projektion in der Kuppel. Nach einer Stunde sind die potenziellen Astrophysiker oder auch Astronauten um einiges schlauer. Lust macht dieser Vortrag auf jeden Fall.
Sandkörner in der Sahara
Hohenschläger erzählt den Kindern, dass sie Sonne unglaubliche 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt liegt. „Mit dem Auto, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde würde es 170 Jahre dauern, bis wir dort sind. Eine ziemlich anstrengende Reise.“ Er zeigt den Kindern mit Hilfe eines 30-Zentimeter-Balles den Größenunterschied zwischen Sonne und Erde. Die Erde ist dagegen nur eine drei Millimeter große Perle.
Der Astrophysiker beamt zudem einen wunderschönen Sternenhimmel in die Zeltkuppel. Die Schüler raunen und wispern. Der Experte zeigt ihnen den Großen Wagen und die Milchstraße und erklärt ihnen, dass in einer wolkenlosen Nacht 2500 Sterne mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. In unserem Universum sind aber viel mehr Sterne – vermutlich rund 100 Trilliarden – eine Hundert mit 21 Nullen. Das sei in etwa so viel, wie es Sandkörner in der Sahara gebe.
Auch die Sternbilder Schütze, Löwe oder Stier kommen im Vortrag vor. Von Astrologie hält der Wissenschaftler nichts und liefert gleich eine Erklärung mit: „Heute haben sich die Sternbilder schon nach hinten verschoben. Was die alten Griechen vor 2300 Jahren herausgearbeitet haben, war erstaunlich. Aber es gilt nicht mehr. Die Sonne stand im Januar nicht mehr im Zeichen des Steinbocks, sondern schon im Zeichen des Wassermanns.“
Beeindruckend war auch die Darstellung der Planeten, die um die Sonne kreisen. Der Merkur viel schneller als die Erde. Der kleine Planet hat die Sonne schon in 88 Tagen umkreist, während die Erde bekanntlich 365 Tage benötigt. „Daher kommt übrigens das Schaltjahr. Es sind 365 Tage und sechs Stunden, deswegen hat unser Jahr alle vier Jahre einen Tag mehr.“
Arbeiten auf dem Mars
Hohenschläger berichtet den Kindern auch von dem Astronauten Alexander Gerst, der in diesem Jahr als erster deutscher Kommandant von der Abschussrampe der Europäischen Weltraumorganisation ESA die Raumstation ISS um die Erde fliegt. In der Forschung stehe der Mars ganz hoch im Kurs. Mit den derzeitigen Raketen dauere es aber noch 250 Tage, bis die Menschen dem Nachbarplaneten einen Besuch abstatten könnten. Eine Reise zum Mars und wieder zurück nimmt also 500 Tage in Anspruch.
„Die Nasa plant, im Jahr 2035 den ersten Astronauten auf den Mars zu schicken. Wer weiß, bis dahin habt ihr Abitur und habt studiert – vielleicht arbeitet ihr dann auf dem Mars“, meinte Hohenschläger schmunzelnd. Er hatte auch ein paar Fotos von der eher tristen Marslandschaft dabei. Der höchste Berg auf dem Planeten ist um etliches höher als der Mount Everest – der ehemalige Vulkan ragt rund 24 Kilometer in die Höhe.
„Das war toll“, war sich eine Gruppe von Mädels einig, als sie nach gut 50 Minuten wieder ins Tageslicht der Turnhalle entlassen wurde. Auch Susan Hebeisen ist glücklich nach dem aufregenden Vormittag. Die Koordinatorin der Naturwissenschaften in der Förderstufe ist überzeugt, dass diese Unterrichtsstunde so schnell nicht vergessen geht. „Es ist einfach was anderes, wenn die Kinder ein so unfassbares Thema wie das Universum in dieser 360-Grad-Perspektive erleben. Das ist viel mehr wert, als nur ein Buch zu betrachten“, sagt die Pädagogin überzeugt. Der Förderverein der Weibelfeldschule hat geholfen, das mobile Planetarium nach Dreieich zu holen.