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Silvesterknallerei: Das raten Tierheim-Mitarbeiter den Besitzern

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Von: Nicole Jost

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Wo wir Menschen uns über ein Feuerwerk freuen, sind Silvesterböller für viele Tiere ein Graus. Mitarbeiter des Tierheims geben Tipps, wie den Tieren der Abend ein wenig erleichtert werden kann.

So manch ein Hundebesitzer kennt das Problem: Während Freunde und Bekannte ausgelassen die Silvesternacht ins neue Jahr hineinfeiern, muss er seinem vierbeinigen Liebling in dieser besonderen Nacht beistehen und die Pfote halten. So manch ein Hund ist durch die Böllerei tief verstört.

Der sonst so mutige und freche Jack Russel sitzt schon zwei Tage vor der Silvesternacht bei den ersten Krachern zitternd in der Dusche im Keller, die Katze verlässt tagelang nicht das Haus und der Golden Retriever der Nachbarn ist vor zwei Jahren in der Silvesternacht bis ins Mark erschrocken sogar davongelaufen und erst drei Tage später im örtlichen Tierheim wieder aufgetaucht. Ein netter Spaziergänger, der ihn zehn Kilometer entfernt entdeckt hatte, hatte ihn dorthin gebracht. Aber was ist an Silvester zu tun, um den Tieren das Leben möglichst leicht zu machen?

„Wir sind in der Silvesternacht selbstverständlich hier“, sagt Kira Keil, Mitarbeiterin des Tierheims Dreieich. Alle Tiere, Hunde und Katzen, die sonst in ihren Hütten rein- und rauslaufen können, werden nach drinnen verbannt. Schon am Tag gehen die Hunde nur noch doppelt gesichert Gassi, falls es schon mal knallt. Kurz vor Mitternacht macht Kira Hund und Katz schließlich das Radio an, damit die Musik in den Gängen für Ablenkung sorgt.

„Manche unserer Hunde reagieren so panisch, dass wir zu ihnen in die Boxen gehen, sie streicheln, füttern und versuchen mit ihnen zu spielen. Ich denke es ist wichtig, sie abzulenken von dem Lärm draußen“, sagt die Tierpflegerin. Aber es habe auch schon eine Situation gegeben, wo ein Hund aggressiv reagiert habe. „Er ist nicht mehr hier, aber das ist so ein Fall, wo wir, wenn wir das wissen, auch Hilfe beim Tierarzt suchen. Es gibt ja auch die Möglichkeit, sich mit einem Medikament über die Nacht zu helfen.“

Erbrechen und Durchfall

Bei den Katzen komme es vor, dass sie mit Erbrechen und Durchfall auf den ungewohnten Krach und die daraus resultierende Panik reagieren. Jedes Jahr gebe es mindestens ein oder zwei Hunde, die in der Silvesternacht von der Polizei ins Tierheim gebracht werden, weil sie ihrem Herrchen in Panik davongelaufen sind.

„Hier können wir immer nur wieder dazu raten, die Hunde gut zu sichern und wenn es passiert, dass sie doch entwischen, ist zu hoffen, dass die vielmals gechipten Hunde hoffentlich auch registriert sind, damit wir das Zuhause schnell wiederfinden“, rät Kira Keil.

Ursula Heil, Vorsitzende des Tierschutzvereins Artgerecht und Mitglied des Vorstands im Tierheim Dreieich, bedauert, dass überhaupt noch so viel geböllert wird: „In anderen Ländern ist es längst verboten. Außerdem wird so viel Geld sinnlos in den Himmel geblasen. Es verschmutzt die Umwelt und versetzt die Tiere in Angst und Schrecken.“ Sie bedauert, dass jedes Jahr so viele Tiere und auch Menschen durch das Feuerwerk zu Schaden kommen. Auch Heil rät, die letzte Gassirunde vor der Knallerei um Mitternacht möglichst früh zu planen und die Vierbeiner dann vor Lärm abzuschotten.

Wie ist das in den vielen Reitanlagen der Umgebung? Denn Pferde sind besonders lärmempfindlich und noch dazu Fluchttiere, die bei Gefahr am liebsten das Weite suchen. Nina Kudernak, amtierende hessische Championesse unter den Berufsreitern und Mitarbeiterin auf dem Hofgut Neuhof weiß um das Problem: „Bei uns ist Chefin Ellen Bontje im Stall und schaut, dass es allen Pferden gut geht. Wir machen alle Türen zu und die Pferde bekommen um kurz vor Mitternacht noch eine gute Portion Heu, damit sie möglichst abgelenkt sind.“ So überstehen die vierbeinigen Athleten den Neujahrsanfang meist unbeschadet.

Schwerwiegend verletzt

Auch bei den Wildtieren sorgt das Geböller für Furcht. „Die Vögel, die ja nachtblind sind, fliegen aufgeschreckt bis zu 1000 Meter hoch. Viele fliegen irgendwo dagegen. Wir haben am Neujahrstag immer etliche Anrufe und verletzte Tiere, die wir dann betreuen“, sagt Tanja Schäfer von der Wildtierhilfe.

Im vergangenen Jahr sind bei ihr in den Volieren, den großen Käfigen, zwei Eichhörnchen gestorben. Das erste schon in der Silvesternacht an Herzversagen. Das zweite Eichhörnchen ist in seiner Panik so stark gegen die Voliere gerannt, dass es sich eine sehr schwerwiegende Kieferverletzung zugezogen hat. Es musste im Februar eingeschläfert werden.

„Es wäre schön, wenn die Leute nicht im Feld und am Waldrand die Raketen los lassen“, bittet die Wildtierspezialistin. Sie regt auch an, das Gespräch mit einem Tierheilpraktiker zu suchen: „Es gibt inzwischen ganz gute pflanzliche Mittel, die beruhigend wirken und die Angst nehmen.“ Sie selbst habe mit Globuli gute Erfahrungen gemacht.

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