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Streit um Radweg eskaliert: Radfahrer prügelt auf Paketboten ein

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Auf einem Radweg in Dreieich ist es 2018 zu einem folgenschweren Streit gekommen
Auf einem Radweg in Dreieich ist es 2018 zu einem folgenschweren Streit gekommen © picture alliance/dpa

Während des Prozesses am Amtsgericht Langen gegen einen 47-Jährigen, der gegenüber einem Paketboten gewalttätig geworden sein soll, kam raus, dass der Sprendlinger unter einer psychischen Erkrankung leidet. Jetzt muss ein psychiatrisches Gutachten erstellt werden.

Hessen/Dreieich - Weil er einen Paketboten angegriffen haben soll, muss sich ein 47-jähriger Sprendlinger vor dem Amtsgericht Langen verantworten. Der Lieferwagen des Boten stand dem Frührentner am 28. Juni vergangenen Jahres wohl im Weg, als er mit dem Fahrrad den Bürgersteig der Eisenbahnstraße auf der falschen Seite befuhr.

Der Sprendlinger Frührentner will nachmittags mit dem Rad noch schnell etwas Wichtiges zur Post bringen. Um schneller voranzukommen, nimmt er statt des Radwegs auf der Südseite der Eisenbahnstraße lieber den Bürgersteig auf der Nordseite. Auf Höhe des Mercure Hotels wird seine rasante Fahrt jäh durch den haltenden Lieferwagen nebst Paketboten mit Post-Rolli gebremst. Der Radler ärgert sich über das Hindernis. Was dann passiert, da widersprechen sich die Schilderungen der beiden.

Dreieich: Wer hat auf wen auf dem Radweg eingeprügelt?

Zunächst äußert sich der angeklagte Rentner, anwaltlos und mürrisch wirkend, gegenüber Richter Volker Horn. „Der Paketbote hat mich angequatscht, weil ich gegen die Fahrtrichtung fahren würde, dann hat er mich Dreckschwein genannt!“, moniert der Sprendlinger.

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Daraufhin habe der Paketbote ihn gestoßen, weshalb er zugetreten habe. „Deshalb hab ich ihn auf die Ladefläche geschubst und ihn ein paar Mal mit dem Handrücken ins Gesicht geschlagen. Währenddessen hat er mich wieder getreten und beleidigt. Dann bin ich weitergefahren“, so der Angeklagte.

Der 70-jährige Bote erinnert sich hingegen: „Der war so aggressiv und gewalttätig, ich war regelrecht schockiert.“ Er sei gerade dabei gewesen, Pakete auf den Rollwagen zu laden, als jemand laut „Platz“ rief und ihm dann ein Radfahrer in falscher Fahrtrichtung auf dem Bürgersteig entgegenkam.

Radweg in Dreieich: Erst als sich zwei Zeugen nähern lässt der Angeklagte von dem Paketboten ab

Er habe ihn lediglich darauf hinweisen wollen, dass er dort nicht fahren dürfte. Als Antwort habe dieser erwidert: „Nein, hier ist ein Fahrradweg, du dumme Sau!’“. Dann sei der Angeklagte handgreiflich geworden: „Ich hab mich einfach umgedreht, da spürte ich einen Tritt an der linken Hüfte. Dann schmeißt der sich auf mich und haut mir fünf bis acht Mal ins Gesicht. Dabei sagte er ,Hörst du jetzt auf’ – ich weiß nicht, was er damit meinte.“

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Erst als sich zwei Zeugen näherten, habe der Frührentner von dem Paketboten abgelassen und sei geflüchtet. Die beiden jungen Radfahrer kamen gerade von einer Tour zurück und sahen den wackelnden Lieferwagen. Sie eilten dem Verletzten zu Hilfe, einer rannte dem mutmaßlichen Täter hinterher, konnte ihn stellen und der Polizei übergeben. Der Paketbote blutete stark: Er hatte Prellungen am Nasenbein und an der Oberlippe. Auf dem rechten Auge sieht er heute noch durch einen schwachen Blutschleier. Sein Resümee: „Es ging alles so schnell, der war total auf Krawall gebürstet!“

Nach Prügelei auf Radweg in Dreieich: Amtsgericht muss Angeklagten auf seine Schuldfähigkeit hin untersuchen lassen

Doch noch bevor die Beweisaufnahme mit den Zeugenaussagen zum Abschluss kommen kann, stellt sich der Grund der Frühverrentung des Angeklagten heraus: Er leidet unter einer psychischen Erkrankung. Damit ist das Langener Amtsgericht gezwungen, den 47-Jährigen auf seine Schuldfähigkeit hin untersuchen zu lassen. Es muss einen psychiatrischen Sachverständigen bestellen, der ein Gutachten anfertigt. Die Hauptverhandlung mit Zeugenaussagen wird deshalb auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben.

(gel)

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