Auf Werbetour für mehr Erzieher in Dreieich
In den Dreieicher Kitas gibt es nicht genug Betreuungsplätze, und es mangelt an Fachpersonal. Dem will die Stadt jetzt mit einer groß angelegten Kampagne entgegenwirken. An Kreativität fehlt es dieser nicht.
Der Druck auf die städtischen Kindertagesstätten ist riesig. Die Neubaugebiete Heckenborn in Sprendlingen oder Nördliche Albert-Schweitzer-Straße in Götzenhain lassen dieses Problem nicht gerade kleiner werden. Neben dem nicht ausreichenden Platzangebot in den Einrichtungen ist auch der Fachkräftemangel ein Grund, warum noch immer so viele Kinder auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz stehen.
Ohne die neuen Einrichtungen wie die Kindertagesstätte Heckenborn und die Erweiterungsbauten an der Kita Winkelsmühle oder an der Kita Wilhelmshof zu berücksichtigen, fehlen derzeit zwölf Vollzeitstellen in den Dreieicher Kindergärten. Wenn die Anbauten und neuen Einrichtungen erst einmal fertig sind, wird die Zahl der benötigten Erzieher auf eine mittlere zweistellige Größenordnung wachsen. „Der Druck auf dem Markt ist riesig, und alle Kommunen ringen um Fachpersonal“, sagt Bürgermeister Dieter Zimmer (SPD).
Fröhlich-bunte Optik
Mit einer groß angelegten Kampagne will die Stadtverwaltung ab sofort verstärkt um pädagogische Fachkräfte werben. Seit dieser Woche ziehen großformatige Banner an den Kitas die Blicke auf sich, die „Bausteinarchitekten/innen“ und „Ideenfinder/innen“ auf die offenen Stellen in den Kitas aufmerksam machen sollen. Dazu gibt es in der ähnlich fröhlich-bunten Optik aufgemachte Postkarten und Banner für Veranstaltungen, Plakatwände in der Stadt und vier beschriftete Autos, die ebenfalls werbewirksam mit dem Slogan „Aufgepasst!“ durch die Stadt fahren.
„Mit dieser markanten Werbung im gesamten Dreieicher Gebiet wollen wir vor allem die möglicherweise wechselwilligen Erzieher aufmerksam machen“, erklärt Fachdienstleiterin Ellen Grohe. Das aber wohl wichtigste Instrument ist die Schaltung großer Anzeigen in den bekannten und großen Online-Börsen, auf denen die Stadt mit den offenen Erzieherstellen für ein Jahr sehr präsent sein wird. Auch auf der städtischen Internetseite und in den E-Mail-Signaturen der Mitarbeiter sind direkte Link-Verbindungen zu den Stellenanzeigen gesetzt.
Signal an die Bürger
Bei der Entwicklung der Kampagne ist Dreieich neue Wege gegangen. Die beauftragte Agentur 3Drittel hat gemeinsam mit einem Team aus städtischen Erziehern in einem Workshop den „Aufgepasst“-Slogan entwickelt. „Uns war es wichtig, dass wir mit den Stellenanzeigen auch eine hohe Akzeptanz in den eigenen Reihen der Mitarbeiter erreichen. Die Erzieher sollten selbst entwickeln, welche Kollegen sie suchen, was Dreieich als Arbeitgeber interessant und attraktiv macht. Das war eine schöne und sehr fruchtbare Zusammenarbeit“, ist Daniela Buck von 3Drittel mit dem Ergebnis zufrieden.
In dem Workshop arbeiteten die Mitarbeiter die Vorzüge der 18 städtischen Kindertagesstätten in Dreieich heraus: der gute Fachkräfteschlüssel, lebendige Arbeit mit Kindern, geregelte Vorbereitungszeiten, Kreativität und Spielräume bei der inhaltlichen Gestaltung, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Supervision und Fachberatung sowie übertarifliche Bezahlung und unbefristete Stellen. Im Fazit wird deutlich, dass die Dreieicher Erzieher auch belastbare Kollegen brauchen, die mit personellen Engpässen durchaus mal klarkommen müssen.
Nicht zuletzt soll die groß angelegte Kampagne auch ein Signal an die Bürger und die durchaus belasteten Erzieher in der Stadt sein. „Wir sind uns der schwierigen Situation bewusst und wollen damit auch zeigen, dass wir entsprechend verantwortlich handeln“, stellt Dieter Zimmer klar. Dann bleibt jetzt nur noch zu hoffen, dass die so kreative Werbung auch von möglichst vielen Erziehern gesehen wird und dann auch Bewerbungen ins Rathaus eingehen.
Nicht ganz so gute Nachrichten gibt es indes von der Kita Heckenborn. Der Bezug der neuen Einrichtung verzögert sich noch etwas. Mit einem Gewerk gab es Probleme. Die Möbel seien inzwischen bestellt, dann dauere es noch vier Wochen, bis die neuen Räume alle eingerichtet sind. Fachdienstleiterin Ellen Grohe geht derzeit davon aus, dass die erste Gruppe im September endlich in den langersehnten Neubau einziehen kann.