Zum Schutz von Insekten: Keine Pestizide mehr in Dreieich

In Dreieich will man auf Pestizide komplett verzichten. Das soll dem Schutz von Insekten dienen.
- Durch Pestizide werden Pflanzen und Insekten bedroht
- Dreieich will nun komplett auf Pestizide verzichten
- Beschluss der Stadt dazu ist schon 30 Jahre alt
Dreieich – In Dreieich will man auf Pestizide nun komplett verzichten. Der Magistrat hat ein Maßnahmenpaket geschnürt, um den Einsatz von chemischen Pflanzenbehandlungsmitteln zu reduzieren und schließlich auf stadteigenem Gelände vollständig einzustellen. In weiten Teilen gelten die Punkte bereits heute – nicht zuletzt aufgrund eines weitsichtigen Beschlusses von vor 30 Jahren.
Ziel ist, dass auf allen kommunalen Flächen keine chemisch-synthetischen Pestizide mehr eingesetzt werden. Außerdem werden private Dienstleistungsunternehmen, die im Auftrag der Stadt die Pflege von Grünflächen übernehmen, verpflichtet, auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten. Bei der Gestaltung von neuen Grünanlagen sollen diese möglichst bienen- und insektenfreundlich gestaltet werden.
Dreieich: Verbot von Pestiziden auch in Verträge mit privaten Pächtern
Zudem will die Stadt bei der Verpachtung von kommunalen landwirtschaftlichen Flächen und Kleingartenanlagen das Verbot in den Verträgen festschreiben. Auch der DLB und die DreieichBau sollen zur pestizidfreien Bewirtschaftung aufgefordert beziehungsweise verpflichtet werden. Geplant sind zudem Veranstaltungen und Veröffentlichungen zur Bedeutung der Biodiversität in der Stadt sowie zum giftfreien Gärtnern.
Bereits vor 30 Jahren, im Februar 1990, hatten die Stadtverordneten beschlossen, den Einsatz von Pestiziden einzuschränken und das Ziel formuliert, diese vollständig zu verbieten. Diesen Beschluss hat die Dreieicher Arbeitsgruppe „Stadtgrün naturnah“ aufgegriffen, damit die städtischen Gremien die Entscheidung erneuern und an die aktuellen Gegebenheiten und Herausforderungen anpassen.
Dreieich: Stadt verwendet das Pestizid Glyphosat nicht mehr
Die Vorschläge basieren im Wesentlichen auf der BUND-Initiative „pestizidfreie Kommune“, der in Deutschland bereits über 500 Kommunen angehören. Auch Dreieich kann sich dieser Initiative anschließen.
Viele Kommunen setzen teilweise Pestizide ein, um Wege in Parks, Sport- und Spielplätzen, Grünanlagen oder Straßenränder frei von unerwünschten Kräutern und Gräsern zu halten oder um gegen ungeliebte Insekten vorzugehen. Diese Mittel stehen teilweise im Verdacht, Krebs zu erregen, die Fortpflanzung zu schädigen oder eine hormonelle Wirkung zu haben.
Daher werden in Dreieich bereits seit 1990 auf den öffentlichen Grünflächen keine mehr eingesetzt. Dies war auf den städtischen Sportanlagen bis 2016 anders. Dort wurde zur Wildkrautbekämpfung das Mittel Roundup eingesetzt, das den Wirkstoff Glyphosat beinhaltet. Der Einsatz erfolgte ein bis zweimal jährlich auf Hartplatzflächen, Laufbahnen und Wegeflächen. Nachdem 2016 Glyphosat wegen des Verdachts, krebsauslösend sein zu können, in die öffentliche Diskussion geriet, stellte die Stadt die Verwendung des Wirkstoffs sofort ein, versichert Bürgermeister Martin Burlon. Zudem erlosch die Genehmigung des Regierungspräsidiums Gießen dazu.
Dreieich: Mitarbeiter sollen ohne Pestizide Unkraut bekämpfen
Allerdings seien mechanische Wildkrautbekämpfungsmaßnahmen deutlich personal- und somit auch kostenintensiver. Die städtischen Platzwarte auf den Sportanlagen können die zusätzlichen Arbeiten nur in geringem Umfang übernehmen. „Das führt auch immer mal wieder zu Beschwerden“, so Burlon.
Aber für viele Tier- und Pflanzenarten seien Pestizide ein Verhängnis. Denn nicht nur die unerwünschten Wildkräuter und Insekten würden beseitigt, sondern auch Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge und Fledermäuse. Burlon: „Deren Schutz überwiegt aber die optischen Einschränkungen auf den städtischen Sportanlagen.“
hok
Auch hier dauert die Umsetzung etwas länger: So lange kann das Aufstellen einer Radabstellanlage in Dreieich dauern.