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Neue Entwicklungen: Fährt die Straßenbahn bald nach Dreieich?

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Von: Frank Mahn

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Fährt die Straßenbahn bald nach Dreieich? (Symbolbild)
Fährt die Straßenbahn bald nach Dreieich? (Symbolbild) © Nicolas Armer / dpa

Die Straßenbahn könnte künftig von Neu-Isenburg bis nach Dreieich durchfahren. Die Politik dürfte bald eine Analyse zum Potenzial eines Streckenausbaus veranlassen.

Dreieich – Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Energie waren sich die Parteien einig.Die drei Kommunen haben, wie berichtet, eine Kooperationsvereinbarung getroffen, um die Möglichkeiten einer Trassenführung nach Dreieich bis zum Sprendlinger Bahnhof zu untersuchen.

Bislang war die Frankfurter Straße im Sprendlinger Norden in Höhe der Zeppelinstraße als Endstation der Linie 17 ins Auge gefasst worden. Mit der Verlängerung hatten sich auch Studenten von Professor Dr. Jürgen Follmann an der Hochschule Darmstadt in einer Voruntersuchung beschäftigt, die für die Strecke bis zur Frankfurter Straße positiv ausfällt.

Straßenbahn nach Dreieich: Eine große Chance für die Stadt

In dem Projekt sieht die Fraktion der Bürger für Dreieich (BfD) eine große Chance für die Stadt. Die Tram könnte einer der größten Fortschritte im Bereich der örtlichen Verkehrsinfrastruktur – neben der geplanten Regionaltangente West – sein, schreiben Natascha Bingenheimer und Tino Schumann in einer Pressemitteilung.

„Das Potenzial einer Straßenbahn lässt sich für Dreieich gar nicht hoch genug einschätzen. Der gesamte Sprendlinger Norden mit der Wohnbebauung in den Ringen, den Unternehmensansiedlungen im Industriegebiet, ebenso die Sprendlinger Innenstadt, könnten gewinnen“, schreiben die beiden Stadtverordneten. Die angedachte Anbindung an den Sprendlinger Bahnhof könnte zudem ein kluger Lückenschluss zwischen Innenstadt und Anbindung an eine Bahnverbindung mit einer Nord-Süd-Achse zwischen Frankfurt und Dieburg (Dreieichbahn) sein.

Straßenbahn nach Dreieich: Überfüllte S-Bahnen könnten entlastet werden

„Von den zu den Hauptzeiten jetzt schon völlig überlasteten S-Bahnlinien könnte eine Vielzahl von Kunden auf den alternativen Parallelverkehr in der Frankfurter Straße mit einer Straßenbahn umgeleitet werden. Für Unternehmensansiedlungen ergäben sich klare Standortvorteile, mit denen geworben werden könnte“, so Bingenheimer und Schumann. Und schließlich würden Neubaugebiete wie der Heckenborn oder Projekte wie die Neue Mitte einen Ausbau der alternativen Verkehrsinfrastruktur erfordern. Denn nach Meinung der BfD lassen sich bestimmte Entwicklungen wie die Folgen von Bauprojekten mit den vorhandenen Mobilitätsstrukturen nicht mehr auffangen.

Eine Straßenbahn sei zudem ein „echtes Null-Emissions-Verkehrsmittel“, wenn sie aus regenerativen Energien gespeist werde. Bei einem Besetzungsgrad von jeweils 50 Prozent verbrauche ein Bus etwa doppelt soviel Energie, ein Auto der Mittelklasse sogar gut fünfmal soviel. Bingenheimer: „Im Vergleich zum Auto entsteht bei der Straßenbahn pro Person und Kilometer im Durchschnitt nur rund ein Viertel des klimaschädlichen CO2.“ In den Hauptverkehrszeiten falle dieser Vorteil wegen der höheren Fahrgastzahlen noch deutlicher zugunsten der Tram aus.

Fährt die Straßenbahn bald nach Dreieich? – Experte mit an Bord des Projekts

Die BfD freut sich zudem, dass mit Follmann von der Hochschule Darmstadt ein ausgewiesener Mobilitätsexperte für das Projekt mit im Boot ist. Er forsche zur Mobilität der Zukunft und sei im Kreis Offenbach bestens für sein Engagement und für seine Erfolge zum Beispiel bei der Einrichtung neuer Radwegeverbindungen und der Entwicklung von alternativen Mobilitätsformen bekannt. „Auf den Ergebnisbericht sind wir sehr gespannt“, so Bingenheimer und Schumann.

Bei der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Energie – die Fraktion BfD hat hier kein Stimmrecht – gab es positive Stimmen zum Projekt. Die Idee, die Straßenbahn bis nach Sprendlingen zu verlängern, habe Charme, sagte Karin Holste-Flinspach (CDU). Allerdings scheiterte ein Ergänzungsantrag ihrer Fraktion, wonach die Aufteilung der Kosten für die Potenzialanalyse zu je einem Drittel auf Dreieich, Neu-Isenburg und Frankfurt keine Vorfestlegung für alle weiteren Kosten sein dürfe.

Straßenbahn nach Dreieich: SPD zweifelt an dem Projekt

SPD-Fraktionschef Holger Dechert zeigte sich skeptisch, ob eine Verlängerung bis zum Sprendlinger Bahnhof möglich ist. „Das dürfte sehr schwierig werden. In der Eisenbahnstraße und in der Hauptstraße wären die Häuser ja sehr nahe dran. Da wackeln die Gläser im Schrank.“ Verkehrstechnisch kann sich Dechert eine Verlängerung bis zur Volksbank an der Gabelung Frankfurter/Offenbacher Straße vorstellen.

Knackpunkt für eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 17 zum Sprendlinger Bahnhof könnte die enge Hauptstraße sein. Auch in der Eisenbahnstraße, die als Alternative angedacht ist, sieht es nicht viel besser aus.
Knackpunkt für eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 17 zum Sprendlinger Bahnhof könnte die enge Hauptstraße sein. Auch in der Eisenbahnstraße, die als Alternative angedacht ist, sieht es nicht viel besser aus. © jost

Genauere Ergebnisse soll die Potenzialanalyse bringen. Die Vorlage wird auch Thema im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag, 17. März, um 19.30 Uhr sein. Eine endgültige Entscheidung fällt in der Sitzung der Stadtverordneten am Dienstag, 31. März.

Es ist eine alte Idee, die Straßenbahn von der Stadtgrenze Neu-Isenburg nach Dreieich zu verlängern*. Nun kommt neuer Schwung in die Sache – angesichts des Klimawandels, des geänderten Mobilitätsverhaltens und neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen.

Der Einzelhandel steckt in Dreieich-Sprendlingen in einer schweren Krise. Eine Straßenbahn in Dreieich* könnte helfen, dass zu ändern.

VON HOLGER KLEMM UND FRANK MAHN

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