„Geheimtreffen“: Wirt überließ sein Lokal nichtsahnend den AfDlern

Ein Wirt überlässt sein Vereinslokal ohne es zu wissen radikalen AfDlern. Die weigern sich, trotz Aufforderung, sein Restaurant zu verlassen.
- Radikale AfDler treffen sich zu Perspektivgespräch
- Treffen in Obertshausen von Protest begleitet
- Wirt vermietete unwissentlich an AfD
„Es war der Horror“, sagt Harbinder Sing am Tag nach dem von Protesten begleiteten Treffen radikaler AfD-Leute in seinem indischen Restaurant Sporteck Tandoori in Obertshausen (FR vom Montag). Der Pächter der Gaststätte des Turnvereins 1873 Hausen war ahnungslos, wem er seinen Saal kurzfristig überlassen hatte. Am späten Samstagabend hatte ihn ein Mann auf dem Privathandy angerufen, weil er kurzfristig dringend einen Raum für ein Treffen benötige. Mehr nicht.
AfDler weigerten sich zu gehen
Als am Sonntag plötzlich Polizei und Demonstranten vor dem Lokal auftauchten, ging der Wirt raus und sprach mit den Leuten. Erst da erfuhr Harbinder Sing, wer seine Gäste waren. Er habe sie aufgefordert, das Haus zu verlassen. Sie weigerten sich und gingen erst, wie geplant, gegen 15 Uhr.
Er habe Angst gehabt. „Ich konnte nicht mehr atmen“, sagt der Pächter. Noch nie habe er mit solchen Leuten zu tun gehabt. Obwohl er unfreiwillig Gastgeber des Treffens der äußersten Rechten war, wird er nun angefeindet.
Er erhalte viele Anrufe und werde beschimpft, weil er AfD-Leute reingelassen habe. Auch auf Facebook beschwerten sich Leute und kündigten an, die Gaststätte zu boykottieren. Das trifft den gebürtigen Inder, der sich wundert, dass extreme Rechte ausgerechnet ein ausländisches Lokal als Versammlungsort wählten.
Wirt vermietete unwissentlich an AfD
Der Turnverein hat sich gestern in einer Stellungnahme hinter Harbinder Sing gestellt. Dieser sei „in die Irre“ geführt worden. Die Veranstalter hätten die Gaststätte für „ihre politischen Zwecke missbraucht.“ Vorsitzender Alexander Fischer betonte, der Turnverein sei „bunt und weltoffen“. Jeder sei willkommen, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben oder seiner sexuellen Orientierung. 2016 habe der Verein den Integrationspreis der Stadt erhalten, sagte er.
Fischer war am Sonntag zusammen mit Vorstandskollegen vor Ort, um, wie er sagt, den Demonstranten klar zu machen, dass der Verein mit Rassismus nichts am Hut habe. Auf Twitter verlangte die Bloggerin Emine Aslan, dem Inhaber des Restaurants vor Rechten „Schutz zu bieten“.
Ursprünglich wollten die Vertreter des radikalen rechten Flügels der AfD und bereits ausgeschlossener Mitglieder im Bürgerhaus in Offenbach-Rumpenheim tagen. Das Haus gehört der Gemeinnützigen Baugesellschaft Offenbach (GBO), die es an einen griechischen Wirt verpachtet hat.
Privatperson mietete Räume für AfD an
Laut GBO-Sprecherin Regina Preis hatte eine Privatperson die Räumlichkeiten für eine Diskussionsrunde telefonisch bei dem Pächter angemeldet. Als dieser am Samstag erfahren habe, wer seine Gäste sein sollten, habe er sich mit der GBO in Verbindung gesetzt. Ihm sei geraten worden, die Veranstaltung abzusagen. Das tat er. Am Sonntag blieb das Haus zu.
Preis zufolge ist die Vermietung Sache des Pächters. Ob auch für das Bürgerhaus die Geschäftsbedingungen der GBO gelten, blieb gestern unklar. Seit 2013 schließt die GBO Parteitage und Veranstaltungen, die wegen ihrer Inhalte oder Teilnehmer vom Verfassungs- oder Staatsschutz beobachtet werden“, aus. Dieser Bann traf 2017 den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, der nicht in der Stadthalle auftreten durfte.