Ausstellung im Rathaus soll zur Diskussion über die Zukunft der EU anregen

Streit über die Flüchtlingspolitik, Konflikte und der erste Austritt - die Europäische Union wirkt zunehmend gespalten. Dabei garantiert das geeinte Europa für viele Frieden und Wohlstand. Im Langener Rathaus ist nun eine Ausstellung zu sehen, die sich der Zukunft Europas widmet – und danach durch den Kreis tourt.
Autoschlangen und lange Wartezeiten an Grenzübergängen innerhalb Europas, ein rot-weißer Schlagbaum, Pass- und Zollkontrollen – junge Menschen kennen das nicht mehr, denn die Gründung der Europäischen Union hat für Reisefreiheit gesorgt. Und noch wichtiger: Der 1993 gegründete Verbund bescherte Europa jahrzehntelangen Frieden.
Diese Faktoren hebt die Ausstellung „Europa! Unsere Zukunft“ hervor, die nun im Langener Rathaus während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen ist.
Die Besucher erfahren dabei mehr über Kriege in Europa, die Zusammenarbeit der Staaten und die Wirtschaftskraft der EU. Die Schau stellt außerdem die Institutionen und das Budget des Staatenverbunds vor. Die Texte und Bilder auf Schautafeln geben auch Auskunft darüber, wie viele Beschäftigte die EU-Kommission hat oder wie viel Europa jeden Einzelnen täglich kostet. Zudem geht es darum, wie sich Bürger in den politischen Entscheidungsprozess einbringen können.
Auch mit Blick auf die bevorstehende Europawahl soll die Ausstellung, die der Kreis Offenbach zeigt, zur Diskussion über die Zukunft der EU einladen: Denn am 26. Mai können EU-Bürger wieder über die Zusammensetzung des Europa-Parlamentes abstimmen. „Wir möchten die Menschen im Kreis über die Bedeutung der Europäischen Union aufklären und zum Wahlgang ermuntern“, sagte Landrat Oliver Quilling bei der Eröffnung in Langen. Er wirbt dafür, sich an der Europa-Wahl zu beteiligen und andere zu motivieren, ihr demokratisches Grundrecht ebenfalls wahrzunehmen. „Europa braucht gerade in der jetzigen Zeit, in der nationale Parteien und Wählergruppen sich breit machen, ein starkes Signal, um ein Auseinanderdriften zu verhindern“, so Quilling.
Konzipiert wurde die Ausstellung vom Europe Direct Relais Rhein-Main – diese Informationszentrale gibt es seit 2005 im Kreishaus in Dietzenbach – sowie dem Kreisverband Offenbach Stadt und Kreis der Europa-Union Deutschland. Kooperationspartnerin in Langen ist die Initiative „Partnerschaft für Demokratie“ der Stadt. Das Projekt gehört zum Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ und wird vom Land unterstützt. Die Initiative stärkt auf kommunaler Ebene demokratiefördernde Maßnahmen und setzt sich gegen Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung ein.
„Das geeinte Europa zählt zu den erfolgreichsten Friedensprojekten in der Geschichte. Durch die kluge Weitsicht der Gründermütter und -väter der Union wurde der jahrhundertealte Kampf um die Vorherrschaft auf unserem Kontinent endlich in eine brüderliche Zusammenarbeit umgewandelt“, sagte Bürgermeister Frieder Gebhardt. „Einige Staaten, die nach der Überwindung einer Diktatur Mitglieder der Gemeinschaft wurden, erhielten partnerschaftliche Unterstützung bei ihren Anstrengungen, Freiheit und Demokratie erneut gedeihen zu lassen“, erinnerte Gebhardt.
Die Ausstellung thematisiert auch die großen Herausforderungen, vor denen die Europäische Union derzeit steht: zunehmende Migration, Digitalisierung, Globalisierung und der demografische Wandel durch die immer älter werdende Gesellschaft. Davon ist die EU besonders stark betroffen, denn 2030 wird Europa mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren die Region mit den „ältesten“ Menschen sein. „Wir haben seit den Anfängen der Europäischen Union gemeinsam eine Menge Positives erreicht, von dem heute vieles als selbstverständlich angesehen wird. Diese Errungenschaften gilt es zu bewahren“, sagte Quilling, der auch Vorsitzender des Kreisverbandes Offenbach der Europa-Union Deutschland ist.
Wer die Ausstellung in Langen sehen möchte, muss sich sputen: Bis Freitag, 25. Januar, sind die Schautafeln mit den Erläuterungen zum europäischen Einigungsprozess und den Staaten der EU im Rathaus aufgestellt. Dann tourt die Schau durch den Kreis Offenbach (siehe Kasten). Zudem wird sie in der Frankfurt University of Applied Sciences (28. Januar bis 8. Februar) gezeigt, mit der der Kreis bei der Wirtschaftsförderung im Projekt „Standort Plus“ kooperiert.
(jrd)