Busfahrer geschlagen - Angeklagter wird freigesprochen
Ein rücksichtsloser Autofahrer musste sich gestern vor dem Langener Amtsgericht verantworten. Der Vorwurf der Körperverletzung wurde gegen ihn allerdings fallengelassen. Dafür wird nun gegen den Vater des 28-Jährigen ermittelt.
Mit einem Freispruch kam gestern vor dem Amtsgericht Langen ein rücksichtsloser Autofahrer davon. Obwohl er dreist und aus Bequemlichkeit seinen Wagen am Langener Bahnhof an der Bushaltestelle geparkt sowie das Ein- oder Aussteigen der Fahrgäste verhindert hatte, wurde er vom Gericht nicht belangt. Denn die Ermittlungen der Polizei und der Strafbefehl der Staatsanwaltschaft hatten sich gegen den falschen Mann gerichtet.
Nach nur 30-minütiger Verhandlung erwies sich, dass nicht der 28-jährige Besitzer eines Malerbetriebs dem Busfahrer einen Faustschlag gegen den Kopf versetzt hatte, sondern dessen Vater. Amtsgerichtsdirektor Volker Horn musste den Angeklagten nach der Aussage des Busfahrers freisprechen. Ungeahndet blieb dabei das rücksichtslose Verhalten des 28-Jährigen.
In den Bus gestürmt
Der 42-jährige Fahrer eines Linienbusses hatte das Geschehen auf dem Busparkplatz am Langener Bahnhof ausführlich geschildert. Demnach war er als erster von drei Bussen am 2. Oktober 2017 gegen 8 Uhr zu den Haltestellen eingebogen. Der Touran des Malers stand, besetzt mit Fahrer und drei weiteren Personen, in der Haltestelle. „Wir konnten alle nicht auf unsere Haltepositionen fahren“, berichtete der 42-Jährige. Deshalb habe er gehupt. Schließlich habe sich der Fahrer des Wagens bequemt, direkt vor die Treppen zu den Bahnsteigen zu fahren und sei dort stehengeblieben.
Als daraufhin der Busfahrer mit seinem Handy Bilder von dem Geschehen gemacht habe, seien mindestens zwei Männer in den mit inzwischen geöffneten Türen Fahrgäste aufnehmenden Bus gestürmt. Einer der Männer habe ihm von hinten gegen die Schläfe geschlagen. Der Fahrer erkannte den Vater des Angeklagten, der als Zuhörer vor dem Saal saß, als den Schläger wieder.
Üble Beschimpfungen
Zuvor war es, berichtete der Zeuge weiter, zu einem heftigen Wortgefecht gekommen. Der an den Bushalteplätzen parkende 28-Jährige habe sich völlig uneinsichtig gezeigt. Es interessiere ihn nicht, soll er gesagt haben, dass dies eine Bushaltestelle sei. Wenn er sich im Bahnhofskiosk Zigaretten kaufen wolle, parke er eben da. Dann soll der Handwerker dazu übergegangen sein, den Busfahrer und seine Mutter auf das Übelste mit türkischen Ausdrücken zu beschimpfen, die der 42-Jährige zunächst vor Gericht nicht wiederholen wollte. Zumal eine Klasse der Heinrich-Heine-Schule aus Dreieich im Zuhörerraum des Gerichts saß.
Die Schüler waren zunächst erstaunt, dass der Angeklagte freigesprochen wurde. „In diesem Fall ging es nur um die Körperverletzung“, erklärte Strafrichter Horn. „In dem Fall war er’s nun mal nicht.“ Allerdings wird jetzt gegen den Vater des 28-Jährigen ermittelt.