Fotografie zieht in „Salon der Kunst“
Ungewöhnlicher Ausstellungsort: Der „Salon der Kunst“ wird bald zu einer Galerie für Fotografien. Elf Langener zeigen im ehemaligen Einkaufszentrum Oberlinden ihre Bilder.
Der schon lange verlassene Supermarkt im Einkaufszentrum Oberlinden ist seit Ende November zum „Salon der Kunst“ verwandelt. Gerade ist die erste große Ausstellung mit einer Finissage zu Ende gegangen. Jetzt laufen die Vorbereitungen für die neue Ausstellung bereits auf Hochtouren. „Wir sind begeistert, der Salon hat Oberlinden in Bewegung gesetzt. Die Ausstellung hat nicht nur zauberhafte Bilder gezeigt, sie war auch mit Musik, Lesungen und Malaktionen mit ganz viel Leben gefüllt“, sagt Joachim Kolbe, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Sport im Langener Rathaus, voll des Lobes. Die Oberlindener hätten Kuchen gebacken, die Kitas waren mit den Kindern in der Ausstellung. „Ich bin stolz auf Langens Künstlerszene und in welcher Qualität sie solche Veranstaltungen zusammen mit uns auf die Beine stellen“, so Kolbe. Das Konzept einen „vergessenen“ Ort wieder ins Gedächtnis zu rufen, ihn wiederzubeleben, sei aufgegangen.
War der Salon in den vergangenen Wochen Ausstellungsfläche für gestaltende Kunst, zieht jetzt die Fotografie ein. Vom 2. Februar bis 11. März zeigen erfolgreiche Langener Fotografen ihre Bilder im ehemaligen Einkaufszentren (EKZ) im Farnweg. Elf Fotografen beteiligen sich an der neuen Ausstellung: Brigitte Grausam-Tynan, Thorsten Klapsch, Barbara Mittmann, Detlef Möbius, Marcin Placzek, Michael Schmidt, Mathias Schröder, Roland Sorger, Marc Strohfeld, Gareth Tynan und Reinhold Werner. Sie alle sind in irgendeiner Weise mit der Stadt verbunden, leben hier oder sind in Langen aufgewachsen. Aus ihrem reichen Fundus haben sie ausgesuchte Aufnahmen für die Schau bereitgestellt.
Potenzial nutzen
„Von welcher Qualität die Auswahl sein wird, beweist die Tatsache, dass acht von den elf Fotografen Profis sind“, betont Gareth Tynan, selbst Aussteller und bei den „Art People“ engagiert. Joachim Kolbe verwies explizit noch auf Thorsten Klapsch: „Er kommt aus Langen, lebt inzwischen aber als sehr erfolgreicher Fotograf in Berlin“, erklärt Kolbe, der schon gespannt auf seine Fotos ist.
Zusammengekommen sind Motive vom Sport über das Mittelalter und die Architektur der DDR bis zur heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Fast alle Fotos sind großformatig und werden den ansonsten leeren Supermarkt mit seinen kahlen Wänden temporär in eine beeindruckende Galerie verwandeln.
Der Ausstellungsort bleibt dabei ein ungewöhnlicher: Der Supermarkt schloss schon 2010 seine Tore. Lediglich eine Kneipe, ein Frisör, ein Gemischtwarenlädchen und der Seniorentreffpunkt Allerhand halten noch die Stellung in dem Einkaufszentrum, das in den 1960er Jahren entstand, als die meisten Wohnungen in der damals neuen Modellsiedlung Oberlinden bezogen waren.
Seine besten Tage hat es längst hinter sich. Die Zukunft des Areals klingt umso vielversprechender: Das EKZ soll von Grund auf umgebaut, modernisiert und aufgestockt werden. Der Frankfurter Investor und Eigentümer Kambiz Ghaliai will das Potenzial nutzen und Einzelhandel, Arztpraxen und Gastronomie ansiedeln. Ein attraktiver Innenhof und zum Teil barrierefreie Wohnungen sollen das Karree wieder zu einem Quartiersmittelpunkt machen. Geplant ist, die ein- und zweigeschossige Randbebauung im Norden und Westen teilweise auf drei Geschosse aufzustocken.
„Wachgeküsst“
„Wann die Bagger anrollen, wissen wir leider noch nicht. Es gibt noch keinen Bauantrag für das Projekt, also auch noch keinen definitiven Zeitplan“, sagt Joachim Kolbe. Er sei mit dem Investor aber in Gesprächen – das Kunstprojekt sei gut, um das Areal wieder in Gespräch zu bringen. Bis Mai ist der Supermarkt noch ein Ort der Kunst. Es folgt die Präsentation „Typisch“ mit Porträts von Langener Einzelhändlern, die Olaf Hermann fotografiert hat. Dazu wird Rainer Kraus aus seinem Projekt „Gesichtspunkte“, das schon in den 1990er Jahren entstand, Aufnahmen von Langener Persönlichkeiten aus jener Zeit gesellen. Bürgermeister Frieder Gebhardt hofft, dass das „wachgeküsste“ Einkaufszentrum nach den Ausstellungen nicht wieder in den Dornröschenschlaf fällt. „Die Langener hoffen, dass sich in Oberlinden etwas tut“, wünscht sich auch der Rathauschef, dass die Bauarbeiten für die Sanierung und Belebung des Areals dieses Jahr startet.
Der Eintritt zu den Ausstellungen ist frei. Alle Künstler übernehmen die Aufsicht während der Öffnungszeiten.