Kinder spenden für Behinderte
Schüler der Albert-Einstein-Schulen übergeben Einnahmen ihres Weihnachtsbasars an den Verein „Perspektiven“. In einem Film sehen sie erschütternde Bilder vom Alltag in russischen Behindertenheimen.
Es war schwere Kost für die Schüler der Albert-Einstein-Schule. Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass die Gesamtschule in Langen-Oberlinden ein Drittel ihrer Einnahmen vom Weihnachtsbasar für einen guten Zweck spenden. Für die jüngste Benefiz-Aktion haben Schüler und Lehrer den Verein „Perspektiven“ ausgewählt. Vorstandsmitglied Lisa Schneider war persönlich an die Schule gekommen, um die 600 Euro in Empfang zu nehmen und den Jugendlichen über ihren Verein zu berichten. Der rund zehnminütige Film über die Arbeit von „Perspektiven“ in russischen Behindertenheimen war sehr ergreifend. Die Schüler erfuhren, dass die meisten Kinder mit Behinderungen in Russland noch im Babyalter in Heimen abgegeben werden. Sie würden dort ernährt und gewaschen – viel mehr werde für die Kinder aber nicht getan. Die Bilder sprachen Bände: Kinder, die mit dem Oberkörper hin und her wippen und ins Leere starren – traumatisiert infolge des Lebens im Heim.
Keine Förderung
Die Schüler erfuhren, dass sowohl Kinder wie auch Erwachsene zu acht in einem Zimmer schlafen. Sie erhalten keine Förderung und haben keinerlei Beschäftigung. Der Verein engagiert sich für ein Kinderheim in Pawlowsk und eine Unterbringung für Erwachsene in Peterhof in der Nähe von St.Petersburg. Dort leben mehr als 1000 Menschen mit einer Behinderung oder psychischen Störungen, fernab von der Gesellschaft. Mittels Spenden kauft der Verein Kleidung und Spielzeug, auch therapeutische Angebote werden finanziert. Da für 64 Kinder nur ein Bad vorhanden war, ermöglichte „Perspektiven“ den Einbau von Duschen für jedes Zimmer. „Jedes Jahr kommen auch junge Menschen für ein freiwilliges soziales Jahr nach Russland, um die therapeutische Arbeit zu unterstützen. Es ist schon ein großer Gewinn, wenn die Kinder auf den Schoß genommen werden und mit ihnen gesprochen wird“, weiß Lisa Schneider, die selbst eineinhalb Jahre im Heim in St. Petersburg mitgearbeitet hat. Für eine Gruppe erwachsener Menschen mit Behinderung hat der Verein ein Haus angemietet, in dem sie betreut ein selbstbestimmtes Leben führen können. „Unser großer Traum ist es, ein solches Haus zu bauen und das als Musterhaus zu nutzen.“ In dieses Projekt fließen die Spenden der Schüler, so Lisa Schneider. Inzwischen habe sich die Situation in Russland verbessert. Dank der Arbeit des Vereins „Perspektiven“ und die Medienpräsenz eines russischen Partnervereins beginne ein Umdenken. Die engagierten Vereinsmitglieder hoffen nun, dass sich die Bedingungen für die Menschen nachhaltig ändern und Behinderte künftig in die Gesellschaft integriert werden.
Mehr Menschlichkeit
Staunend und ruhig haben die Schüler den Film mit den drastischen Bildern verfolgt. „Ich habe es mir schlimm vorgestellt, aber dass es so schlimm ist, habe ich niemals gedacht“, sagt Sechstklässler Fahim Mallahi. Er ist überzeugt, dass das Geld vom Weihnachtsbasar bei „Perspektiven“ gut angelegt ist. „Diese Menschen dort sollen viel mehr Menschlichkeit erfahren.“
Wer sich für die Arbeit von „Perspektiven“ interessiert, kann sich auf der Internetseite des Vereins informieren: .