Luis Rodriguez feiert die WM und liebt das pralle Leben
Zwei Herzen, ach, schlagen in der Brust von Luis Rodriguez (66). Zumindest während der gerade begonnenen Fußball-Weltmeisterschaft feuert der gebürtigen Zentralamerikaner seine „Ticos“ an, drückt aber auch Jogis Jungs die Daumen. Wo er weiterhin leben und alt werden möchte, weiß der pensionierte Ingenieur hingegen ganz genau.
„Pura vida!“ Wer sich mit Luis Rodriguez unterhält, wird früher oder später diesen Ausdruck hören, der wohl wie kein anderer das Lebensgefühl seiner Heimat Costa Rica auf den Punkt bringt. „So begrüßen sich dort die Einheimischen“, erzählt er, „aber so nennst Du auch einen Menschen, der einfach ein guter Typ und schwer in Ordnung ist.“ Der pensionierte Vermessungsingenieur zog vor 30 Jahren nach Langen – und hat hier längst Wurzeln geschlagen. Und nichts spricht mehr dafür als die Tatsache, dass er bekräftigt, genau hier das „pura vida“ gefunden zu haben.
Er sei der einzige seiner Familie, der die Heimat verlassen habe, um in Deutschland sein Glück zu suchen. Angefangen hat er bei einer Dreieicher Firma. Als die irgendwann in die Insolvenz ging, wechselte er zu einer Frankfurter Firma, die ebenfalls mit Landvermessung zu tun hat. Die letzten zwei Jahre seines beruflichen Lebens arbeitete er am Flughafen.
Engagement im Chor
Ungefähr alle zwei Jahre besuche er sein Geburtsland. „Natürlich ist mir das wichtig“, sagt Rodriguez, und fügt gleich hinzu: „Aber jedes Mal, wenn ich zurück nach Deutschland komme, bin ich froh.“ Denn hier wartet sein Irish Bassett Valentin auf ihn, sein Engagement im Vocalensemble der Musikschule („Im Herbst haben wir ein Konzert in der Stadtkirche.“) und seine Wohnung in der Altstadt mit dem Schwimmbad gleich um die Ecke: „Ich kann da jeden Tag im Morgenmantel hin spazieren und im Becken meine Runden drehen“, freut er sich.
Und hier in Langen fühlt sich Rodriguez bei den Menschen gut aufgenommen: „Mir gefällt die Mentalität der Langener“, sagt er. „Sie gehen respektvoll mit Menschen um, sind dabei offen, lustig, machen gerne Partys.“ Während der Fußball-Weltmeisterschaft gibt es dazu reichlich Gelegenheiten: In verschiedenen Häusern seiner Straße trifft er sich mit Nachbarn und Freunden zum gemeinsamen Fußballgucken vor dem Fernseher.
Lebende Legenden
Zumindest bei jenen Spielen ohne Deutschland, werde er die „Ticos“ anfeuern, wie seine Landsleute in der Kurzform genannt werden. Vor vier Jahren in Brasilien sorgten die Kicker aus Zentralamerika für Furore, als sie nur knapp am Einzug ins Halbfinale scheiterten. „Das wird bei dieser WM aber schwerer werden“, hält er den Ball flach. „Die Testspiele waren leider wenig überzeugend, aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er.
Immerhin sind die beiden Schlüsselspieler der Mannschaft immer noch dabei: „Torwart Keylor Navas und Kapitän Bryan Ruiz – das sind auch meine Lieblingsspieler und daheim lebende Legenden“. Sollten seine „Ticos“ die schwere Vorrunde mit Brasilien, Serbien und der Schweiz überleben, traue er seinen Landsleuten aber doch noch viel zu.
So oder so hat der 66-Jährige mit Jogis Jungs noch ein zweites Fan-Eisen im Feuer: „Ich glaube, Deutschland wird Weltmeister.“ Und dann wird es in Langen sicher wieder toben, das „pura vida“.