Zahl der Schwalben ist trotz des heißen Sommers 2018 gestiegen

Der Naturschutzbund zählt seit zehn Jahren die Brutpaare der kleinen Flugkünstler. Die Schwalben ließen sich im heißen Sommer 2018 in Rekordzahl in Langen und Egelsbach nieder.
Langen - Die kleinen Flugkünstler erobern sich den Himmel zurück: Die Zahl der Schwalben in Langen und Egelsbach ist im Vergleich zu 2009 deutlich angestiegen. Damals hatten die Vogelfreunde vom Naturschutzbund (Nabu) Langen/Egelsbach erstmals eine detaillierte Erhebung der Brutpaare vorgenommen – die zehnte Zählung im vergangenen Sommer ergab bei den Rauchschwalben eine Zunahme um 80 Prozent. Aber auch die Zahl der Mehlschwalben ist gestiegen. Der heiße und trockene Sommer hat den Vögeln nichts ausgemacht – „die Schwalben haben zum größten Teil erfolgreich gebrütet, die Populationen haben sich gut gehalten“, sagt Rudolf Lehmann, der die Erhebung koordiniert.
Höchste Zahl an Rauchschwalben in Langen seit Beginn der Zählung
Die Zahl der Rauchschwalben (Hirundo rustica, auch Hausschwalbe und Gabelschwalbe genannt) war mit 162 in Langen und Egelsbach so hoch wie nie seit Beginn der Zählung. Zu verzeichnen ist die Zunahme hauptsächlich in Egelsbach, wo sich der Bestand von 49 Paaren vor zehn Jahren auf 112 im vergangenen Sommer mehr als verdoppelte. In Langen (2009: 41 Paare) dagegen war nach einem Aufwärtstrend sogar in den Jahren 2013 bis 2015 ein Absinken auf ein Minimum von 27 Brutpaaren zu beklagen; mittlerweile hat sich der Bestand auf 50 erholt.
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Festzustellen ist dabei, dass die einstmals größte Rauchschwalben-Kolonie auf der Kläranlage (2011: 22 Paare) praktisch gar nicht mehr existiert. Geschuldet ist das Umbaumaßnahmen, die aufgrund arbeitsschutzrechtlicher Vorgaben erforderlich waren. Durch die Abschirmbleche, die in die Halle eingebaut werden mussten, fühlten sich die Schwalben nach Lehmanns Worten offenbar in ihrem Flugverhalten eingeschränkt und blieben der Kläranlage in der Folge fern. Dagegen sind auf den Reitanlagen Kronenhof und Hagenburg starke Steigerungen zu verzeichnen: Auf dem Pferdehof im Neurott ist der Bestand von sieben auf 24 gestiegen, bei Hagenburg (nahe dem neuen KBL-Wertstoffhof) von vier auf 13. Reitställe werden von den Rauchschwalben auch in Egelsbach gerne genommen: An der Pferdetränke stieg der Bestand binnen zehn Jahren von zehn auf 34, im Stall Fiebig (Riemer) von 20 auf 38, im Stall Dengler von drei auf zwölf und im Stall Haas sogar von einem auf 19 Paare an. Wilhelmine Haas wurde mit ihrem Hof (Büchenhöfe 15) deshalb vom Nabu vergangenes Jahr auch im Rahmen der deutschlandweiten Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet.
Anstieg der Mehlschwalben in Egelsbach
Bei den Mehlschwalben (Delichon urbicum, auch Stadt- und Kirchschwalben) ist der Anstieg ebenfalls in Egelsbach zu verzeichnen; in Langen ist die Zahl im Zehn-Jahres-Vergleich sogar gesunken. 79 Paare waren es 2009, nur noch 65 vergangenes Jahr. In Egelsbach wurde der Höchststand von 118 Paaren in den Jahren 2015 und 2017 vergangenen Sommer mit 113 nicht ganz erreicht. Dort hat sich das Schwalbenhaus im Brühl etabliert; waren es bei der erstmaligen Belegung 2016 vier Paare, wurden 2018 20 Paare gezählt. In Langen ist das Haus von Zweirad Schneider (Dorotheenstraße) mit 13 Paaren der Spitzenreiter.
Im Haus Annastraße 46-48, wo vergangenen Sommer elf Paare ihre Jungen großzogen, wurden im Herbst im Rahmen einer Wandsanierung alle Nester durch neue Kunstnester ersetzt. Nun hoffen Lehmann und seine Mitstreiter Simone Kiefer, Werner Matzke, Klaus Kreft und Dieter Ohler, dass diese gut angenommen werden.
Als dritte Schwalbenart kommen in Langen noch Uferschwalben (Riparia riparia) vor – und zwar am Waldsee. Dort hatte die Firma Sehring auf Vorschlag des Nabu und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie 2014 einen Steilhang zum Nisten angelegt.
von MARKUS SCHAIBLE