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Pilz tötet Kiefern im Sportpark: Fast 70 Bäume müssen gefällt werden

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Den Mikropilz sieht man nicht – das, was er im Sportpark angerichtet hat, allerdings deutlich: Die linke Kiefer ist gesund, die rechte vom derzeit im Rhein-Main-Gebiet grassierenden Kieferntriebsterben betroffen. Foto: dlb
Den Mikropilz sieht man nicht – das, was er im Sportpark angerichtet hat, allerdings deutlich: Die linke Kiefer ist gesund, die rechte vom derzeit im Rhein-Main-Gebiet grassierenden Kieferntriebsterben betroffen. © dlb

Der Dürresommer 2018 wirkt nach. Nach dem Langener hat es nun auch den Neu-Isenburger Sportpark erwischt: Rund ein Drittel aller Kiefern auf dem weitläufigen Areal müssen bereits Anfang nächster Woche gefällt werden.

Neu-Isenburg – Die Bäume sind nach dem vergangenen, sehr trockenen Sommer einem Pilz zum Opfer gefallen, wie Sylvio Jäckel, Baumexperte beim Dienstleistungsbetrieb DLB, erläutert. Handele man nicht schnell, drohten sie umzustürzen.

Ganz so verheerend wie in Langen, wo im März fast 250 Bäume gefällt werden mussten, ist das Ausmaß in der Hugenottenstadt zwar nicht. Aber auch im hiesigen Sportpark gibt es für 67 Kiefern keine Rettung mehr. Verursacht wird das Kiefernsterben von dem wärmeliebenden Mikropilz Diplodia pinea. Dieser grassiere derzeit im Rhein-Main-Gebiet, erläutert Jäckel.

Der weltweit vorkommende Pilz richte an Kiefernbeständen eigentlich meist wenig Schäden an: Oft lebe er als Holzzersetzer an am Boden liegenden, abgestorbenen Ästen oder komme symptomlos in Kieferntrieben vor. „Treten dann jedoch für den Pilz günstige Bedingungen auf, wie er sie 2018 mit feuchtwarmer Frühjahrswitterung und trockenheißem Sommer vorgefunden hat, schlägt er gnadenlos zu“, erklärt der Fachmann. „Die durch die Trockenheit des Sommers bereits geschwächten Kiefern haben dann nichts mehr entgegenzusetzen und sterben ab.“

Charakteristisch für das Diplodia-Triebsterben sind braune Nadeln an den Triebspitzen. Sie verfärben sich zunächst fahlgrün und werden dann braun. Bei mehrjährigem Befall werden die Zweige und Äste zunehmend kahl, teilweise sind Nadeln nur noch büschelweise vorhanden. Die Triebe krümmen sich und harzen. Die Kiefer stirbt ab und das Holz unter der Rinde zeigt zunehmend eine blaue Farbe.

67 Kiefern müssen schnell gefällt werden

Klar sei: Die 67 betroffenen Kiefern müssen schnell gefällt werden, um die Sicherheit der Besucher des Sportparks zu gewährleisten. „Denn die abgestorbenen Nadelbäume verlieren rasant an Elastizität und sind dadurch zunehmend bruchgefährdet“, erläutert Jäckel. „Darum müssen wir sehr schnell handeln.“ Auch abgestorbene Äste können herunterfallen.

Der DLB lässt die abgestorbenen Kiefern – schon aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht – am Dienstag kommender Woche, 30. April, mit einer Fachfirma fällen. Auch fünf abgestorbene Birken und eine Buche müssen weg, die ebenfalls vom heißen Sommer so geschädigt wurden, dass sie nicht mehr ausgetrieben sind.

Natürlich sei das schlimm, „weil wir sehr wertvolle Kiefern verlieren und weil so etwas ja auch immer viel Geld kostet“, sagt Jäckel. Und auch Erster Stadtrat Stefan Schmitt bedauert die Fällungen – es sei ja auch kein kleiner Eingriff, das werde man schon deutlich merken im Sportpark. „Aber wir müssen die Sicherheit der vielen Sportpark-Besucher und Sportler, insbesondere der vielen Kinder dort, gewährleisten und deshalb kurzfristig reagieren“, so Schmitt.

Wie dringlich die Aktion ist, zeigt die Tatsache, dass die Untere Naturschutzbehörde des Kreises der sofortigen Fällung zugestimmt hat, obwohl die Brut- und Setzzeit der Vögel bereits begonnen hat. Direkt vor der Fällung werde aber jeder einzelne Baum noch einmal auf Vogelnester kontrolliert, betont Jäckel. Der DLB-Fachbereichsleiter Grünplanung und Baummanagement übernimmt die Artenschutzkontrolle mit der städtischen Biologin Hildegard Dombrowe.

Im gesamten Rhein-Main-Gebiet leiden die Kiefernbestände akut unter der Krankheit. „Die weitere Ausbreitung des Pilzes kann leider nicht verhindert oder direkt bekämpft werden“, erklärt der Fachmann. Der Befallsdruck könne lediglich durch die konsequente Beseitigung stark betroffener Bäume und durch lichtere Bestände abgemildert werden. Gefällt werde maximal ein Drittel des Bestands im Sportpark, erläutert der DLB. Es gebe weitere Kiefern mit Befallssymptomen, „hier muss man die Entwicklung abwarten und beobachten“.

Im Stadtgebiet seien auch im Stadt- und Landeswald viele Kiefern bereits abgestorben, der Befall sei somit deutlich erkennbar. Hinzu kämen die Schäden durch Stürme und den Borkenkäfer.  

hov

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