Neue Flüchtlingsunterkunft in Gravenbruch freut nicht alle
Am Montag sollen die ersten Flüchtlingen in ihre Unterkunft in Gravenbruch ziehen. Gestern konnten sich die Bürger die Einrichtung ansehen.
Großer Andrang in der Meisenstraße 13. Der Kreis Offenbach hat das Gravenbrucher Wohn- und Geschäftshaus gemietet, und am kommenden Montag ziehen die ersten Flüchtlinge ein. Vor der Belegung durften die Gravenbrucher gestern Nachmittag einen Blick in die Räume werfen. Rund 80 Nachbarn, Neu-Isenburger und Kommunalpolitiker nutzten die Gelegenheit, die mit Hochbetten und Metallspinden ausgerüsteten Räume sowie die Küche anzusehen.
Die Stimmung der Nachbarn war dabei interessiert bis kritisch. Landrat Oliver Quilling (CDU) musste sich auch zum Teil vorwurfsvolle Fragen zur Sicherheit in Gravenbruch stellen lassen. „Ja, es gibt kritische Anfragen, aber nicht mehr, als an unseren anderen Standorten der Flüchtlingsunterkünfte auch“, erklärte Quilling.
Entspannte Situation
Auf rund 1000 Quadratmetern auf drei Etagen bietet das Haus künftig Platz für bis zu 72 Bewohner in jeweils vier separaten Wohneinheiten. „Die unterschiedliche Größe der Räume ermöglicht uns eine hohe Flexibilität in der Unterbringung“, erläuterte Landrat Oliver Quilling. Einige Zimmer sind 30 Quadratmeter groß und für drei Personen geeignet, weitere Räume haben 40 bis 60 Quadratmeter.
Die ersten Flüchtlinge, die am Montag einziehen, kommen aus der Unterkunft in der Sprendlinger Damaschkestraße. Die ehemalige Max-Eyth-Schule soll als Unterkunft geschlossen werden. „Dort mussten wir teilweise bis zu vier Familien in einem Raum unterbringen. Das können wir hier vermeiden, und das entspannt die Situation“, ist Quilling überzeugt. Großzügig ist das Außengelände mit 2000 Quadratmetern Grundstück, das viel Platz zum Fußballspielen für die Kinder bietet.
Entlastung für den Kreis
Die Betreuung übernehmen Christoph Jaschko und Marisa Kirsch vom Diakonischen Werk Offenbach-Dreieich-Rodgau. „Wir freuen uns schon auf den Umzug, denn die Bedingungen für die Menschen sind hier doch sehr viel besser“, sagte Jaschko. Ein großer Vorteil sei die Küche mit sechs Herden, mit denen sich die Menschen künftig selbst versorgen können. Das sei auch eine Entlastung für den Kreis, betonte Carsten Müller, denn in Dreieich wurden die Flüchtlinge bislang über ein Catering versorgt.
Die Zahl der Zuwanderer, die das Regierungspräsidium dem Kreis jede Woche zuweist, ist nach der großen Welle im Herbst 2015 und Anfang des Jahres stark zurückgegangen. Im Moment kommen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes Hessen pro Woche knapp 20 Flüchtlinge an. Im Februar und März des Jahres waren es noch ungefähr 100 Zuwanderer, die jede Woche vom Kreishaus aus auf die Kommunen verteilt wurden.
Was die Bürger sagen
Franziska Albert (21), Studentin: „Ich wohne in Gravenbruch und es interessiert mich einfach, wie das Haus nach dem Umbau aussieht. Aber ich werde hier nicht zum letzten Mal sein, denn ich möchte den Menschen, die jetzt kommen, gerne etwas anbieten. Vielleicht helfe ich bei der Kinderbetreuung oder biete einen Sport an, mal sehen, was gefragt ist. Bedenken habe ich aber keine, bislang habe ich nur gute Erfahrung mit Geflüchteten gemacht.“
Herbert Hunkel, (71), Bürgermeister: „Ich bin sehr froh, dass so viele Leute gekommen sind, die sich für das Haus interessieren. Und sehr viele haben ihre Hilfe angeboten. Ich mache mir keine Sorgen, dass es nicht rund läuft, denn wir haben schon sehr gute Strukturen in der Flüchtlingsbetreuung geschaffen. Wer helfen möchte, kann am Montag um 17 Uhr in die Gemeinde St.Christoph kommen, dort gibt es das erste Treffen für die neue Einrichtung.
Elisabeth Schock (81), Rentnerin: „Ich finde, es ist sehr einladend geworden, und ich hoffe, dass die Menschen es zu schätzen wissen und es auch so schön bleibt. Ich habe als Nachbarin keine Vorbehalte. Ich warte jetzt einfach ab, wer kommt und wie es so läuft. Aber ich finde es super, dass wir uns das Haus vorher noch einmal anschauen durften.“
Arno Groß, (66), Rentner: „Ich kenne die Luxusvilla Singh noch aus früheren Jahren. Hier wurden tolle Partys gefeiert. Der Umbau ist sehr gut gelungen, alles ist sehr sauber und schön. Was noch fehlt, ist ein Defibrillator – so etwas muss sein. Jetzt muss nur noch die Integration der Menschen gelingen. Ich fände es schön, wenn wir ein paar Tennisspieler für unseren Verein gewinnen könnten. Gerade bei der Damenmannschaft fehlt der Nachwuchs.“