Rumänische Bauarbeiter warten weiter auf ihr Geld
Die Arbeiten auf der Baustelle des Reihenhausprojektes „Isenburger Gärten“ sind wieder aufgenommen worden. Zahlreiche Männer werkeln seit einigen Tagen auf dem Rohbau im Neubaugebiet „Am Birkengewann“ – allerdings sind es wohl nicht mehr jene 18 rumänische Bauarbeiter, die ihre Arbeit aus Protest gegen ausbleibende Zahlungen am 18. Juni niedergelegt hatten.
Männer auf der Ladefläche zweier Schwertransporte hieven mit Mini-Kränen Betonquader über den Bauzaun in der Anny-Schlemm-Straße. Andere Bauarbeiter stehen auf dem Dach eines Mehrfamilien-Rohbaus und nehmen Betonplatten von einem Baukran entgegen. Über ein Dutzend Männer mögen es sein, die in der sengenden Sonne Hand anlegen, damit es voran geht auf der Baustelle der D&B Bau, der als Generalunternehmer für die Auftraggeber Gewobau und GWH Bauprojekte dient.
Doch es sind offenbar andere Arbeiter als jene 18 Rumänen, die hier am 18. Juni ihre Arbeit niederlegten. Die müssen sich voraussichtlich noch ein paar Tage gedulden, bis sie an ihr Geld kommen. Das machte Ivan Ivanov von der Beratungsstelle „Faire Mobilität“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf Anfrage unserer Zeitung deutlich. „Die Männer haben ihr Geld noch nicht bekommen, weil wir immer noch in Verhandlungen sind mit dem Generalunternehmen D&B Bau“, berichtet Ivanov. Strittig sei noch, wie die Nettovergütung, die den Bauarbeitern gesetzlich zustehe, genau berechnet werden soll. „Da spielen steuerrechtliche Aspekte eine Rolle, etwa die Frage, welche Steuerklasse zugrunde liegen muss“, erläutert der Gewerkschafter. Man hole sich noch verschiedene Gutachten und Stellungnahmen von Steuerberatern ein, um herauszufinden, wer nun Recht habe.
Unterkunft gefunden
Ivan Ivanov betont aber, dass beide Seiten auf jeden Fall im Laufe der nächsten Woche zu einer Lösung kommen wollen, „wie auch immer die dann aussieht.“ Denn die Gruppe der 18 Rumänen warte nun schon seit zwei Monaten auf die ausstehenden Gehaltszahlungen und brauche dringend das Geld. Das Generalunternehmen habe auch ein Interesse, „dass die ganze Sache so schnell wie möglich vom Tisch ist“.
Ein anderes Problem der Männer allerdings habe sich nach Ivanovs Worten lösen lassen: Ihr Mietvertrag war am 1. Juli ausgelaufen und es drohte ihnen, kein Dach mehr über dem Kopf zu haben. Doch die Gruppe habe nun andere Jobs angenommen und der neue Arbeitgeber sich angeblich auch um Unterkünfte gekümmert.
Ivanov betont aber auch, dass die Stadt Neu-Isenburg und die Gewobau im Laufe der Verhandlungen den Arbeitern selber eine Bleibe angeboten habe. Ebenso sei den 18 Männern angeboten worden, weiter auf der Baustelle arbeiten zu können. Eine Rückkehr zur alten Arbeitsstätte hält Ivanov nun aber „eher für unwahrscheinlich, da die Männer mit ihrem neuen Job wohl recht zufrieden sind.“
Lösung in Sicht
Die Schilderung der Verhandlungen decken sich mit dem, was Gewobau-Geschäftsführer Stephan Burbach gestern gegenüber dieser Zeitung berichtete. Bis Anfang der Woche, glaubt er, könne die Frage der Entlohnung geklärt werden – „und ob die 18 weiterhin für den Rohbau arbeiten wollen“. Zwei oder drei der Männer, glaube er, seien bereits wieder im Birkengewann im Einsatz. Er bestätigte damit auch, dass die Arbeiten auf der Baustelle des Reihenhaus-Projektes wieder aufgenommen wurden: „Es geht dort weiter. D&B Bau hat einen neuen Rohbauer beauftragt.“
Aber wie glaubt er, werden die Verantwortlichen nach den Erfahrungen mit der fehlenden Bezahlung der Rumänen künftig sicherstellen, dass die Arbeiter pünktlich und nach Mindestlohn entlohnt werden?
„Man wird sich alle Unterlagen genau vorlegen lassen, von der Bescheinigung über die Krankenkasse, Sozialversicherungsanmeldung, Mindestlohnvergütung“, betont Stephan Burbach. „Und dann wird man noch schärfer kontrollieren, wer wann auf der Baustelle ist.“
Drei Monate lang hatten die Rumänen auf der Baustelle im Birkengewann geschuftet, von ihrem Gehalt jedoch nur einen Bruchteil gesehen: Über 60 000 Euro Lohn wären für den Mai fällig gewesen, nur 14 000 Euro wurden ausgezahlt. Und für den Juni gab es gar nichts. Daraufhin suchten die Arbeiter bei der Beratungsstelle „Faire Mobilität“ und der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Hilfe und legten ihre Arbeit nieder, um Druck aufzubauen. Am 26. Juni machten sie bei einem Pressetermin auf ihre Situation aufmerksam.