Ein stiller Park der Poesie

Ein Friedhof ist keineswegs nur ein Ort der Trauer, meint der Neu-Isenburger Jochen Vollbach: Er ließ sich von der besonderen Atmosphäre inspirieren und entwickelte eine Idee, die Balsam für die Seele ist.
Für die meisten Menschen ist ein Friedhof ein Ort der Trauer, ein Ort, den man nicht unbedingt mit Entspannung verbindet und eher ungern besucht. Indes hat ein Friedhof viel mehr zu bieten, wie Oliver Gröll, der neue Vorsitzende des Friedhofzweckverbandes meint. Er nämlich fordert eine „Lebendige Zukunft für den Friedhof“. Damit drückte er seine Vorstellung aus, dass die Friedhöfe in Neu-Isenburg und Dreieich über die Bestattungen hinaus als ein Ort der Ruhe und Besinnung wahrgenommen werden – sozusagen als ein „Naherholungsgebiet für die Seele“.
Der Waldfriedhof Buchenbusch bietet dafür ideale Voraussetzungen: Die verschiedenen Grabfelder und der Trauerhain werden von öffentlichen Walderholungswegen durchzogen und stellen eine harmonische Verbindung von Natur und vitalem Leben einerseits und den Grabfeldern andererseits her. Friedhofsbesucher und Spaziergänger werden dadurch gleichermaßen zu eigenen Gedanken über das Leben und seinen Sinn angeregt, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Philosophische Gedanken
Solche Überlegungen hatte auch Jochen Vollbach aus Neu-Isenburg. Der Pensionär, der häufig hierher kommt, um die Gräber von Verwandten zu pflegen, genießt die besondere Atmosphäre des Orts und kam deshalb auf die Idee, ein besonderes Konzept zu entwickeln, das er unter dem Titel „Park der Poesie“ präsentiert. Vollbach schlägt beispielsweise vor, systematisch einzelne Steine, Platten, Stelen oder anderes aus Stein, Metall oder Holz zu setzen, auf denen keine Namen und Lebensdaten stehen, sondern kurze poetische und philosophische Gedanken, die die vorbeigehenden Menschen erfreuen und zu eigenem Nachdenken inspirieren sollen.
Die Idee kam beim Zweckverband bestens an. Allerdings stellte sich gleich die Frage nach der Finanzierung: Die Friedhofssatzung erlaubt „keine Mittelverwendung außerhalb des Kernzwecks der Bestattungen, Friedhofspflege und -verwaltung“. Die Initiative muss deshalb von Sponsoren finanziert werden, konkret: von den Bürgern aus Neu-Isenburg und Dreieich, die auf diese Weise ein Gedicht, einen Sinnspruch zum „Park der Poesie“ beitragen wollen.
Jeder kann sein Scherflein beitragen, wie Andrea Mansfeld, Mitarbeiterin des Zweckverbands, erläutert. „Dabei kann das finanzielle Engagement den persönlichen Möglichkeiten angepasst sein: Von einfachen, kleinen Metallplatten wie Namenstafeln bei den gemeinschaftlichen Urnengräbern bis hin zu unterschiedlich aufwendigen Holzschnitzer-, Graveur- oder Steinmetzarbeiten.“ Egal, wie groß die Spende: Jeder Sponsor wird auch namentlich genannt.
Die positive Resonanz ermutigte Ideengeber Vollbach und seine Ehefrau Sylvia zu einem ersten Prototyp: Zwischen der Trauerhalle und dem dahinterliegenden ersten Trauerhain für Baumbestattungen liegt seit neuestem ein Naturstein, auf dem eine Tafel aus verwitterungsbeständigem Druckguss-Aluminium befestigt ist. Auf ihr ist das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse eingraviert. Die knapp 500 Euro teure Platte finanzierte das Ehepaar Vollbach, das Aufstellen übernahm die Friedhofsverwaltung.
Mitstreiter gesucht
Ein Prototyp dient immer auch der Verbesserung für die Zukunft. Hier sieht der Sponsor durchaus Möglichkeiten hinsichtlich der Textlänge, der Schriftgröße und der Größe der Tafel. Wie geht es nun weiter? Alle Neu-Isenburger und Dreieicher und auch alle anderen Interessierten sind eingeladen, den „Park der Poesie“ mitzugestalten – mit ihren Namen, ihren Gedicht-Ideen und ihrer finanziellen Hilfe.
Die Friedhofsverwaltung wird mögliche Aufstellorte prüfen und kooperativ bei der Realisierung mitwirken. Der Initiator des Projekts, Jochen Vollbach, hat sich bereit erklärt, bei Bedarf bei der Auswahl von geeigneten Gedichten und Aphorismen mitzuhelfen. Solche Sprüche müssen keineswegs immer nachdenklich oder melancholisch sein. Auch heitere Lebensweisheiten haben im Park der Poesie ihren Platz. Für die handwerkliche Umsetzung sind die Fachbetriebe der Region geeignet, Steinmetze, Graveure oder auch Bildhauer für aufwendigere Umsetzungen. Aber auch hier könnte eine Verbindung zum Gravierbetrieb des Prototyps vermittelt werden.
Weitere Infos gibt es beim Friedhofszweckverband unter Telefon (0 61 02) 7 31 50 sowie auf der Homepage des Verbands unter: info@friedhofszweckverband.de.
(red)