Zirkus Wannabe muss Auflagen beachten
Damit die Kinder weiter ihre Kunststücke im Zirkus Wannabe einstudieren können, will die Stadt für den Verein Planungssicherheit schaffen. Doch vorher muss für das Gelände, auf dem der Zirkus beheimatet ist, einiges geklärt werden, was finanziellen Aufwand für den Kinderzirkus bedeutet.
Leonie ist ein bisschen nervös. Mit ihren Fingerspitzen berührt sie das warme und weiche Fell des braunen Welsh-Ponys „Blue“ und tätschelt vorsichtig seinen Hals. Der Wallach mit dem schönen Gesicht hat seinen Namen wegen seiner blauen Augen bekommen. „Blue“ schnaubt zufrieden über das zaghafte Lob des Mädchens.
„Lass ihn das nur machen, er liebt das“, redet Bodhi Elliot dem Mädchen gut zu. Und wirklich, Leonie braucht sich keine Sorgen zu machen. Das Pony geht souverän und ruhigen Schrittes auf das Podest zu, und mit ein bisschen Schwung springt es mit den Vorderbeinen darauf. Der Applaus der anderen Kinder ertönt, Leonie strahlt über das ganze Gesicht und hat keine Angst mehr. Hoch oben auf dem Pony breitet sie sogar beide Arme aus, als wolle sie die Welt umarmen. Und kaum ist „Blue“ wieder von dem Podest herunter geklettert, fällt das blonde Mädchen dem Pony um den Hals und sagt: „Du bist der Beste.“ Leonie hat an diesem Nachmittag im Kinderzirkus Wannabe eine wichtige Lektion gelernt: Wenn sie sich nur ein bisschen etwas zutraut und dem Tier vertraut, können beide zusammen über sich hinauswachsen.
Jedes Jahr ist der Zirkus Wannabe für Hunderte Kinder ein Ort der Begegnung. Sie üben sich in Artistik, schwingen unter der Kuppel des kleinen Zirkuszeltes auf dem Trapez, dressieren die Hunde, und Minischwein „Paula“ steht immer staunend dabei. „Sie ist wie ein Hund, sie kann ja jederzeit weggehen, aber sie will immer bei den Kindern sein“, sagt Elfie Elliot und streichelt dem Borstenvieh, das gar nicht mal so mini ist, über seinen haarigen Rücken. Auch sie weiß, dass Kinder im Umgang mit Tieren und beim gemeinsamen Üben von Zirkuslektionen viel lernen können. „Oft probieren sich die Kinder hier aus. Sie wagen Dinge, von denen sie vorher sagten, dass sie davor Angst haben. Das stärkt das Selbstbewusstsein, und sie lernen hier auch, im Team zu arbeiten.“
Aber der Verein Wannabe steht vor schweren Zeiten. Derzeit sind die Elliots mit ihrem Verein, dem Zirkuszelt, den sechs Ponys, den beiden Ziegen, einem Schaf, zwei Lamas und drei Schweinen auf dem Gelände des Sommerquartiers auf der Rinderwiese am Anfang der Offenbacher Straße. Das eigentliche Vereinsgelände ist seit 2010 östlich der B 46, zwischen dem Kaninchenzuchtverein H 82 und dem Verein Orplid Frankfurt gelegen. Auf knapp 5000 Quadratmetern Natur mit Wiesen und Bäumen ist hier Platz für das Zirkuszelt und die Zirkuswagen. Jetzt will die Stadt Neu-Isenburg das Gelände langfristig planungsrechtlich absichern, um dem Kinderzirkus eine sichere Zukunft zu bieten. „Das freut uns natürlich sehr, und es gab auch viel Unterstützung vonseiten der Stadt. Aber es müssen eben auch viele Auflagen erfüllt werden, die uns große Schwierigkeiten bereiten – vor allem in finanzieller Hinsicht“, so Elfie Elliott. Insbesondere forst- und naturschutzrechtliche Belange mussten festgesetzt werden. Darüber hinaus sollen in einem Nutzungskonzept konkrete Regelungen zum Schutz des Bodens und des Grundwassers getroffen werden. Der erste Schritt war die Untersuchung des Bodens nach Weltkriegsbomben. Dazu mussten alle Zäune, Ställe, Hütten – eben das komplette Zuhause des Kinderzirkus abgerissen werden. „Wir sind froh, dass keine Bomben gefunden wurden. Außerdem hat Hessen Forst die Kosten für diese Aktion getragen“, berichtet Elliott.
Aber die eigentliche Arbeit beginnt jetzt: Das Gelände muss wieder aufgebaut werden. „Vor sechs Jahren haben wir das alles noch selbst gemacht. Aber Bodhi ist inzwischen 70, wir schaffen das nicht mehr alles selbst“, erklärt Elfie Elliot. Rund 60 000 Euro Kosten kommen auf den Verein zu. Da sind trockene Futterstellen für die Tiere, neue Zäune und Fundamente nur die kleineren Posten. Unter den Bodenbelag muss teurer Geovlies aufgebracht werden, und die Feuerwehr braucht zur Sicherstellung des Brandschutzes einen 30 000-Liter-T, der rund 15 000 Euro kosten wird. „Wir haben jetzt schon Briefe an das Christkind geschrieben, die mehr als 5000 Leute auf Facebook gelesen haben. Wir hoffen auf die Spendenbereitschaft der Isenburger und der Freunde unseres Vereins. Wir werden auch alle möglichen Stiftungen anschreiben und viele Aktionen starten“, so Elfie Elliot.