„Strukturlos und unkoordiniert“ - Patientin mit Coronavirus-Verdacht entsetzt

Coronavirus Sars-CoV-2: Eine Patientin aus Seligenstadt erzählt von ihren schlechten Erfahrungen am Coronavirus-Testcenter der Kassenärztlichen Vereinigung an der Uniklinik Frankfurt.
- Eine Betroffene aus dem Landkreis Offenbach berichtet von Unprofessionalität im Coronavirus-Testcenter
- Rückmeldung gibt es nur bei positivem Coronavirus-Testergebnis
- Ein Lungenfacharzt kritisiert Corona-Tests und die Maßnahmen der Regierung
Seligenstadt - Lange Menschenschlangen, stundenlanges Warten, Chaos und zu wenig Tests - die Erfahrungen, die die Seligenstädterin Corina Krone am Coronavirus-Testcenter an der Frankfurter Uniklinik gemacht hat, klingen wenig ermutigend, kaum professionell, wenig durchdacht und willkürlich.
Corina Krone, seit Montag eine sogenannte Corona-Verdachtspatientin, heißt natürlich ganz anders, ihren Namen möchte sie aber nicht in der Zeitung lesen. Dafür hat sie uns von ihren Erfahrungen berichtet.
Test auf Coronavirus: Lange Warteschleife beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst Hessen
Am vorvergangenen Wochenende (06.-08.03.2020) war die Seligenstädterin mit ihrer Familie auf einer Hochzeit in Tirol eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt war diese Region noch kein Corona-Krisengebiet, dazu wurde sie erst eine knappe Woche später erklärt.
Wieder zurück in der Heimat tauchen bei Corina Krone und den Familienmitgliedern Erkältungssymptome auf. Die Seligenstädterin geht aber zunächst weiter arbeiten. Als Tirol dann am vergangenen Freitag zum Krisengebiet erklärt wird, will sie überprüfen lassen, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert hat.
Sie kontaktiert den Ärztlichen Bereitschaftsdienst Hessen, fliegt beim Versuch anzurufen etwa zehn Mal aus der Leitung. Als eine Verbindung endlich klappt, hängt sie auf Platz 44 in der Warteschlange. Nach einer Dreiviertelstunde meldet sich jemand vom Bereitschaftsdienst, nimmt ihre Daten auf und kündigt den Rückruf eines anderen Mitarbeiters an. Der meldet sich drei Stunden später und verweist sie an das Testzentrum an der Uniklinik in Frankfurt.
Test auf Coronavirus in Frankfurt: Drei Stunden Wartezeit bis zur Befragung
Um 9.15 trifft sie in Frankfurt ein, reiht sich in eine „riesige Schlange“ ein. Sie schätzt sie auf 800 Meter Länge, etwa 300 Menschen, die in größeren Abständen voneinander anstehen. Corina Krone schildert die Situation als „strukturlos und unkoordiniert“. Erst zwischen 12.30 und 13 Uhr kommen zwei Ärzte, stellen Fragen nach Aufenthalt in Krisengebieten und unsicheren Kontakten, sortieren Wartende aus, die wohl nicht in Frage kommen, und schicken sie weg.
Corina Krone passt ins Profil, darf weiter anstehen. Zwischendrin verkündet ein Arzt, dass es nur 50 Tests gebe. Wer keine Symptome verspüre, solle daher nach Hause gehen. Später korrigiert ein Arzt, es liege nicht an der Anzahl der Tests, vielmehr schließe die Stelle um 14 Uhr. Gegen 13.45 Uhr ist die Seligenstädterin getestet und darf sich samt Mann, zwei Kindern und Au-Pair-Mädchen in „freiwillige Quarantäne“ begeben.
Coronavirus-Test an der Uniklinik Frankfurt: Rückmeldung nur bei positivem Ergebnis
Am Dienstag (17.03.2020) sprach sie am Telefon von leichten Erkältungssymptomen, ansonsten gehe es allen gut. Mit ihrer Familie wartet sie nun auf das Ergebnis. Informiert wird sie nur, wenn das Ergebnis positiv ausfällt, ansonsten muss sie es beim Gesundheitsamt erfragen. Wann das Resultat vorliegt, konnte ihr niemand sagen.
Auf diverse Fragen zum chaotischen Ablauf des Tests antwortete die Pressestelle der Frankfurter Uniklinik bis Redaktionsschluss nicht.
Von Oliver Signus
*Sehr geehrte Leserinnen und Leser, im ursprünglichen Bericht kam an dieser Stelle ein Arzt und Ex-Bundestagsabgeordneter zu Wort, dessen Aussagen zum Coronavirus bereits als Fake-News und Verschwörungstheorien enttarnt wurden. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen, und haben die entsprechende Textpassage entfernt.
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