Bad Camberg: Bürger sollen beim Bayrischen Hof mitreden können

Bündnis 90/Die Grünen ziehen ihren Antrag zur Neugestaltung des Geländes zurück
Bad Camberg -Bündnis 90/Die Grünen haben im Bad Camberger Stadtparlament einen Antrag zur Neugestaltung des Geländes Bayrischer Hof eingebracht, der aber später wieder zurückgezogen wurde. Grund dafür waren Bedenken wegen fehlender Bürgerbeteiligung.
Die Grünen wollen, dass das Gebäude komplett abgerissen und das Gelände zu einem Bürgergarten umgestaltet wird. Zu ihren Vorstellungen zählen, wie für die Fraktion Kerstin Weyrich erläuterte, der Rückbau der ehemaligen Gaststätte, der Abriss des Lichtspielhauses, die Realisierung eines Durchgangs entlang der Stadtmauer, die Zugänglichkeit des Untertorturms, die Suche nach einer Verwendungsmöglichkeit der alten Toilettenanlage und die Schaffung eines kleinen Parks oder Stadtgartens.
Weyrich begründete den Grünen-Antrag damit, dass nun schon seit Jahren über die Neugestaltung des Geländes Bayrischer Hof diskutiert werde. Das Gebiet sei, so Kerstin Weyrich, stadtprägend und werde oft als Filetstück der Stadt bezeichnet. "Wir halten es für das Renommee der Kurstadt entscheidend, dass Maßnahmen nach und nach durchgesetzt werden, so Weyrich.
Ergänzend hierzu erklärte sie, dass sich die vom Büro Kubus vorgestellte Machbarkeitsstudie des Antrages fast schon überholt habe und die Grünen sich für den kompletten Rückbau des Bayrischen Hofs aussprechen. Die Maßnahmen sollten im Ausschuss für Planung und Bau beraten werden, merkte die Grünen-Stadtverordnete an.
Nach vonseiten der anderen beiden Fraktionen geäußerten Bedenken und einer Sitzungsunterbrechung zogen die Grünen aber, wie Holger Reich ankündigte, ihren Antrag zurück. CDU-Fraktionsvorsitzender Daniel Rühl hatte zuvor erklärt, dass die CDU den Antrag in vorgelegter Form ablehnen werde, da er im derzeitigen Planungs- und Beratungsstadium viel zu früh gestellt sei. Rühl: "Ziel ist eine ergebnisoffene Diskussion gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt im Rahmen der bereits beschlossenen Bürgerversammlung zu diesem Themenkomplex". Mit dem Antrag werde diesem Prozess der Bürgerbeteiligung vorgegriffen, was die CDU ablehne.
Statik und Kosten werden geprüft
SPD-Stadtverordneter Mirco Liefke betonte, dass sich seine Fraktion dafür ausspreche, auf zunächst breiter Basis möglichst viele Meinungen und Stimmen zu hören, um dann schrittweise über das weitere Vorgehen zu beraten und zu beschließen. Grünen-Fraktionschef Dieter Oelke entgegnete mit Blick auf die derzeitige Corona-Lage und die damit verbundenen Einschränkungen, dass die Grünen in dieser Angelegenheit vorankommen wollten und der Sachverhalt in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Bau diskutiert werden solle.
CDU-Stadtverordneter Andreas Hofmeister wies auf die digitalen Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung hin und empfahl den Grünen, den Antrag zurückzuziehen. Hofmeister schlug vor, einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen auf den Weg zu bringen, um das Thema mit der gebotenen Priorität in den Beratungsgängen zu behalten.
CDU-Stadtverordneter Michael Diehl erinnerte daran, dass im Ausschuss für Planung und Bau seitens der Verwaltung mitgeteilt worden sei, dass derzeit Prüfungen hinsichtlich Statik und Kosten für einen Rückbau liefen und diese Ergebnisse in die weiteren Beratungen miteinfließen sollten. Ohne Abstimmung über den Grünen-Antrag nahm das Stadtparlament dann zustimmend zur Kenntnis, dass alles im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung des Bereichs Bayrischer Hof im Gang ist und die Verwaltung die Gremien sukzessive über neue Erkenntnisse informieren wird.
Dieter Oelke stellte für die Grünen auch den Antrag, den Platz unterhalb des Kirchplatzes am Schwester-Neri-Weg neu zu gestalten und zu einem attraktiven Aufenthaltsort umzuwandeln. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss, den Sachverhalt gemeinsam mit der Umgestaltung des Bayrischen Hofes in den Beratungsrunden der neuen Legislaturperiode zu behandeln. Oelke: "Das Gelände ist weitgehend leer. Zwei Parkbänke sind vorhanden - sonst nichts." Hier biete sich eine ausgezeichnete Möglichkeit, kreativ tätig zu werden. Zum Beispiel gebe es hier und entlang der nahen Treppe die Möglichkeit, Wein anzupflanzen, wobei die Stadtmauer als Wärmespeicher dienen könne. Die Wiese könne, so Oelke, mit einer Weinlaube bestückt werden. Möglich wäre seiner Meinung nach unter anderem eine Bepflanzung mit Stauden und Anlegen von Blühflächen. "Das alles könnte zu einer kleinen Attraktion in der Kurstadt werden", so der Grünen-Sprecher.