Bad Camberg: Taunusschule will Jugendliche auf die Arbeitswelt vorbereiten

Im neuen Berufsinformationszentrum werden die Heranwachsenden beraten. Außerdem soll der Kontakt zu den Betrieben der Region hergestellt werden.
Wie geht es nach dem Abschluss weiter? Welcher Beruf passt zu mir? Auf welche Stellen sollte ich mich bewerben und wie schreibt man überhaupt eine Lebenslauf? Diese Fragen treiben Jahr für Jahr vielen Schülern Sorgenfalten auf die Stirn.
Es ist freilich eine schwierige Aufgabe, sich als Jugendlicher auf dem Arbeitsmarkt zurechtzufinden. Um den Heranwachsenden den Einstieg in die Berufswelt zu vereinfachen, gibt es an der Taunusschule in Bad Camberg nun ein Berufsinformationszentrum, kurz BOZ genannt. Dort werden die Schüler beraten und künftig sollen auch Kontakte zwischen den Arbeitssuchenden und den Betrieben hergestellt werden. Hauptverantwortlich für das neue Informationszentrum sind die Lehrer Benedikt Felgentreff und Patrick Hannappel. Die beiden Pädagogen blicken voller Zuversicht auf das Projekt.
"Im Landkreis einmalig"
"Das BOZ ist eine Informations- und Kommunikationsplattform sowie eine Anlaufstelle für alle Schüler, Eltern und Betriebe", sagt Felgentreff. Dort kläre man alle Fragen zu den Themen Ausbildung, Praktikum und Studium. Das Berufsinformationszentrum an der Taunusschule gebe es in dieser Form im gesamten Landkreis Limburg-Weilburg kein zweites Mal.
"Wir haben im Untergeschoss extra einen Raum dafür eingerichtet. Das ist einzigartig", so Felgentreff weiter. An Ort und Stelle werde zeitnah eine Firmendatenbank auf einem Rechner eingerichtet. Außerdem sind in dem Raum Broschüren und weiteres Infomaterial von Betrieben und der Arbeitsagentur zu entdecken.
"Derzeit befindet sich das Projekt noch im Aufbau", berichtet Hannappel. Das Konzept werde stetig weiterentwickelt. Bei dem Berufsinformationszentrum handele es sich um ein langfristige Sache, die über viele Schuljahre hinweg ausgebaut werden müsse. Bereits vor den Herbstferien, die am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen sind, habe die Arbeitsagentur im BOZ Sprechstunden für die Mädchen und Jungen angeboten. Die regelmäßigen Beratungsgespräche mit den Lehren sollen darüber hinaus schon bald in den Schulalltag integriert werden. Die Beratungstermine werden dann auf der Homepage der Schule zu finden sein.
Kontakt zwischen Schülern und Firmen
Ab dem zweiten Schulhalbjahr ist die Kontaktaufnahme zwischen den Schülern und einigen Unternehmen im Berufsinformationszentrum geplant. "Wir wollen große Betriebe an die Schule holen", sagt Felgentreff. Er wünsche sich den eigenen Angaben zufolge mehr Interesse von den Firmen der Region. "Die Betriebe suchen Auszubildende und wir haben diese", teilt der Pädagoge mit.
Er wolle zeitnah die heimischen Firmen auf das BOZ aufmerksam machen, damit sie vermehrt an die Schule herantreten. Im Februar des kommenden Jahres möchten Felgentreff und Hannappel einen Berufsinformationstag veranstalten, an dem möglichst viele Unternehmen teilnehmen sollen. Interessierte Betriebe können sich übrigens per E-Mail an boz@taunusschule-bc.de melden.
Das BOZ könne generell von Heranwachsenden aller Jahrgangsstufen und aller Schulformen besucht werden, sagen die beiden Organisatoren übereinstimmend. Der Fokus liege aber zunächst auf der Hauptschule. "Auch mit einem Hauptschulabschluss kann man in der Berufswelt erfolgreich sein", ist sich Felgentreff sicher.
Es sei wichtig, die Mädchen und Jungen näher an die Arbeitswelt heranzuführen. "Die Berufsorientierung sollte angeleitet werden. Wir müssen die Schüler an die Hand nehmen", betonen die beiden Lehrer. Nur so könne "Orientierungslosigkeit" verhindert werden. Das BOZ sorge laut Felgentreff womöglich auch dafür, dass die Heranwachsenden den Unterricht mit mehr Motivation besuchen. "Durch möglichst viele Berufsinformationen wissen sie dann eher auf was sie hinarbeiten."
An vielen Schulen fehle einfach die Zeit, um die Jugendlichen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dies werde sich an der Taunusschule nun durch das Berufsinformationszentrum ändern. Felgentreff und Hannappel ist bewusst, dass sie deshalb mit einem deutlichen Mehraufwand rechnen müssen. "Da die Themen aber so wichtig sind, opfern wir gerne unsere Zeit für das BOZ", sagen die Lehrer. Das Berufsinformationszentrum steht übrigens in enger Verbindung mit dem Projekt "pädagogisch selbstständige Schule". Die Taunusschule in Bad Camberg darf sich nämlich seit mehr als einem Jahr pädagogisch selbstständige Schule nennen. Im Zuge des Bewerbungsverfahrens sei auch die Idee für das BOZ entstanden, berichtet Felgentreff.
Während eines Gesprächs mit dieser Zeitung ist deutlich zu spüren, dass Felgentreff das neue Projekt mit viel Engagement und Leidenschaft vorantreiben möchte. Er träumt sogar schon von großen Berufsmessen in den kommenden Jahren. "Vorher wird das BOZ aber aufgrund eines Umbaus nochmals in einen anderen Raum umziehen", sagt der Lehrer. tobias ketter