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Damit das Zentrum von Bad Camberg noch schöner wird

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Der Rundgang (hier am Bayrischen Hof) und die Workshops sind in 2019 - ohne Corona-Beschränkungen - durchgeführt worden, dementsprechend sind zahlreiche eng zusammenstehende Personen zu sehen. © Stadt Bad Camberg

Das Programm Lebendiges Zentrum Bad Camberg ist auf zehn Jahre angelegt. Es geht um Städtebauförderung, Rahmenbedingungen wie Mobilität und Wohlfühl-Faktoren. Rund 22 Millionen Euro sollen in die Weiterentwicklung des Gebiets Frankfurter Straße/Pfortenwiesen fließen. Vor zwei Jahren hat alles begonnen. Wie weit ist man jetzt?

Bad Camberg -Mehr als 150 Bürger hatten sich im Sommer des vergangenen Jahres auf den Weg gemacht, die Örtlichkeiten abgeschritten und gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt den beginnenden Stadterneuerungsprozess beim Städtebauförderungsprogramm "Aktive Kernbereiche in Hessen - Bad Camberg-Frankfurter Straße/Pfortenwiesen" begleitet. Anschließend bestand für die Bad Camberger eine weitere Möglichkeit, ihre Ideen und Anregungen in den Entwicklungsprozess einzubringen. Die Kurstadt möchte damit an die erfolgreiche 25-jährige Altstadtsanierung anknüpfen und setzt darauf, dass dieser Effekt maßgeblich durch die bereits beschlossene B-8-Umgehung bestärkt wird.

Was hat "Lebendiges Zentrum" mit der B-8-Umgehung zu tun?

Durch die Umgehungsstraße versprechen sich die Verantwortlichen eine erhebliche städtebauliche Qualitätssteigerung für das neue Fördergebiet. Die Vorarbeit reicht über fünf Jahrzehnte zurück. Varianten wurden geprüft und verworfen. Die jetzige Linienführung der knapp sieben Kilometer langen Trasse wurde vor 17 Jahren abgestimmt. 2017 erteilte der Bundesverkehrsminister die Baufreigabe für die aktuelle Planung. Die ersten Baumaßnahmen in Sachen Umgehung sind gut sichtbar: 890 000 Euro fließen in die Renaturierung des Emsbachs zwischen Bad Camberg und Würges. Das Ziel dort: Bis zum Jahresende werden teils enorme Höhenunterschiede verschwunden sein, die Auenlandschaft erhält ein völlig anderes Gesicht, hochwertige Flächen für den Naturschutz entstehen. Dies als Ausgleichsmaßnahme für die eigentliche Umgehungsstraße, bei der Flächen versiegelt werden. Hier plant die Verkehrsbehörde einen Baubeginn noch im Dezember, coronabedingt ohne publikumswirksamen offiziellen ersten Spatenstich. Nach derzeitigem Sachstand beginnen die Arbeiten voraussichtlich im Dezember an der Brücke über die Landesstraße 3030 bei Erbach.

Was verbirgt sich hinter der Abkürzung ISEK?

Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) wurde von der DSK (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH) und dem Büro Standort & Kommune erstellt. Das ISEK bietet den Handlungsrahmen für die städtebauliche Entwicklung Bad Cambergs in den kommenden zehn bis zwölf Jahren. Das ISEK wurde im Frühjahr 2020 fertiggestellt und mit coronabedingten Zeitverzögerungen sowohl den Gremien als auch der "Lokalen Partnerschaft" vorgestellt. Mittlerweile ist es vom zuständigen Ministerium genehmigt worden. Die DSK wurde mit dem Management des Förderprogramms beauftragt. Die Ansprechpartner der DSK werden demnächst auch direkt an Ort und Stelle, im neuen Quartiersbüro in der Frankfurter Straße 32, erreichbar sein. "Mit dem ISEK wurden die Weichen gestellt, um eine Fülle an Projekten, die in einem umfassenden Maßnahmenkatalog verankert sind, innerhalb der nächsten zehn Jahre umzusetzen. Maßnahmen, die als Leuchtturmprojekte gelten, und deren positive Strahlkraft sich auf die gesamte Stadt auswirkt, werden mit oberster Priorität bearbeitet. Als Leuchtturmprojekt gilt unter anderem die Gestaltung im Bereich Bayrischer Hof", erklärt Bürgermeister Vogel.

Wie hängen "Aktive Kernbereiche" und Denkmalschutz zusammen?

"2018 wurde Bad Camberg mit dem Gebiet ,Frankfurter Straße/Pfortenwiesen' in das Programm ,Aktive Kernbereiche' aufgenommen. 2020 haben Bund und Länder die Städtebauförderung neu geordnet. Die ,Aktiven Kernbereiche in Hessen' wurden mit dem ,Städtebaulichen Denkmalschutz' in dem Programm ,Lebendige Zentren' gebündelt", erläutert Sabine Rubröder, Stabsstelle Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung bei der Stadt Bad Camberg. "Mit diesem Förderprogramm ist es möglich, bessere Rahmenbedingungen für eine stadtverträgliche Mobilität zu schaffen sowie flankierende Maßnahmen, die das Wohnen, die Wirtschaft und das Wohlfühlen in der Innenstadt stärken, wie attraktive Grün- und Freiflächen, belebte öffentliche Räume, die zum Verweilen einladen, Familienzentren und kulturelle Angebote", ergänzt Bürgermeister Jens-Peter Vogel (SPD).

Welche Schwerpunkte hat das neue Progamm?

Schlagworte sind die Bereiche Wohnen in der Innenstadt; Aufenthaltsqualität, Grünflächen, gesundes Klima; Funktions- und Angebotsvielfalt; Barrierefreiheit und ein Rahmen für stadtverträgliche Mobilität; privates Engagement und Standortgemeinschaften.

Warum ist die Bestandsaufnahme so wichtig?

Wichtige Pfeiler der Arbeit sind am Anfang die Bestandsaufnahme und der Austausch: Was wollen die Menschen? Wo gilt es, privates Engagement zu fördern, wo setzt Stadtentwicklung an? Hier hat sich die Stadt Bad Camberg die DSK auch wegen der guten Erfahrungen über 25 Jahre bei der Bad Camberger Altstadtsanierung mit ins Boot geholt.

Welche Erfahrungen gibt es durch die Altstadtsanierung?

Bad Camberg war 1989 mit seiner historischen Altstadt in das in den 70er Jahre aufgelegte Städtebauförderprogramm aufgenommen worden. Nach Vorlage der vorbereitenden Untersuchungen sowie Planungen für den öffentlichen Raum konnten ab 1992 wichtige öffentliche Maßnahmen wie zum Beispiel die Umgestaltung der zentralen Plätze und Straßen verwirklicht werden. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Marktplatz mit seinem Fachwerk-Ensemble. Parallel zu diesen Maßnahmen veränderte sich das Bild der Altstadt durch umfangreiche private Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Ende 2016/Anfang 2017 erfolgt der endgültige Abschluss mit Aufhebung der Sanierungssatzung und Endabrechnung der Gesamtmaßnahme.

Wie hängt das Ganze mit dem neuen Programm "Lebendiges Zentrum Bad Camberg" zusammen?

Das Programm "Lebendiges Zentrum Bad Camberg" knüpft an die Altstadtsanierung an. Rund 22 Millionen Euro sollen in zehn Jahren in die Weiterentwicklung des Gebiets Frankfurter Straße/Pfortenwiesen fließen. Die Stadt Bad Camberg nutzt das Landesprogramm, um Fördermittel zu generieren und voranzukommen.

Was hat sich bisher getan?

"Auch wenn es nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist, so hat sich seit der Übergabe des ersten Förderbescheides an die Stadt Bad Camberg im September 2018 doch einiges getan", sagt Sabine Rubröder. Sie nennt die Workshops, in denen mit Bürgern, Gewerbetreibenden, Vereinen - den Akteuren der Innenstadt - der Status quo, dringende Handlungsbedarfe sowie Stärken und Schwächen im Fördergebiet herausgearbeitet wurden. Die Ergebnisse waren eine wesentliche Grundlage zur Erstellung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK).

Was tut sich zurzeit, und was sind die ersten Projekte im neuen Förderprogramm?

Aktuell beschäftigt sich die Lenkungsgruppe "Lebendige Zentren", zu der Bürgermeister Jens-Peter Vogel, Bärbel Stillger (stellvertretende Stadtbauamtsleiterin), Sabine Rubröder sowie Michael Stoll von der DSK und Wilfried Weisenberger vom Büro Standort & Kommune gehören, mit den ersten konkreten Projekten. Dazu gehören die Erstellung eines Nutzungskonzeptes im Bereich des alten Kinos, die Erarbeitung eines Abbruchkonzeptes für das ehemalige Lichtspielhaus und die Erstellung eines Gestaltungsleitbildes für die Gebäude, was zur Verbesserung des Gesamtbildes der Stadt beitragen soll.

Wie werden die Bürger weiter eingebunden?

Die Lenkungsgruppe nennt als dringendes Anliegen die Einladung zu einem neu initiierten runden Tisch "Lebendiges Zentrum Bad Camberg". Der runde Tisch soll aus Akteuren, die maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke der Innenstadt haben, bestehen. Dazu gehören Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und Bürger Bad Cambergs.

"Gemeinsam mit ihnen wird eine Bestandaufnahme vorgenommen und werden Entwicklungsszenarien sowie mögliche Reaktionen auf die derzeitige Krisensituation eruiert", so Rubröder. "Ziel ist es, Bad Camberg als Marke, die für Gesundheit, Genuss und KURioses steht, zu positionieren und zu profilieren." Darauf aufbauend erarbeiten die Akteure ein dreijähriges "Fitnessprogramm". Wilfried Weisenberger, Geschäftsführer des Büros Standort & Kommune und Partner der DSK, wird diesen Prozess begleiten.

Wo können Interessierte den Fortgang virtuell verfolgen?

Den Fortschritt der Projekte des Förderprogramms können Interessierte auf der eigens dafür angelegten Website sehen: https://bad-camberg-aktivekerne.de/ . Künftig sollen auf dieser Website Module installiert werden, die die Bürger und Gewerbetreibenden Bad Cambergs ermuntern sollen, sich an der Gestaltung ihrer Stadt aktiv und kreativ zu beteiligen.

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Der Eingang zum ehemaligen Kino. © Petra Hackert

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